In „Globalismen“ beleuchtet David Kuchenbuch die Ursprünge, Entwicklungen und Herausforderungen des globalen Bewusstseins, das die Welt seit über 150 Jahren prägt. Dieses globale Bewusstsein – das Denken und Handeln im Kontext einer vernetzten Welt – hat sich in verschiedenen historischen Epochen und politischen Bewegungen immer wieder verändert. Kuchenbuchs Buch erklärt, wie die heutigen Vorstellungen von „Globalismus“ als Kampfbegriff entstanden sind und wie unterschiedliche Sichtweisen auf Globalisierung unsere Gesellschaft und Politik beeinflussen.
Globalismus als Begriff und seine Herausforderungen
Heute wird „Globalismus“ oft kontrovers diskutiert: Während einige Menschen die zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft als Chance sehen, kritisieren andere sie als Bedrohung für nationale Identitäten und Unabhängigkeit. Der Autor zeigt, dass dieser Streit nicht neu ist. Bereits seit dem 19. Jahrhundert gibt es Auseinandersetzungen darüber, wie sinnvoll oder gefährlich weltweite Verbindungen und Abhängigkeiten sind. Der Begriff „Globalismus“ wird inzwischen häufig als negativ angesehen, vor allem von Menschen, die den Einfluss „kosmopolitischer Eliten“ oder die Dominanz internationaler Märkte kritisch betrachten.
Kuchenbuch schafft es, diese oft emotional aufgeladenen Debatten verständlich und nüchtern darzustellen, indem er „Globalismen“ als Ausdruck von globalem Bewusstsein betrachtet, das die positiven und negativen Seiten der Globalisierung gleichermaßen umfasst.
Historische Perspektiven: Von der Hoffnung auf „One World“ bis zur Sorge um Interdependenz
Das Buch führt die Leserdurch verschiedene historische Epochen, in denen die Menschen global gedacht und gehandelt haben. Ein wichtiges Beispiel ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Idee einer friedlichen und geeinten Welt („One World“) als Utopie verbreitet war. Diese Phase des Optimismus spiegelte die Hoffnung wider, dass die Welt durch Zusammenarbeit sicherer und gerechter werden könnte.
Doch bereits in den 1970er Jahren wandelte sich die Sichtweise: Statt Utopien gab es nun wachsende Sorgen um „globale Interdependenzen“ – also die immer engeren wirtschaftlichen und ökologischen Verbindungen, die Länder voneinander abhängig machten. Diese Abhängigkeiten führten zu neuen Ängsten vor wirtschaftlichen und politischen Krisen, die durch globale Verflechtungen schwer zu kontrollieren sind.
Globale Krisen und ihre Folgen für das Denken in „Globalismen“
Anhand zahlreicher Beispiele zeigt Kuchenbuch, wie Ereignisse wie Wirtschaftskrisen, Kriege oder Umweltprobleme das globale Bewusstsein beeinflusst haben. Er erklärt, wie diese Krisen das Denken über nationale und kulturelle Grenzen hinweg verändert haben. Krisen haben nicht nur die globalen Strukturen offengelegt, sondern oft auch neue Lösungsansätze gefördert, bei denen die internationale Zusammenarbeit als notwendig angesehen wird. Zugleich haben Krisen aber auch das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Kontrolle verstärkt und die Vorstellung geweckt, dass Rückbesinnung auf nationale Interessen die Sicherheit erhöhen könnte.
Die Aktualität des globalen Denkens
Kuchenbuch macht deutlich, dass diese historischen Erfahrungen in heutigen Diskussionen über Globalisierung und Deglobalisierung fortleben. Viele Debatten, die uns heute beschäftigen – etwa über gestörte Lieferketten, Migration oder die Macht großer internationaler Unternehmen – sind eng mit der Geschichte des globalen Denkens verknüpft. Kuchenbuch zeigt, dass es sich lohnt, die historischen Wurzeln dieser Konflikte zu verstehen, um aktuelle Probleme besser einordnen zu können.
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt
„Globalismen“ ist kein einfacher Überblick über die Geschichte der Globalisierung, sondern eine tiefgehende Analyse darüber, wie sich unser Bewusstsein für eine vernetzte Welt entwickelt hat. David Kuchenbuch erklärt, wie soziale, kulturelle und politische Faktoren zusammenwirken und das Denken über die Welt prägen. Indem er das Konzept des „Globalismus“ in einen historischen Kontext stellt, hilft er Leser, die heutigen Debatten um Globalisierung und nationale Interessen mit einem differenzierten Blick zu sehen.
Dieses Buch eignet sich für alle, die die Wurzeln der Globalisierungsdebatte verstehen möchten, und für diejenigen, die sich für die Geschichte des globalen Denkens und seine Auswirkungen auf unsere Gegenwart interessieren.
- Herausgeber : Hamburger Edition; 1. Edition (11. September 2023)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 248 Seiten
- ISBN-10 : 3868543708
- ISBN-13 : 978-3868543704
- Abmessungen : 11.3 x 2 x 16.8 cm