/ März 30, 2025/ Buch

Der neue Roman von Kopetzky, Atom, ist ein weiteres Werk des Autors, der bekannt dafür ist, historische Stoffe mit fiktionalen Geschichten zu verbinden. Diesmal nimmt er uns mit auf eine Reise in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und fokussiert sich auf die deutsche Raketentechnik und deren Experimente mit der Kernspaltung. Wie in seinen früheren Büchern gelingt es Kopetzky, die historischen Ereignisse lebendig werden zu lassen und sie durch die Augen seiner fiktionalen Figur, des englischen Physikers Simon Batley, zu erzählen. Doch trotz der gut recherchierten Fakten und dem faszinierenden historischen Hintergrund, bleibt das Buch insgesamt eher enttäuschend – besonders im Hinblick auf die Spannung und die Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen.

Simon Batley, der Protagonist des Romans, arbeitet für den englischen Geheimdienst, MI5. Ende der 1920er Jahre war er in Berlin tätig, wo er als Physiker für den Geheimdienst Informationen über die deutschen Raketenentwicklungen sammelte. Dabei hatte er eine Beziehung zu einer deutschen Physikerin, die ebenfalls in der Raketentechnik arbeitete, aber nach einem dramatischen Vorfall getrennt von ihm leben musste. Im Verlauf des Romans erfahren wir mehr über die Auswirkungen des Krieges auf Batley und seine persönlichen Verstrickungen mit der deutschen Wissenschaftlerin, die immer wieder in seinen Gedanken auftaucht.

Kopetzky hat die historischen Gegebenheiten des Kriegs und der Raketentechnik gut recherchiert. Der Roman ist genau in seiner Darstellung der realen Ereignisse und lässt die historischen Figuren lebendig werden. Der Lesende bekommt einen tiefen Einblick in die Entwicklung der deutschen Raketentechnologie und die Rolle, die die Atomforschung dabei spielte. Die technischen Aspekte werden detailliert und nachvollziehbar erklärt, und die Atmosphäre der Zeit ist spürbar. Die geschichtlichen Informationen sind gut in die Erzählung eingebaut und tragen zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei.

Allerdings bleibt der Roman hinter den Erwartungen zurück, wenn es um die Spannung und den fiktionalen Teil der Geschichte geht. In vielen Teilen des Buches fehlt es an der nötigen Dramatik, die die Lesenden bei der Stange hält. In Szenen, die eigentlich viel Potenzial für aufregende Momente bieten, wie etwa Kommandoangriffe auf deutsche Kernforschungsanlagen oder V2-Raketenangriffe auf Antwerpen, wird die Spannung sofort herausgenommen. Der Autor verpasst es, den Lesenden in den Bann zu ziehen, und obwohl man erwartet, dass die Erzählung nun einen Höhepunkt erreicht, verläuft die Handlung weiterhin ohne nennenswerte Erhöhung der Spannung. Die Kämpfe und Angriffe, die die Geschichte vorantreiben könnten, werden schlichtweg abgehandelt und verlieren dadurch ihre Wirkung.

Ein weiteres Manko sind die versuchten erotischen Szenen im Roman. An einer Stelle beschreibt Kopetzky eine leidenschaftliche Szene zwischen Batley und seiner Lebensgefährtin. Doch die Darstellung dieser Szene wirkt eher unbeholfen und aufgesetzt. Sie bringt keine Tiefe in die Beziehung der Charaktere und trägt nichts zur Handlung bei. Statt der erhofften emotionale Tiefe sorgt diese Szene eher für Fremdscham beim Lesen. Es gibt in der Literatur wenige Dinge, die so schwierig zu vermitteln sind wie die Darstellung von Intimität und Leidenschaft – und hier scheitert der Autor leider kläglich. Die Szene ist unangemessen kitschig und wirkt unpassend zu dem restlichen Ton des Romans. Als Leser wünscht man sich, der Autor hätte auf diese Passagen verzichtet, um der Geschichte nicht unnötig die Ernsthaftigkeit zu nehmen.

Trotz dieser Schwächen bietet der Roman interessante Einblicke in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Raketenforschung. Es ist nicht leicht, ein so komplexes Thema auf spannende Weise zu vermitteln, und in dieser Hinsicht hat Kopetzky durchaus gute Arbeit geleistet. Die historischen Details und die fiktive Perspektive von Simon Batley sorgen für eine interessante Mischung aus Fakten und fiktiven Erzählungen. Doch letztlich bleibt das Buch ein zwiespältiges Erlebnis.

Der Schluss des Romans ist jedoch durchaus gelungen. Das Ende gibt der Geschichte einen würdigen Abschluss und lässt den Lesenden mit einer gewissen Befriedigung zurück, auch wenn der Weg dorthin nicht immer der spannendste war. Das Finale sorgt dafür, dass man das Buch nicht völlig enttäuscht zur Seite legt, sondern mit einem positiven Gefühl abschließt.

Fazit: Atom ist ein Roman, der die Geschichte der deutschen Raketentechnik und der Atomspaltung während des Zweiten Weltkriegs aufgreift und sie mit einer fiktiven Figur verbindet. Die historischen Aspekte sind gut recherchiert und lassen den Leser in die Zeit des Krieges eintauchen. Doch die Erzählung leidet unter einer fehlenden Spannung und schwachen zwischenmenschlichen Momenten, die das Buch insgesamt weniger packend machen. Besonders die ungeschickte Darstellung von Erotik führt dazu, dass die Lesefreude gedämpft wird. Wer an der Geschichte der Raketentechnologie und der Atomspaltung interessiert ist, wird das Buch trotzdem schätzen, aber wer nach einem wirklich spannenden Thriller sucht, könnte enttäuscht sein.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Berlin; 1. Edition (11. März 2025)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 416 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3737101523
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3737101523
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.5 x 3.5 x 21 cm
  • 26 Euro

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