/ Juli 13, 2025/ Buch

„Ein Werk wie ein Weckruf – und ein Manifest der Aufklärung!“

Alex Careys Demokratie ohne Risiko ist kein gewöhnliches Buch. Es ist eine schonungslose Enthüllung, eine intellektuelle Sprengladung unter den Fundamenten unserer gemütlichen Selbstgewissheit, in einer freien, aufgeklärten Demokratie zu leben. Es reißt uns die Augen auf für eine unheimliche Wahrheit: dass die „Freiheit“, die wir so selbstverständlich reklamieren, längst gezähmt, gefiltert und instrumentalisiert wird – und zwar durch ein perfektioniertes System von Unternehmenspropaganda und psychologischer Manipulation.

Mit messerscharfer Klarheit zeigt Carey: Die Demokratie, wie wir sie kennen, soll zwar formal erhalten bleiben – Wahlen, Parlamente, Parteien – doch sie darf nie zur echten Bedrohung für jene werden, die über gewaltige wirtschaftliche Ressourcen verfügen. Die Unternehmen haben gelernt, dass rohe Repression unnötig und auffällig ist. Stattdessen haben sie über Jahrzehnte hinweg eine subtile, allgegenwärtige Propagandamaschinerie aufgebaut, die tief in unsere Kultur eingewoben ist.

Carey legt diese Mechanismen offen, ohne zu beschönigen: Die PR-Industrie, Think Tanks, Massenmedien – alles wird zum Vehikel, um die öffentliche Meinung zu steuern, Ängste zu schüren und neoliberale Dogmen als „alternativlos“ zu verkaufen. Demokratische Beteiligung wird auf ein Minimum reduziert: Ein Publikum, das konsumiert statt deliberiert, das Meinungen übernimmt statt bildet.

Das Buch ist nicht nur eine historische Analyse, sondern eine Anatomie unserer Gegenwart. Carey zeigt, wie Techniken entwickelt wurden, die aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, der Werbepsychologie und der Anti-Gewerkschaftskampagnen der USA stammen. Er führt den Leser zurück zu Edward Bernays, dem „Vater der Public Relations“, und seinen zynischen, aber brillanten Einsichten: Die Masse sei irrational, beeinflussbar und müsse daher gesteuert werden. Eine offene Demokratie – in der die Bevölkerung tatsächlich über ihre Angelegenheiten entscheidet – sei für das Kapital ein Risiko, das es zu neutralisieren gilt.

Noam Chomsky bringt es im Vorwort auf den Punkt: Demokratie ohne Risiko dokumentiert nichts weniger als das Ideal einer durch Propaganda gesteuerten Demokratie. Und diese Diagnose ist aktueller denn je. Carey schrieb über die USA, aber seine Analyse liest sich wie ein Handbuch für den globalisierten Neoliberalismus unserer Zeit. Ob es um Medienkonzentration geht, um „Sponsored Content“, die strategische Platzierung von Denkfabriken in Talkshows oder um Bildungsreformen, die kritisches Denken zugunsten marktkonformer „Kompetenzen“ beschneiden – das Muster bleibt gleich.

Es ist ein Buch voller Details und sorgfältiger Recherchen, das mit einem glühenden moralischen Ernst geschrieben ist. Carey verzichtet auf Verschwörungstheorien und einfache Feindbilder, sondern dokumentiert nüchtern, wie sich eine Industrie formierte, die die „freie Meinungsbildung“ zu einem kalkulierten Geschäft machte. Er zeigt, wie systematisch Gewerkschaften dämonisiert wurden, soziale Bewegungen delegitimiert, linke Parteien diffamiert – alles im Namen eines „freien Marktes“, der in Wahrheit ein Herrschaftssystem ist.

Zugleich wird klar: Die Propaganda ist so erfolgreich, weil sie nicht plump, sondern raffiniert arbeitet. Sie appelliert an Emotionen, erzeugt Angst vor Veränderung, verkauft die Interessen der Wenigen als Allgemeinwohl. Wer sich nicht beugt, wird zum Extremisten erklärt. Kritik wird lächerlich gemacht, marginalisiert, diffamiert – alles ganz ohne staatliche Zensur.

Careys Buch ist ein dringender Appell: Demokratie darf nicht auf das Recht zu wählen reduziert werden, sondern muss das Recht auf ungehinderte Aufklärung, auf wirkliche Meinungsvielfalt und auf kritische Öffentlichkeit verteidigen. Wer dieses Buch liest, wird sich fragen müssen, wie frei unsere Gedanken wirklich sind – und wie viel wir bereit sind zu tun, um diese Freiheit zurückzuerobern.

„Demokratie ohne Risiko“ ist damit ein unverzichtbares Werk für alle, die nicht einfach Konsumenten politischer Meinung sein wollen, sondern Bürger in einem echten Sinne.

Chomsky nennt es „ein einzigartig wichtiges Werk“ – und das ist keine Übertreibung. Elaine Bernard von der Harvard University lobt es als „eine einzigartige Studie über das Wachstum und die Entwicklung von Unternehmenspropaganda in westlichen Demokratien“. Und Rainer Mausfeld nennt es eine „unverzichtbare Lektüre“ für alle, die verstehen wollen, wie tiefreichend und psychologisch ausgeklügelt diese Mechanismen sind.

Ja – es ist ein unbequemes Buch. Ein Buch, das keine tröstliche Erzählung von „aufgeklärten Gesellschaften“ liefert. Aber gerade das macht es so wertvoll. Carey zwingt uns, den schönen Schein zu hinterfragen und die Schattenseiten der liberalen Demokratie zu sehen. Nur so, sagt er, können wir verhindern, dass Demokratie endgültig zu einem leeren Ritual wird – einem Risiko ohne Risiko für die Mächtigen.

Dieses Buch ist kein Schlusswort, sondern ein Aufruf: zum Denken, zum Diskutieren, zum Widerstand gegen die sanfte Tyrannei der PR. Wer die Demokratie liebt, muss es lesen. Wer sie verteidigen will, darf es nicht ignorieren. Es ist eine Waffe der Aufklärung in einer Zeit, in der nichts dringender gebraucht wird.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Westend
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 5. Mai 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 386489459X
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3864894596
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.9 x 3.2 x 21.5 cm
  • 28 Euro

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