/ Mai 1, 2023/ Buch

Buch mit Kopiervorlagen und Audio-Material

Achtsamkeit bedeutet, dass man sich auf das konzentriert, was man gerade tut, ohne sich ablenken zu lassen. In unserer heutigen Welt sind wir jedoch oft von vielen Dingen umgeben, wie zum Beispiel Handys oder Computer, die uns ablenken können. Kinder und Jugendliche haben oft viele Termine und Aufgaben, die zu Stress und Überforderung führen können. Deshalb ist es wichtig, dass sie lernen, achtsam zu sein, um sich besser zu fühlen und möglicherweise auch bessere Leistungen zu erbringen. Schule kann ein Ort sein, an dem Kinder und Jugendliche Achtsamkeit lernen können. Das Buch „Achtsamkeit im Unterricht“ möchte Lehrerinnen und Lehrer dabei unterstützen, Achtsamkeit im Unterricht zu fördern.

Alexandra Andersen ist eine verheiratete Mutter von zwei Töchtern und arbeitet als Lehrerin für Katholische Religionslehre, Latein und Italienisch an einem Gymnasium in Würzburg. Sie hat ein Konzept namens „Lernen mit Achtsamkeit“ entwickelt, das sie seit 2017 erfolgreich in ihrem Unterricht anwendet und hauptsächlich für Schülerinnen und Schüler der 5. Jahrgangsstufe anbietet. Das Konzept soll den Schülerinnen und Schülern neue Ansätze für effektives Lernen, Körperwahrnehmung und Empathiefähigkeit vermitteln. Seit 2019 bietet sie auch Lehrerinnen und Lehrern Fortbildungen an, um ihnen beizubringen, wie sie Achtsamkeit in ihre eigenen Unterrichtsmethoden integrieren können. Dabei ist es ihr wichtig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre eigene Haltung der Achtsamkeit stärken und verbessern. Weitere Informationen über das Angebot von Alexandra Andersen sind auf ihrer Website zu finden (https://www.alexandra-andersen.de).

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Der erste Teil befasst sich mit der Theorie von Achtsamkeit und warum es wichtig ist, sowohl als Kind oder Jugendlicher als auch als Lehrer Achtsamkeit zu erleben. Der zweite Teil enthält zwölf ausgearbeitete Unterrichtsentwürfe mit vielen verschiedenen Übungen, die Lehrkräfte in den Unterricht einbauen können, um Achtsamkeit zu fördern. Das Buch endet mit Anregungen zur Umsetzung des Konzepts „Achtsamkeit im Unterricht“.

Alexandra Andersen beschreibt in ihrem Buch „Achtsamkeit im Unterricht“ zu Beginn, was sie unter Achtsamkeit versteht: nämlich sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und ihm ohne Bewertung zu begegnen. Sie beschreibt Achtsamkeit als die Fähigkeit, sich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren. Im weiteren Verlauf geht sie kurz auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung des Achtsamkeitsbegriffs ein, stellt aber heraus, dass für sie die individuelle Erfahrung mit Achtsamkeit wichtiger ist als die Wissenschaft. Im dritten Kapitel des ersten Teils erläutert die Autorin die Vorteile, die Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte durch Achtsamkeitsübungen gewinnen können, wie z.B. verbesserte Konzentration, gestärktes Selbstbewusstsein, bessere Impulskontrolle, Empathie und Stressreduktion.

Alexandra Andersen setzt sich dafür ein, dass Achtsamkeit als individuelle Haltung in den Unterricht integriert wird, anstatt als reguläres Unterrichtsfach mit Noten auf dem Zeugnis zu erscheinen. Ihr Konzept wird hauptsächlich in der fünften Jahrgangsstufe eingeführt, da die Schüler*innen in dieser Phase viele Veränderungen erleben. Obwohl die Übungen auf höhere Klassenstufen angepasst werden können, ist ihre Wirkung unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Andersen betont, dass es wichtig ist, dass sich alle Teilnehmenden bewusst auf die Thematik einlassen und die Lehrkraft eine positive innere Haltung zur Achtsamkeit hat und als authentisches Vorbild agiert.

Die Autorin verwendet in ihren Achtsamkeitsübungen Klangschalen als wichtigen Bestandteil, da sie laut Neurowissenschaften Selbstbewusstsein, Körperwahrnehmung und Kreativität stärken und ein Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit vermitteln können. Die zwölf Stundenverläufe sind alle gleich aufgebaut, aber sprechen unterschiedliche Achtsamkeitsebenen an. Jede Stunde beginnt mit einem Begrüßungsritual, das die individuelle Wertschätzung der Lernenden fördern soll. In den ersten sieben Stunden nennt die Lehrkraft jeden Lernenden beim Namen und schenkt ihm/ihr bewussten Blickkontakt, danach erfolgt die Begrüßung ohne Namensnennung, aber weiterhin mit bewusstem Blickkontakt. Im Anschluss wird das jeweilige Thema mit den Lernenden gemeinsam erarbeitet, indem unterschiedliche Materialien und Übungen eingesetzt werden.

Das Achtsamkeitstraining beinhaltet regelmäßige Übungen, die in drei Kategorien unterteilt sind: Atem- und Ruheübungen, Körper- und Bewegungsübungen sowie mentale Übungen. Die Art der Übungen variiert je nach Thema und kann im Stuhl- oder Sitzkreis oder mit Tischen und Stühlen durchgeführt werden. Die Stunde endet mit einer Feedbackrunde, in der die Lernenden ihren Gemütszustand und ihre Erfahrungen teilen können. Die Lehrkraft kann hierbei helfen, Probleme zu lösen und weitere Unterstützung anzubieten. Eine Wochenübung hilft den Lernenden, das Gelernte im Alltag anzuwenden und zu vertiefen. Die Stunde wird mit einem Atemritual und einer Verbeugung vor sich selbst und anderen abgeschlossen.

Das zweite Teil des Buchs von Alexandra Andersen enthält zwölf Unterrichtsentwürfe für Achtsamkeit. Jeder Entwurf hat eine tabellarische Übersicht über den Ablauf und die Materialien. Lehrkräfte können auch einzelne Übungen aus den Entwürfen auswählen, wenn sie nicht genug Zeit für die komplette Unterrichtsreihe haben. Zehn Unterrichtseinheiten können in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden, aber die beiden Einführungsstunden sollten aufeinander folgen, da sie aufeinander aufbauen. Diese Stunden beginnen mit einem Begrüßungsritual und fragen die Schüler nach ihren Erfahrungen mit Achtsamkeit. Die Lehrkraft erklärt dann den Aufbau und die Funktion des Gehirns und führt Atemübungen (SILENCE) durch. Die Schüler reflektieren nach jeder Übung und wenden das Wissen in einer MOVE-Übung an. Es folgt eine Ruhe- und Stillübung, die auch von der Lehrkraft vorgelesen oder per Webcode abgespielt werden kann. Weisheitsgeschichten können auch thematisiert werden, falls Zeit vorhanden ist.

Am Ende jeder Achtsamkeitsstunde wird eine Feedback-Runde durchgeführt, bei der die Lernenden ihre Erfahrungen und Empfindungen teilen. Die Lehrkraft stellt auch die wöchentliche Hausaufgabe vor, bei der die Lernenden den Atem beobachten und ein Achtsamkeitstagebuch führen sollen. Die zweite Achtsamkeitsstunde baut auf der ersten auf und vertieft das Verständnis der Schülerinnen und Schüler für die Atmung und das Konzept des „Annehmens“. In den folgenden fünf Stunden werden die fünf Sinne (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken) behandelt, wobei die Reihenfolge flexibel ist, da jeder Unterrichtsentwurf eigenständig ist.

Der Aufbau der einzelnen Stunden ist aber identisch:

  • Start mit dem Begrüßungsritual;
  • Einleitung und hinführende Fragen zu dem jeweiligen Sinn mit vorgefertigten und einsetzbaren Materialien;
  • SILENCE in Form von Atem- sowie Ruhe- und Stillübungen;
  • MOVE – bewegte Achtsamkeit: Wahrnehmungsübungen bezogen auf den jeweiligen Sinn;
  • SILENCE: wieder in Form einer Ruhe- und Stillübung;
  • in Abhängigkeit der Unterrichtszeit kann eine Weisheitsgeschichte (MIND & SOUL) vertiefend behandelt werden;
  • Blitzlicht als Feedback, um zu erfahren, was den Lernenden gefallen hat bzw. was schwergefallen ist;
  • Wochenübung; und
  • Ende mit dem Abschlussritual.

In den verbleibenden fünf Stunden geht es um Gedanken und Gefühle wie Wut und Dankbarkeit. Die Schülerinnen und Schüler werden ermutigt, achtsam mit ihren Gedanken umzugehen und Techniken zu erlernen, um ihr Gedankenkarussell zu stoppen. Sie lernen auch, ihre Gefühle wahrzunehmen und mithilfe von Gefühlskarten zu benennen. Für diese Stunden stehen auch Kopiervorlagen und Texte zur Verfügung, die von der Lehrkraft vorgelesen oder per Webcode abgespielt werden können.

Abschließend fordert die Autorin die Lehrkräfte auf, sich mit Achtsamkeit auseinanderzusetzen. Eine einzelne Unterrichtsstunde zur Achtsamkeit ist zwar besser als keine, aber um eine nachhaltige Veränderung der inneren Haltung zu erreichen, empfiehlt sie eine Reihe von Unterrichtsstunden.

In den restlichen fünf Stunden des Kurses geht es um Gedanken und Emotionen wie Wut und Dankbarkeit. Die Schüler werden ermutigt, achtsam mit ihren Gedanken umzugehen und Strategien zu erlernen, um ihr Gedankenkarussell zu stoppen. Außerdem lernen sie, ihre Gefühle wahrzunehmen und sie mithilfe von Gefühlskarten auszudrücken. Die Lehrkräfte haben Zugang zu Kopiervorlagen und Texten, die sie im Unterricht verwenden können.

Die Autorin betont, dass eine einzelne Achtsamkeitsstunde zwar hilfreich ist, aber um eine nachhaltige Veränderung zu erzielen, empfiehlt sie eine Reihe von Stunden. Deshalb fordert sie die Lehrkräfte auf, sich intensiv mit dem Thema Achtsamkeit zu beschäftigen.

Das Konzept von Alexandra Andersen zur Vermittlung von Achtsamkeit im Unterricht ist äußerst gelungen. Die strukturierte Abfolge von Übungen und Lektionen ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, sich schrittweise mit Achtsamkeit auseinanderzusetzen und die innere Haltung zu verändern. Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Kopiervorlagen und Texte, die den Lehrkräften die Vorbereitung und Durchführung der Unterrichtsstunden erleichtern. Auch die Berücksichtigung der unterschiedlichen Sinne und Emotionen in den Übungen sorgt für eine abwechslungsreiche und ganzheitliche Erfahrung. Insgesamt ein tolles Konzept, das Achtsamkeit auf eine zugängliche und praxisnahe Art und Weise vermittelt.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Cornelsen Pädagogik (24. August 2020)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Broschiert ‏ : ‎ 144 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3589167068
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3589167067
  • Abmessungen ‏ : ‎ 17 x 0.6 x 24 cm

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