/ Juli 22, 2025/ Buch

Das erschütterte Ich – Ein Buch, das Trauma wirklich verständlich macht

Was ist ein Trauma? Wie fühlt es sich an – und wie kommt man da wieder raus? Genau diese Fragen stellt sich Prof. Dr. Frank Schneider in seinem wichtigen und gut verständlichen Buch „Das erschütterte Ich: Trauma verstehen und bewältigen“. Und er gibt klare, beruhigende und hilfreiche Antworten.

Traumata sind Verletzungen – aber keine, die man auf den ersten Blick sieht. Sie sind seelische Wunden, die durch extrem belastende Erfahrungen entstehen können. Manchmal reicht ein einziger Moment, manchmal dauert das Erleben über längere Zeit an. In seinem Buch erklärt Dr. Schneider, was mit uns passiert, wenn wir ein Trauma erleben – im Körper, im Gehirn und in unserer Gefühlswelt. Und vor allem: Wie wir lernen können, mit den Folgen umzugehen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen.


Was ist überhaupt ein Trauma?

Ein Trauma ist eine Reaktion auf ein Ereignis, das uns komplett überfordert hat. Das kann zum Beispiel ein schwerer Unfall sein, ein Überfall, Gewalt, sexueller Missbrauch, Flucht aus dem Heimatland oder auch der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen. Unser Gehirn „friert“ in diesem Moment ein – wir fühlen uns ausgeliefert, ohnmächtig und hilflos. Das ist eine normale Schutzreaktion. Doch manchmal bleibt sie bestehen, auch wenn das Schlimmste längst vorbei ist.

Dr. Schneider beschreibt das ganz einfühlsam und ohne komplizierte Fachsprache. Er zeigt, dass man nicht „verrückt“ ist, wenn man unter Flashbacks, Alpträumen oder ständiger Angst leidet – sondern dass es sich um eine ganz reale und behandelbare seelische Verletzung handelt: die sogenannte posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).


Wer ist betroffen?

Im Buch wird deutlich: Ein Trauma kann jeden treffen. Manche Menschen sind aber besonders gefährdet, zum Beispiel Kinder, Menschen mit belastenden Erfahrungen in der Vergangenheit oder solche, die wenig Unterstützung haben. Aber auch Pflegekräfte, Soldaten oder Geflüchtete sind häufig betroffen. Und: Jedes Trauma ist einzigartig. Niemand sollte sich sagen lassen, dass sein Leid „nicht schlimm genug“ sei – jede Geschichte zählt.


Was passiert im Körper und im Kopf?

Spannend und verständlich erklärt Dr. Schneider, was bei einer Traumatisierung im Körper passiert: Unser Stresssystem läuft auf Hochtouren. Die Amygdala (unser „Alarmzentrum“ im Gehirn) schlägt Alarm, das Gedächtnis speichert das Erlebte oft nicht richtig ab – deshalb wirken manche Erinnerungen später wie „eingefroren“ oder tauchen plötzlich aus dem Nichts wieder auf. Diese sogenannten Intrusionen oder Flashbacks können sehr belastend sein. Aber: Es gibt Wege, damit umzugehen – und genau die stellt das Buch vor.


Welche Hilfe gibt es?

Besonders hilfreich ist der Überblick über die verschiedenen Therapieformen, die heute bei Trauma eingesetzt werden:

  • Expositionstherapie: Hier setzt man sich behutsam mit der belastenden Erinnerung auseinander, um dem Gehirn zu helfen, sie besser einzuordnen und als vergangen zu erkennen.
  • EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing): Eine Therapieform, bei der durch gezielte Augenbewegungen belastende Erinnerungen verarbeitet werden können.
  • Ego-State-Therapie: Hier wird mit den „inneren Anteilen“ gearbeitet, um traumatisierte Persönlichkeitsanteile zu stärken und zu integrieren.
  • Körperorientierte Verfahren: Da viele Traumata auch im Körper „gespeichert“ sind, helfen Übungen zur Entspannung und Körperwahrnehmung.
  • Gesprächstherapie und Verhaltenstherapie: Hier geht es darum, Gefühle zu sortieren, Gedankenmuster zu verstehen und neue Strategien zu entwickeln.

Was besonders Mut macht: Dr. Schneider zeigt, dass Heilung möglich ist. Nicht von heute auf morgen – aber Schritt für Schritt.


Was ist Resilienz?

Ein wichtiges Kapitel widmet sich dem Thema Resilienz – der seelischen Widerstandskraft. Was hilft Menschen, trotz schlimmer Erfahrungen nicht zu zerbrechen? Wie kann man sich stärken – oder sogar gestärkt aus einer Krise hervorgehen? Der Autor zeigt, dass Resilienz keine „Superkraft“ ist, sondern etwas, das man lernen und trainieren kann. Dazu gehören ein stabiles soziales Umfeld, gute Selbstfürsorge und das Wissen, dass man Hilfe annehmen darf.


Viele Beispiele aus der Praxis

Was dieses Buch besonders macht, sind die vielen Fallbeispiele aus dem Alltag von Dr. Schneider. Da ist zum Beispiel die Frau, die nach einer Vergewaltigung jahrelang unter Panikattacken leidet. Oder der junge Mann, der nach einem Autounfall plötzlich nichts mehr spürt. Oder die Geflüchtete, die ihre Familie verloren hat und in einem fremden Land neu anfangen muss. All diese Geschichten zeigen: Trauma hat viele Gesichter. Aber es gibt Wege hinaus.


Für wen ist das Buch geeignet?

„Das erschütterte Ich“ ist ein wertvoller Ratgeber für:

  • Menschen, die selbst ein Trauma erlebt haben
  • Angehörige und Freund:innen von Betroffenen
  • Fachkräfte aus Therapie, Pflege, Sozialarbeit oder Pädagogik
  • Alle, die das Thema besser verstehen wollen

Fazit

„Das erschütterte Ich“ ist ein kluges, warmherziges und leicht verständliches Buch über ein sehr ernstes Thema. Dr. Frank Schneider zeigt, dass Trauma keine Lebensverurteilung ist – sondern eine Herausforderung, mit der man umgehen lernen kann. Mit viel Wissen, Mitgefühl und konkreten Hilfen macht dieses Buch Mut zur Heilung.

Einfühlsam geschrieben, voller Hoffnung und fachlich fundiert – ein echtes Standardwerk, das man nicht nur einmal liest, sondern immer wieder zur Hand nimmt.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Droemer HC
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 2. Juni 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 400 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3426562146
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426562147
  • Abmessungen ‏ : ‎ 15 x 3.36 x 22 cm
  • 24 Euro

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