
„Der Vernichter – Band 2: Costermano“ erzählt die erschütternde Geschichte des ehemaligen Kriminalpolizisten Christian Wirth weiter. Es ist die Fortsetzung von Band 1 und beschreibt seine Rolle während des Holocaust, besonders im Zusammenhang mit der sogenannten „Aktion Reinhardt“ – dem systematischen Mord an Millionen Jüdinnen und Juden.
Ein Mann der Vernichtung
Nach dem Ende der sogenannten „Euthanasie“-Aktion, bei der Tausende Menschen mit Behinderungen ermordet wurden, bekommt Christian Wirth neue Aufgaben. Er und seine Mitarbeiter aus dem T4-Programm – dem Namen der Organisation hinter der Euthanasie – werden nun für den Holocaust eingesetzt. Zunächst reist Wirth durch besetzte Gebiete in Polen, besichtigt das Ghetto von Lodz (damals Litzmannstadt) und das Vernichtungslager Kulmhof.
Anschließend wird Wirth vom SS-Führer Heinrich Himmler an den SS-Brigadeführer Odilo Globocznik nach Lublin im sogenannten Generalgouvernement „ausgeliehen“. Dort wird er beauftragt, ein neues Vernichtungslager zu bauen: Belzec, nahe der Straße zwischen Zamoscz und Lemberg. In Belzec beginnt Wirth, verschiedene Methoden zur Ermordung großer Menschenmengen zu testen.
Der Beginn der „Aktion Reinhardt“
Am 17. März 1942 beginnen die ersten Massentransporte in das Lager Belzec. Menschen aus Lemberg und Lublin werden dorthin deportiert und systematisch ermordet. Bald darauf entstehen zwei weitere Vernichtungslager: Sobibor im Mai 1942 und Treblinka II im Juli desselben Jahres. Alle drei Lager sind Teil der „Aktion Reinhardt“, deren Ziel die Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Polen ist. Christian Wirth wird zum Inspekteur dieser Lager ernannt – das heißt, er überwacht die Abläufe und sorgt für die „Effizienz“ der Massentötungen.
Im Jahr 1942 sterben im Rahmen dieser Aktion etwa zwei Millionen Menschen – nicht nur aus Polen, sondern auch aus der Sowjetunion und Westeuropa. Wirth spielt dabei eine zentrale Rolle.
Spuren verwischen – die „Aktion 1005“
Ab 1943 beginnen die Nazis damit, ihre Spuren zu verwischen. Im Rahmen der sogenannten „Aktion 1005“ werden Massengräber geöffnet und die Leichen verbrannt. Auch diese Aufgabe liegt in Wirths Verantwortung. In den Lagern Belzec, Treblinka und Sobibor werden riesige Scheiterhaufen errichtet, auf denen monatelang menschliche Überreste verbrannt werden.
Da die Vernichtungslager nach und nach geschlossen werden, wird Wirth zum Inspekteur der Zwangsarbeitslager ernannt. Auch dort geht er rücksichtslos und brutal vor. Im Herbst 1943 wird er nach Triest (Italien) versetzt, um dort weiter gegen Jüdinnen und Juden vorzugehen. Dort bleibt er bis 1944 aktiv.
„Aktion Erntefest“ – der letzte Massenmord
Im November 1943 organisiert Wirth die sogenannte „Aktion Erntefest“, bei der innerhalb kurzer Zeit etwa 42.000 jüdische Menschen in den Lagern Majdanek, Trawniki und Poniatowa ermordet werden. Auch hier sorgt er für die Verbrennung der Leichen und versucht, alle Spuren zu beseitigen.
Zurück in Triest führt Wirth seine Verbrechen fort. Er verfolgt, misshandelt und ermordet weiterhin Jüdinnen und Juden, bis sich 1944 die Lage für die Nationalsozialisten verschärft. Die Alliierten rücken näher, und sein Vorgesetzter Globocznik gibt den Befehl, keine Verfolgungen mehr durchzuführen.
Christian Wirth übernimmt nun die Leitung eines sogenannten „Sicherungskommandos“ in der Karstregion. Am 28. Mai 1944 stirbt er – laut offiziellen Angaben durch einen Angriff von Partisanen. Es bleibt aber unklar, ob er vielleicht sogar von den eigenen Leuten getötet wurde.
Fazit:
Das Buch „Der Vernichter, Band 2“ zeichnet ein erschreckendes Bild eines Mannes, der mit Kälte und Brutalität für die systematische Ermordung unzähliger Menschen verantwortlich war. Der Autor schildert präzise die Stationen von Wirths „Karriere“ im nationalsozialistischen Terrorapparat – von der Euthanasie über die Vernichtungslager bis hin zu den letzten Kriegsjahren in Italien.
Wer sich mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte auseinandersetzen möchte, erhält mit diesem Band eine fundierte, wenn auch schwer zu ertragende Darstellung der Realität – eine Realität, die nicht vergessen werden darf.
- Herausgeber : Sparkys Edition Verlag Kommunikation Romer; Neuerscheinung Edition (20. Februar 2025)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 412 Seiten
- ISBN-10 : 3949768416
- ISBN-13 : 978-3949768415
- Lesealter : Ab 18 Jahren
- Abmessungen : 13.1 x 2.9 x 21.1 cm
- 16,90 Euro