
„Die Geschichte von Yoko geht weiter“ von Bernhard Aichner – Ein literarischer Rausch in Rückspulgeschwindigkeit!
Was. Für. Ein. Buch!
Bernhard Aichner hat es wieder getan – und diesmal mit einer Wucht, die einem den Atem raubt. „Die Geschichte von Yoko geht weiter“ ist kein gewöhnlicher Thriller. Es ist ein Adrenalinstoß. Ein literarischer Herzschlag, der Seite für Seite schneller wird. Ein düsterer, poetischer, brutaler und zutiefst menschlicher Roadtrip durch die Abgründe einer zerrissenen Identität. Und das Ganze rückwärts. Ja, du hast richtig gelesen: rückwärts! Und es funktioniert. Es funktioniert sogar so gut, dass man sich fragt, warum nicht alle Thriller so erzählt werden.
John ist Yoko ist John ist Yoko…
Yoko, die wir aus dem ersten Teil schon als faszinierend starke und gleichzeitig gebrochene Figur kannten, ist zurück – oder besser gesagt: ist geflohen. Aus Deutschland. Vor der Polizei. Vor der Vergangenheit. Vor sich selbst? Unter dem neuen Namen John sucht sie Zuflucht in der Abgeschiedenheit einer griechischen Insel. Doch das Schicksal – oder die Vergangenheit – ist ein verdammt hartnäckiger Schatten. Und bald wird klar: Du kannst deinen Namen ändern. Dein Aussehen. Deinen Aufenthaltsort. Aber nie deine Geschichte.
Was folgt, ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, ein Drahtseilakt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Schuld und Überleben, Täterin und Opfer. Und das Besondere: Aichner erzählt diese Geschichte rückwärts. Kapitel für Kapitel reist man tiefer zurück, deckt Schicht um Schicht auf, und immer, wenn man glaubt, jetzt alles verstanden zu haben – zack! – wird alles wieder auf den Kopf gestellt. Dieser Mann spielt mit den Erwartungen seiner Leser*innen, wie ein Virtuose auf einem blutroten Klavier.
Erzählkunst auf höchstem Niveau
Der Stil? Typisch Aichner. Knochentrocken. Präzise wie ein Skalpell. Kurze, messerscharfe Sätze, die mehr sagen als ganze Seiten anderer Autoren. Keine Anführungszeichen, keine überladenen Dialoge – alles ist aufs Wesentliche reduziert, und gerade deshalb so eindringlich. Man liest nicht – man erlebt. Man ist mittendrin in Johns Gedanken, in ihren Ängsten, ihrer Wut, ihrem Überlebenswillen. Und auch wenn sie Blut an den Händen hat – man ist auf ihrer Seite. Bedingungslos. Denn Aichner schafft das Unmögliche: Er lässt uns für eine gesuchte Mörderin hoffen, bangen, kämpfen. Und weinen.
Ein Thriller wie ein Film – nur besser
Das Buch ist wie Kino im Kopf. Hochspannend. Rasant. Dunkel. Emotional. Und dabei so clever konstruiert, dass man am Ende fassungslos dasitzt und am liebsten direkt von vorn beginnen möchte – diesmal in der richtigen Reihenfolge, nur um zu sehen, wie alles ineinandergreift. Aichner versteht sein Handwerk wie kaum ein anderer. Er bringt die Dramaturgie eines Hollywood-Blockbusters auf Papier – nur mit mehr Tiefe, mehr Gefühl und mehr literarischer Klasse.
John ist keine Figur – John ist ein Ereignis
Was Aichner hier erschafft, ist keine bloße Geschichte. Es ist ein psychologisches Kammerspiel im Kopf der Hauptfigur. John/Yoko ist viel mehr als ein Name. Es ist Identität, Flucht, Transformation. Es ist das Ringen um Selbstbestimmung, um Wahrheit, um Gerechtigkeit – in einer Welt, die selten gerecht ist. Man liebt John. Man leidet mit ihr. Und man will mit aller Kraft, dass sie endlich frei sein darf – frei von der Vergangenheit, frei von Angst, frei von Schuld.
Und das Faszinierende: Es spielt keine Rolle, ob man sie als John oder Yoko kennt. Ob sie weiblich oder männlich ist. Sie ist einfach Mensch. Und sie ist einer der intensivsten, authentischsten und unvergesslichsten Charaktere der modernen Literatur. Punkt.
Fazit: Ein Meisterwerk des Erzählens
„Die Geschichte von Yoko geht weiter“ ist nicht einfach nur ein Buch. Es ist ein Erlebnis. Ein literarischer Wirbelsturm. Ein Thriller, der Herz und Hirn gleichzeitig in Beschlag nimmt. Es ist emotional, brutal, poetisch – und einfach verdammt gut geschrieben. Bernhard Aichner zeigt einmal mehr, warum er zu den ganz Großen gehört. Er schreibt nicht zum Zeitvertreib – er schreibt, um etwas in uns zu bewegen.
Dieses Buch ist ein Geschenk für alle, die glauben, dass Spannung und Tiefgang sich nicht ausschließen. Für alle, die Figuren lieben, die nicht glatt sind, sondern zerrissen. Für alle, die das Leben in all seiner Tragik und Schönheit spüren wollen – und dabei literarisch an die Grenzen gehen möchten.
Ich würde diesem Buch zehn Sterne geben, wenn ich könnte. Oder zwanzig. Oder hundert. Es ist groß. Es ist mutig. Es ist anders. Und es ist genau das, was das Genre Thriller so dringend gebraucht hat.
Unbedingte Leseempfehlung!
Für Fans von Spannung, Psychologie, literarischer Innovation – und für alle, die sich trauen, rückwärts durch ein Leben zu reisen, das mehr als eine Wahrheit kennt.
- Herausgeber : Wunderlich
- Erscheinungstermin : 17. Juni 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 320 Seiten
- ISBN-10 : 3805201087
- ISBN-13 : 978-3805201087
- Abmessungen : 13.2 x 2.69 x 21 cm
- 24 Euro