/ Juli 15, 2025/ Buch

Freitags im Mondlicht – eine Feier des Lebens, der Liebe und all der herrlich unperfekten Menschen, die es wagen, beides noch einmal zuzulassen.

Schon der Titel glitzert wie ein Versprechen: Freitagabend, Mondlicht, eine Parkbank, die zu allem werden kann – einem Rückzugsort, einem Tribunal alter Geister, einem ersten Kapitel. Natalie Coopers Debütroman wirft uns mitten hinein in diese schimmernde Szene, aber er macht sich einen Spaß daraus, unsere romantischen Erwartungen gleich wieder zu zerschlagen – nur um sie später umso schöner neu zusammenzusetzen.

Denn hier sitzt Iris Nightingale. Und Iris will von Liebe nun wirklich nichts mehr wissen. Ihr Leben ist fein säuberlich vermessen: Arbeitstage voller Zahlen und Konstruktionen, nächtliche Läufe, die sie vor den Schatten ihrer Vergangenheit bewahren sollen. Ihre Regeln sind ihr Schutzwall. Und eine dieser Regeln ist heilig: Niemals neben Fremden auf einer Bank sitzen. Schon gar nicht auf ihrer Bank.

Aber das Mondlicht kümmert sich nicht um Regeln. Und Hunter Monroe erst recht nicht.

Hunter platzt in Iris’ Freitagsritual wie ein lautes, unverschämtes Musikstück in eine still meditierende Bibliothek. Er ist groß. Er ist sarkastisch. Er hat diesen Schlagfertigkeits-Charme, der so viele Leute begeistert und Iris rasend macht. In seinem Mund klingt jedes Gespräch wie ein Duell. Und genau deshalb haut sie ab. Was für ein Triumph, ihn einfach sitzenzulassen. Problem gelöst? Von wegen.

Denn das Schicksal hat Humor – und ein Faible für Bürokomödien. Am nächsten Morgen steht Hunter in ihrer Firma, noch halb tropfend aus der Dusche. Er ist der neue externe Berater. Natürlich. Als wäre das nicht schlimm genug, zwingt ein Firmenprogramm sie auch noch dazu, gemeinsam eine Fortbildung zu besuchen – ausgerechnet an dem Datum, das Iris am liebsten aus dem Kalender reißen würde.

Ab hier entzündet Natalie Cooper ein brillantes Feuerwerk an Emotionen, Witz und tiefer Menschlichkeit. Sie schildert die Begegnungen zwischen Iris und Hunter wie ein faszinierendes Tanzduell: mal sticheln sie bissig, mal kommen sie sich so nah, dass es fast wehtut. Immer aber ist da eine vibrierende Spannung. Iris will nicht. Iris kann nicht. Aber Hunter ist schwer abzuschütteln – und dabei keineswegs der simple Charmeur, den sie erwartet. Hinter seinem Grinsen lauern eigene Verletzungen, Ängste, Fragen.

Und so wird „Freitags im Mondlicht“ weit mehr als eine Romanze. Es ist eine Geschichte über zwei Menschen, die auf unterschiedliche Weise gebrochen sind. Über Routinen, die wir brauchen, um zu überleben – und die wir sprengen müssen, um zu leben. Über die verdammte, unvermeidliche, wunderschöne Wahrheit, dass wir anderen weh tun und verletzt werden, wenn wir uns öffnen. Und dass es sich trotzdem lohnt.

Cooper gelingt dabei eine außergewöhnliche Balance. Ihr Stil ist federleicht und durchtränkt von Humor, ohne je das Gewicht echter Trauer zu verleugnen. Wenn Iris versucht, in der kalten Morgenluft ihren Kopf frei zu laufen, spürt man das Flattern ihres Herzens, das gleichzeitig entkommen und festgehalten werden will. Wenn Hunter eine seiner provokanten Bemerkungen fallenlässt, merkt man, dass er sie testet – nicht um sie zu ärgern, sondern weil er hofft, dass sie zurückbeißt.

Und die Parkbank im Mondlicht? Die wird zur Bühne einer zarten, schleichenden Annäherung. Zum Schauplatz von Geständnissen, die man nur im Schatten des Mondes auszusprechen wagt. Ein Symbol für die Bereitschaft, einfach mal neben einem anderen Menschen Platz zu nehmen – und auszuhalten, dass das riskant ist.

Freitags im Mondlicht ist eine Hymne auf zweite Chancen. Nicht nur für die Liebe zwischen zwei Menschen, sondern auch für die Liebe zu sich selbst. Für Iris bedeutet das, sich einzugestehen, dass die Vergangenheit nicht einfach verschwindet – und dass sie nicht jeden Moment kontrollieren kann. Für Hunter heißt es, jemanden zu sehen, wirklich zu sehen, ohne sie retten zu wollen.

Was Natalie Cooper so mitreißend macht, ist ihr Blick für die kleinen, echten Momente: Das geteilte Schweigen auf einer Autofahrt, das vorsichtige Necken in einem Seminarkreis, der zögernde Schritt aufeinander zu. Ihr Roman ist nicht kitschig, sondern voller Lebensklugheit. Und dabei unverschämt romantisch – auf die beste, weil verdiente Art.

Für wen ist dieses Buch?
Für alle, die an Liebe glauben – auch wenn sie sie verfluchen. Für alle, die sich schon mal geschworen haben, es nie wieder zu versuchen. Für alle, die beim Lesen lachen, fluchen und weinen wollen.

Kurz gesagt: „Freitags im Mondlicht“ ist ein Debüt voller Herz, Witz und Gefühl, das seine Figuren nicht vor Schmerz bewahrt – aber ihnen zeigt, dass Liebe trotzdem möglich ist. Ein Roman, der dein Herz wärmt wie Mondlicht auf einer kühlen Bank im Park. Und dich am Ende mit einem hoffnungsvollen Lächeln zurücklässt.

Ein Buch, das ruft: „Setz dich. Lass uns reden. Lass uns leben.“

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 11. März 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 400 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3499016044
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499016042
  • Originaltitel ‏ : ‎ Iris Nightingale is more than okay
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.5 x 2.84 x 19 cm

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