Stell dir vor, die ganze Weltgeschichte wäre so eine Art riesiger Abenteuerspielplatz für Gedankenexperimente. Genau das macht Peter Köhler in seinem Buch: Er stellt lauter verrückte „Was wäre, wenn?“-Fragen und spinnt daraus witzige, schräge und gleichzeitig ziemlich kluge Geschichten.
Zum Beispiel: Was wäre gewesen, wenn Karl Marx im Lotto gewonnen hätte? Vielleicht hätte er seine Kapitalismuskritik an den Nagel gehängt und irgendwo als gut situierter Herr gelebt? Oder wenn Jesus seinen Ruhestand im Kreis seiner Familie verbracht hätte? Ein paar Enkel auf dem Schoß statt Kreuzigung und Weltreligion?
Oder wie wäre es, wenn Hermann Hesse einfach mal mit Buddha auf nen Tee getroffen wäre? Ganz gemütlich, zwei Sinnsucher unter sich – das gäbe schon Stoff für spannende Dialoge.
Köhler hat also eine Art literarische Wundertüte gebaut: Jede Geschichte nimmt eine bekannte Figur oder Episode aus der Geschichte und dreht sie einmal kräftig auf links. Dabei wird’s nicht nur lustig, sondern oft auch ziemlich nachdenklich.
Was macht das Buch besonders?
Das Coole ist: Köhler nimmt diesen ganzen „Ernst der Geschichte“ und macht sich ein bisschen darüber lustig. Er zeigt uns, dass wir oft so tun, als wäre alles immer ganz klar, eindeutig und unverrückbar. Aber Geschichte war schon immer so eine Art Selbstbedienungsladen – jeder pickt sich das raus, was ihm passt.
Die Historiker sagen: „Wir schreiben nur auf, was wirklich passiert ist.“ Köhler kontert: „Na klar – aber was, wenn wir einfach mal drauf pfeifen?“
Er ist eben kein Geschichtsschreiber, sondern ein Geschichtenerzähler. Und als solcher darf er alles verdrehen, übertreiben und erfinden – Hauptsache, es macht Spaß und bringt uns dazu, mal anders über die Dinge nachzudenken.
Wie liest sich das Ganze?
Total locker und unterhaltsam. Köhler hat einen feinen Humor und ein Gespür dafür, historische Figuren aus ihrem Sockel runterzuholen und ihnen neue, sehr menschliche Seiten zu verpassen.
Du willst mal sehen, wie Goethe sich über andere Autoren lustig macht? Kein Problem. In einer Geschichte rümpft der feine Herr die Nase über die beiden Theodores – Fontane und Storm. Ganz so, wie man sich einen versnobten Goethe gut vorstellen kann.
Oder Maria Theresia, die ihrem Sohn ordentlich den Kopf wäscht, weil er von modernen Asphaltstraßen im alten Österreich-Ungarn schwärmt. So richtig schön mütterlich-zickig.
Oder Luther, der im 21. Jahrhundert eine E-Mail bekommt – Betreff: „Von Margot Käßmann“ – und sie nach einem Blick in die Betreffzeile direkt löscht. Ohne Reue.
Was will Köhler damit eigentlich sagen?
Es ist nicht nur Klamauk. Hinter dem ganzen Witz steckt eine kluge Idee: Köhler will uns einladen, über die Bedeutung von Geschichte nachzudenken.
- Welche Rolle spielen die großen Geister für uns heute?
- Wie viel Einfluss hat Vergangenheit auf unsere Gegenwart?
- Und was heißt das für uns selbst?
Klar, das alles geschieht mit Augenzwinkern. Aber beim Lesen merkt man: Diese kleinen Spinnereien helfen, den Kopf freizukriegen. Wir hängen oft so fest in dem, was angeblich „immer schon so war“. Köhler zeigt: Man kann es auch mal anders sehen.
Warum sollte man das lesen?
Weil’s einfach Spaß macht! Wenn du Lust hast auf ein Buch, das dich zum Lachen bringt, dir ein paar schräge Szenarien vor die Nase setzt und dich gleichzeitig ein bisschen zum Grübeln animiert – dann bist du hier richtig.
Das Buch ist auch perfekt, wenn du historische Figuren schon oft in ernsten Biografien gesehen hast und sie mal ganz anders erleben willst. Hier dürfen sie Fehler machen, albern sein, bockig oder ironisch. Sie sind nahbar – und das macht sie oft noch interessanter.
Für wen ist es was?
- Für Leute, die Geschichte mögen, aber keinen Bock auf staubtrockene Lehrbücher haben.
- Für alle, die gerne „Was wäre, wenn?“-Spiele im Kopf spielen.
- Für Fans von Satire und Humor, die es lieben, wenn Autor*innen mal frech und respektlos mit großen Namen umgehen.
- Für alle, die ein leichtes, aber nicht oberflächliches Buch für Zwischendurch suchen.
Fazit:
Als Marx im Lotto gewann ist ein witziges, kluges und sehr menschliches Buch. Es nimmt die großen Figuren der Weltgeschichte und stellt sie in Szenen, die so nie passiert sind – die aber oft trotzdem „wahr“ wirken, weil sie uns etwas über Menschen erzählen.
Peter Köhler zeigt: Nur weil etwas ausgedacht ist, heißt es nicht, dass es Unsinn sein muss. Seine Geschichten haben Witz, Charme und eine Portion Tiefgang. Ein Buch, das zeigt, dass man über Geschichte lachen kann – und dabei sogar noch was lernt.
Also: Wer Lust auf ein paar Stunden mit schrägen Ideen, großen Namen und einer Menge Spaß hat – einfach aufschlagen und genießen!
- Herausgeber : Eulenspiegel Verlag
- Erscheinungstermin : 20. Mai 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 176 Seiten
- ISBN-10 : 3359030664
- ISBN-13 : 978-3359030669
- Abmessungen : 11.8 x 1.5 x 18.5 cm
- 15 Euro