„Zwischen Skepsis und Staatskult: Neue Perspektiven auf Ciceros ‚De natura deorum'“ ist ein bemerkenswertes Buch, das eine erfrischende und tiefgründige Neubetrachtung von Ciceros berühmtem Werk bietet. Die Autoren, Christopher Diez und Christoph Schubert, präsentieren eine umfangreiche Analyse, die sowohl für Fachleute als auch für interessierte Laien zugänglich ist.
Diez und Schubert liefern eine gründliche Untersuchung der verschiedenen Perspektiven, die Cicero in „De natura deorum“ einnimmt. Sie entfalten die zentralen Themen des Werkes und stellen neue Interpretationen vor, die sowohl den historischen als auch den philosophischen Kontext berücksichtigen. Dabei vermitteln sie dem Leser nicht nur ein tieferes Verständnis der Texte, sondern eröffnen auch faszinierende Einsichten in die Denkweise und Debatten der antiken Welt.
Besonders beeindruckend ist die präzise Argumentation der Autoren, die auf einer soliden Grundlage von Forschung und Quellen basiert. Sie gehen kritisch mit vorhandenen Interpretationen um und bieten eigene Gedanken und Ideen an, die das Buch zu einem wertvollen Beitrag zur Cicero-Forschung machen
In dem Abschnitt „Religionsgeschichtliche und religionswissenschaftliche Perspektiven auf De Natura Deorum“ des Buches beschäftigt sich der angesehene Experte Wilfried Stroh mit der Beziehung zwischen Ciceros Werk „De Natura Deorum“ und der römischen Religion. Stroh analysiert die Darstellung der römischen Religion in Ciceros Werk und beleuchtet dabei die Verbindungen zwischen der Philosophie des Autors und den religiösen Vorstellungen seiner Zeit.
Stroh zeigt auf, wie Cicero die römische Religion interpretiert und in welchem Maße er sich von ihr beeinflussen lässt. Er setzt sich intensiv mit den religiösen Praktiken und Glaubensvorstellungen der Römer auseinander und diskutiert ihre Auswirkungen auf die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit.
Mit seiner profunden Kenntnis der römischen Kultur und Religion vermittelt Stroh wertvolle Einblicke in Ciceros Denkweise und seine Beziehung zur römischen Religion. Seine Untersuchung liefert eine umfassende und fundierte Analyse, die das Verständnis von Ciceros Werk „De Natura Deorum“ in einem neuen Licht erscheinen lässt und wichtige Erkenntnisse für die Forschung im Bereich der römischen Religion bietet.
Jörg Rüpke beschäftigt sich mit Ciceros Philosophie der Frömmigkeit, betrachtet jedoch diese Thematik durch das Prisma der städtischen Religion. Er analysiert, wie sich Ciceros Ansichten zur Frömmigkeit und Spiritualität im Kontext der urbanen Religion manifestieren. Dabei untersucht Rüpke die Rolle der Stadt als Ort der religiösen Praxis und wie dies die Vorstellungen und Überzeugungen Ciceros beeinflusst.
Elisabeth Begemann stellt die Frage nach der Verbindung zwischen den Göttern und der Gerechtigkeit in Ciceros Theorie. Sie analysiert die Spannung zwischen ratio, also dem rationalen Denken, und Resonanz, also einer intuitiven, emotionalen Resonanz auf moralische Prinzipien. Begemann untersucht, wie Cicero die Beziehung zwischen den Göttern und der Vorstellung von Gerechtigkeit in seinem Werk thematisiert und welche Rolle rationales Denken und emotionale Empfindungen dabei spielen.
Die Beiträge von Jörg Rüpke und Elisabeth Begemann bieten spannende Einblicke in die Denkweise und die religiösen Vorstellungen von Cicero. Sie tragen dazu bei, die philosophische und spirituelle Dimension von Ciceros Werk „De Natura Deorum“ zu erfassen und ermöglichen ein tieferes Verständnis seiner Auseinandersetzung mit Fragen der Frömmigkeit und Gerechtigkeit.
Holger Essler beschäftigt sich in seinem Beitrag mit den theologischen Aussagen des antiken Philosophen Epikur, wie sie bei Cicero und Philodemus zu finden sind. Essler analysiert, wie Cicero und Philodemus Epikurs theologische Vorstellungen in ihren Werken aufgreifen und interpretieren. Dabei untersucht er die Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den beiden Autoren und zeigt auf, wie sie Epikurs Konzepte in ihre eigenen philosophischen Ansichten integrieren.
Christopher Diez widmet sich in seinem Beitrag der deutschen Quellenforschung zu Ciceros „De Natura Deorum“. Er betrachtet die Geschichte der deutschen Forschung zu diesem Werk und analysiert wissenschaftshistorische Aspekte, die mit dieser Verbindung verbunden sind. Dabei geht Diez auf problematische Fragen ein, die im Zusammenhang mit der deutschen Quellenforschung zu Ciceros Werk aufgetaucht sind, und bietet Überlegungen dazu an.
Die Beiträge von Holger Essler und Christopher Diez liefern neue Erkenntnisse und Perspektiven im Zusammenhang mit Ciceros „De Natura Deorum“. Essler beleuchtet die theologischen Aspekte des Werks und deren Verbindung zu Epikurs Lehren, während Diez sich auf die deutsche Quellenforschung konzentriert und deren Entwicklung und Herausforderungen analysiert. Zusammen bieten sie einen umfassenden Blick auf die Bedeutung und den Einfluss von Ciceros Werk im Kontext der antiken Philosophie und der deutschen Forschungstradition.
Clara Auvray-Assayas untersucht in ihrem Beitrag die Strategien, die Cicero als Autor in der Konstruktion seines Werkes „De Natura Deorum“ verwendet. Besonders fokussiert sie sich dabei auf die Rolle des schweigsamen Charakters in dem Werk. Auvray-Assayas analysiert, wie Cicero diesen schweigsamen Charakter nutzt, um bestimmte Aspekte seiner Argumentation zu verstärken und die Leser zu bestimmten Interpretationen zu lenken.
Raphael Woolf widmet sich in seinem Beitrag einem interessanten Aspekt von Ciceros Werk – nämlich dem „Academy Award“, also der Art und Weise, wie Cicero rhetorische Strategien verwendet, um seine Argumente überzeugend und überzeugend darzustellen. Woolf untersucht, wie Cicero rhetorische Mittel einsetzt, um seine Leser zu überzeugen und seine Philosophie zu vermitteln.
Gernot-Michael Müller betrachtet die inhaltliche und kommunikative Beziehung zwischen Ciceros Werken „De Natura Deorum“ und „De Divinatione“. Müller analysiert, wie diese beiden Werke miteinander verknüpft sind und wie sie sich gegenseitig ergänzen. Er untersucht die inhaltlichen Verbindungen und die Kommunikation zwischen den beiden Werken, um ein tieferes Verständnis für Ciceros Gedanken und philosophische Ansichten zu gewinnen.
Die Beiträge von Clara Auvray-Assayas, Raphael Woolf und Gernot-Michael Müller bieten aufschlussreiche Einblicke in verschiedene Aspekte von Ciceros Werk „De Natura Deorum“. Auvray-Assayas betrachtet die konstruktiven Strategien des Autors, Woolf analysiert die rhetorischen Aspekte und Müller untersucht die Verbindung zwischen „De Natura Deorum“ und „De Divinatione“. Zusammen liefern diese Beiträge eine facettenreiche und tiefgründige Betrachtung von Ciceros Werk und seiner Bedeutung in der antiken Philosophie.
Jochen Sauer untersucht in seinem Beitrag die Schule des Gaius Aurelius Cotta in Ciceros Werk „De Natura Deorum“. Insbesondere analysiert er die akademische Kritik an Balbus‘ Argumentation, wie sie in diesem Werk dargestellt wird. Dabei betrachtet Sauer auch die Rezeption dieser Kritik in Ciceros Werk „De Legibus“ und bei Minucius Felix.
Sauer untersucht die spezifischen Argumente und Standpunkte, die von der Schule des Gaius Aurelius Cotta gegen Balbus vorgebracht werden. Er analysiert die Art und Weise, wie Cicero diese Kritik in „De Natura Deorum“ darstellt und wie sie von anderen antiken Autoren wie Minucius Felix aufgegriffen und weiterentwickelt wird.
Der Beitrag von Jochen Sauer bietet einen interessanten Einblick in die akademische Kritik an Balbus‘ Argumentation in Ciceros Werk „De Natura Deorum“ und zeigt auf, wie diese Kritik in anderen Werken der Antike rezipiert wird. Dadurch wird ein tieferes Verständnis für die intellektuellen Debatten und den Einfluss der Schule des Gaius Aurelius Cotta auf die antike Philosophie und Literatur gewonnen.
Dagmar Kiesel untersucht in ihrem Beitrag die Rolle von Cicero als Kronzeuge im Streit zwischen Iulian und Augustin in Bezug auf die sexuelle Begierlichkeit. Sie analysiert, welche Ansichten Cicero und die stoische Philosophie tatsächlich über sexuelle Begierlichkeit hatten. Dabei betrachtet sie den historischen Kontext und die verschiedenen Argumente, die von Iulian und Augustin vorgebracht wurden.
Jörn Müller beleuchtet in seinem Beitrag die skeptische Haltung von Cicero in seinem Werk „De Natura Deorum“ und stellt diese im Licht von David Humes Philosophie dar. Er betrachtet, wie Cicero als junger Mann skeptische Ansätze in Bezug auf die Natur der Götter präsentiert und wie diese Perspektive mit Humes skeptischer Philosophie korreliert.
Die Beiträge von Dagmar Kiesel und Jörn Müller bieten neue Einblicke in die Gedankenwelt von Cicero und stoischen Philosophen sowie in die Rezeption und Interpretation ihrer Werke. Kiesel untersucht die Ansichten über sexuelle Begierlichkeit, während Müller die skeptische Haltung von Cicero erforscht. Zusammen bieten diese Beiträge eine interessante Betrachtung der philosophischen Ansichten und des intellektuellen Erbes von Cicero im Kontext der antiken und modernen Philosophie.
Der Schreibstil ist klar und gut strukturiert, was es dem Leser ermöglicht, den komplexen Inhalt leicht zu erfassen. Die Autoren nehmen sich Zeit, die komplizierten Konzepte zu erklären und mit Beispielen zu veranschaulichen, was zur Klarheit und Nachvollziehbarkeit des Buches beiträgt.
„Zwischen Skepsis und Staatskult“ zeichnet sich auch durch seine umfangreiche Anmerkungssektion und Bibliographie aus, die als wertvolle Ressourcen für weitere Studien dienen können.
Insgesamt ist dieses Buch eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der sich für Cicero, die antike Philosophie oder die Diskussionen über Religion und Glauben interessiert. Diez und Schubert haben eine außergewöhnliche Arbeit geleistet, indem sie neue Perspektiven auf Ciceros „De natura deorum“ eröffnet haben und damit einen bedeutenden Beitrag zur Forschung auf diesem Gebiet leisten.
- Herausgeber : Franz Steiner Verlag; 1. Edition (20. Oktober 2022)
- Sprache : Englisch, Französisch, Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 277 Seiten
- ISBN-10 : 3515133267
- ISBN-13 : 978-3515133265
- Abmessungen : 18 x 2.5 x 24.6 cm