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Der Streit ums Nadelöhr – ein Feuerwerk an Ideen für alle, die Menschen beraten und begleiten!
Stell dir vor: Du sitzt als Coach, Therapeutin oder Organisationsberater in einem Gespräch und fragst dich: Wo fange ich eigentlich an? Ist das Problem wirklich in der Person selbst verankert – in ihrer Psyche oder ihrem Körper? Oder ist es eher ein Ergebnis sozialer Beziehungen, gesellschaftlicher Strukturen oder kultureller Erwartungen?
Genau diese Fragen stehen im Zentrum dieses Buches. Und das Beste: Sie werden hier nicht trocken und belehrend behandelt, sondern in einem spannenden, teilweise herrlich humorvollen Streitgespräch aufgerollt.
Die beiden erfahrenen Autoren – Jürgen Kriz und Matthias Ohler – nehmen uns mit auf eine aufregende Reise durch die Welt systemischer Beratung. Sie legen offen, worüber in vielen Fortbildungen nur vage gesprochen wird: Was heißt es eigentlich, „systemisch“ zu arbeiten? Und vor allem: Worauf richte ich meinen Blick als Beraterin oder Coach?
Das „Nadelöhr“ – ein großartiges Bild für ein großes Problem
Der Titel ist schon ein Volltreffer: Das „Nadelöhr“ steht für die Idee, dass Beratung immer irgendwie durch das subjektive Erleben der Person hindurchmuss. Auch wenn wir über Familie, Organisation, Kultur oder Politik sprechen – am Ende sitzt da immer ein Mensch, der etwas fühlt, denkt und entscheidet.
Der personzentrierte Ansatz (den Kriz meisterhaft vertritt) sagt: Dieses „Nadelöhr“ ist unverzichtbar. Es wäre naiv zu glauben, man könnte Menschen helfen, ohne sich intensiv auf ihr Erleben einzulassen.
Aber Ohler (und die Perspektive der Systemiker) fragt provokant: Muss das immer so sein? Könnte man in manchen Fällen nicht auch einmal den Blick weiten und andere Ebenen in den Vordergrund rücken – soziale Rollen, kulturelle Muster, die Organisation als System?
Eine Debatte voller Witz, Scharfsinn und Tiefgang
Das Buch ist kein langweiliger Fachaufsatz, sondern ein intensiver Schlagabtausch auf hohem Niveau. Aber keine Sorge: Die Autoren können erklären. Wirklich gut. Sie werfen sich Argumente zu, stellen kritische Fragen, zeigen auch die Schwächen der eigenen Positionen.
Du merkst beim Lesen schnell: Hier wird nicht einfach eine Meinung verkauft. Stattdessen entsteht eine spannende Debatte darüber, was Beratung leisten kann und soll – und wo ihre Grenzen liegen.
Das macht das Buch enorm hilfreich für alle, die beraten:
- Was mache ich, wenn meine Interventionen nicht fruchten?
- Woran liegt das?
- Schaue ich vielleicht auf das falsche „System“?
- Nehme ich den Menschen zu sehr (oder zu wenig) als eigenverantwortliches Subjekt ernst?
- Was bedeutet das für meine Haltung?
Die Autoren machen klar: Systemische Beratung ist nicht einfach ein „Trickkasten“ mit Tools und Methoden, sondern ein durchdachter Ansatz, der immer wieder neu abwägen muss: Wo ist der richtige Fokus?
Vier Ebenen – ein bunter Werkzeugkasten
Besonders spannend ist die Gliederung in vier zentrale Dimensionen:
1️⃣ Körper – was ist biologisch, neurophysiologisch los?
2️⃣ Psyche – wie erlebt die Person ihr Problem?
3️⃣ Soziales – wie wirken Beziehungen und Erwartungen?
4️⃣ Kultur – welche Werte und Normen prägen das Ganze?
Das Buch zeigt: Wer systemisch arbeiten will, sollte alle diese Ebenen im Blick behalten können – und sich bewusst entscheiden, wo er/sie eingreifen möchte.
Für wen ist das Buch?
✅ Für Menschen, die Beratung neu lernen wollen: Du bekommst hier eine exzellente Einführung in systemisches Denken.
✅ Für erfahrene Profis: Du wirst herausgefordert, deinen eigenen Blickwinkel zu reflektieren.
✅ Für alle, die sich fragen: Was heißt eigentlich „systemisch“ – und was bedeutet das konkret in meiner Arbeit?
Was macht das Buch so besonders?
Die Sprache: Fundiert und gleichzeitig unterhaltsam. Die Autoren sind nicht nur Experten, sondern auch gute Erzähler.
Die Struktur: Klar gegliedert, mit Beispielen und Fallvignetten, die das Ganze lebendig machen.
Der Mut zur Kontroverse: Hier wird nicht beschönigt oder glattgebügelt. Es gibt echte Dissense – und das macht es so lehrreich.
Fazit (in Euphorie!):
Dieses Buch ist ein echter Schatz für alle, die mit Menschen arbeiten. Es ist wie ein spannender Workshop in Buchform, bei dem du zwei brillanten Dozenten zuhörst, die sich auf hohem Niveau zoffen – und dir dabei helfen, selbst klarer zu sehen.
Es macht Mut, Beratung nicht als Patentrezepte-Verkauf zu verstehen, sondern als Kunst, den richtigen Fokus zu finden. Und es zeigt: Die Frage, ob wir das „Nadelöhr“ des subjektiven Erlebens brauchen oder nicht, ist keine akademische Haarspalterei – sondern höchst relevant dafür, ob unsere Arbeit wirkt.
Kurz gesagt: Wer das liest, wird klüger, wacher und neugieriger. Und hat auch noch Spaß dabei. Ein Muss für alle Coaches, Beraterinnen, Therapeutinnen – und für alle, die gerne denken.
- Herausgeber : Carl-Auer Verlag GmbH
- Erscheinungstermin : 10. September 2019
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 152 Seiten
- ISBN-10 : 3849703134
- ISBN-13 : 978-3849703134
- Abmessungen : 13.4 x 1.5 x 21.6 cm