/ August 7, 2024/ Buch

Gret Haller setzt sich in ihrem Buch „Europas eigener Weg: Politische Kultur in der Europäischen Union“ mit der Geschichte, der Entwicklung und der besonderen politischen Kultur der Europäischen Union (EU) auseinander. Sie beleuchtet, wie diese Gemeinschaft von 27 unterschiedlichen Mitgliedstaaten, die insgesamt 448,4 Millionen Menschen umfasst, entstanden ist und funktioniert.

Historischer Hintergrund

Nach den verheerenden Ereignissen der beiden Weltkriege beschlossen sechs europäische Staaten im Jahr 1951, einen Teil ihrer nationalen Souveränität aufzugeben und die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) zu gründen. Diese Initiative zielte hauptsächlich darauf ab, zukünftige Kriege zu verhindern und legte den Grundstein für ein einzigartiges transnationales Gemeinwesen – die heutige Europäische Union.

Die Gründung der EU

Die Gründung der EGKS war ein wichtiger Schritt in der europäischen Geschichte. Sechs Staaten – Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande – schlossen sich zusammen, um ihre Kohle- und Stahlproduktion unter eine gemeinsame Aufsicht zu stellen. Dies sollte nicht nur wirtschaftliche Vorteile bringen, sondern vor allem auch politische Stabilität sichern. Durch die enge wirtschaftliche Verflechtung sollten Kriege zwischen den Mitgliedstaaten unmöglich gemacht werden. Dieser Grundgedanke der Kriegsvermeidung war zentral für die weitere Entwicklung der EU.

Politische Kultur der EU

Haller betont, dass die EU eine besondere politische Kultur entwickelt hat, die sich durch die Art und Weise auszeichnet, wie die unterschiedlichen politischen Kulturen der Mitgliedstaaten miteinander interagieren, sich gegenseitig beeinflussen und dennoch ihre individuellen Eigenheiten bewahren. Diese Akzeptanz und der Respekt vor der Verschiedenartigkeit der Mitgliedstaaten sind laut Haller der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit und Verständigung innerhalb der Union.

Institutionelles und menschliches Geflecht

Ein weiteres Augenmerk legt Haller auf das komplexe institutionelle und menschliche Geflecht der EU. Sie analysiert, wie die verschiedenen Organe der EU – wie der Europäische Rat, die Europäische Kommission und das Europäische Parlament – zusammenarbeiten und wie diese Zusammenarbeit die politische Kultur der Union prägt. Dabei hebt sie hervor, dass die EU trotz ihrer Institutionen immer auch von den Menschen geprägt wird, die in diesen Institutionen arbeiten und Entscheidungen treffen.

Die Rolle der Nation und Unionsbürgerschaft

Ein zentrales Thema in Hallers Buch ist die veränderte Rolle der Nation im Rahmen der europäischen Integration. Während die Nationen in der Vergangenheit oft im Mittelpunkt standen, hat die EU eine neue Form der Zugehörigkeit geschaffen – die Unionsbürgerschaft. Diese Unionsbürgerschaft ergänzt die nationale Staatsbürgerschaft und bringt bestimmte Rechte und Pflichten mit sich, die über die nationalen Grenzen hinausgehen. Haller sieht hierin eine Weiterentwicklung der Ideen der Französischen Revolution, die den modernen Nationalstaat hervorgebracht hat.

Herausforderungen und Rückbesinnung

In ihrem Buch geht Haller auch auf die aktuellen Herausforderungen ein, vor denen die EU steht. Angesichts des Aufstiegs totalitärer Systeme und EU-feindlicher Strömungen innerhalb Europas plädiert sie für eine Rückbesinnung auf die grundlegenden demokratischen und rechtsstaatlichen Werte, auf denen die EU aufgebaut ist. Sie betont, dass die europäische Integration und die damit verbundene Friedensinitiative eine Antwort auf die größten Bedrohungen der menschlichen Würde darstellen – Krieg und Feindseligkeit.

Die Bedeutung der Europäischen Union

Haller argumentiert, dass die EU mehr ist als nur eine wirtschaftliche Gemeinschaft. Sie sieht die Union als ein Projekt, das darauf abzielt, Frieden und Stabilität in Europa zu sichern und die Zusammenarbeit zwischen den Nationen zu fördern. In einer Zeit, in der nationale Egoismen und populistische Bewegungen wieder erstarken, erinnert Haller an die ursprünglichen Ziele der EU und die Bedeutung der europäischen Integration für die Sicherung des Friedens und der Demokratie.

Fazit

„Europas eigener Weg“ ist ein tiefgehendes und reflektiertes Werk, das die besondere politische Kultur der EU beleuchtet und ihre Bedeutung in der heutigen Welt hervorhebt. Gret Haller zeigt auf, wie wichtig die Akzeptanz der Verschiedenartigkeit und die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten sind, um die Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen und die Zukunft Europas zu sichern. Ihr Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Europäische Union und die Werte, auf denen sie gegründet wurde. Es ist ein Aufruf, sich auf die grundlegenden Prinzipien der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und des Friedens zu besinnen, die die EU seit ihrer Gründung prägen und leiten.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rotpunktverlag; 1. Auflage 2024 (25. April 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 192 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3039730223
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3039730223
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12 x 1.8 x 18.8 cm
  • 232 Gramm
  • 25 Euro

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