/ Mai 13, 2025/ Buch

Was passiert, wenn Menschen in einer Demokratie einen Anführer wählen, der gar nichts von Demokratie hält? Genau darum geht es in diesem spannenden Buch von Wolfgang Niess. Der Titel klingt erstmal sehr historisch: „Schicksalsjahr 1925 – Als Hindenburg Präsident wurde“. Aber keine Sorge – das Buch ist kein trockener Geschichtsunterricht, sondern eine sehr klar und lebendig erzählte Geschichte, die zeigt, wie gefährlich falsche politische Entscheidungen sein können – damals wie heute.


Warum ist das Jahr 1925 so wichtig?

1925 war ein entscheidendes Jahr für die Weimarer Republik, also die erste Demokratie in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Der damalige Reichspräsident Friedrich Ebert war gestorben. Er war ein Sozialdemokrat und hatte in schwierigen Zeiten versucht, das Land zusammenzuhalten. Nun musste ein neuer Präsident gewählt werden – und das ging gehörig schief.

Am Ende wurde Paul von Hindenburg gewählt – ein alter, konservativer General aus der Kaiserzeit, der die Demokratie von Anfang an nicht mochte. Hindenburg war eigentlich schon im Ruhestand, wollte gar nicht antreten, wurde aber von rechten Kräften überredet. Und genau das war der Anfang vom Ende: Ohne Hindenburg wäre Hitler wohl nie an die Macht gekommen.


Was macht das Buch so besonders?

Wolfgang Niess erzählt nicht einfach nur, was passiert ist – er erklärt warum es passiert ist und was wir daraus lernen können. Dabei nutzt er viele Originalzitate, Briefe und Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit. Das klingt erstmal nach viel Geschichte, aber Niess schreibt leicht verständlich, klar und spannend – so, dass man als Leser*in wirklich mitkommt.

Er zeigt zum Beispiel:

  • Warum sich die politischen Lager 1925 zerstritten haben.
  • Wie es den Rechten gelang, Hindenburg zum Kandidaten zu machen.
  • Warum viele Menschen dachten, Hindenburg sei ein „stabiler“ Mann – obwohl er ganz offen gegen die Demokratie war.
  • Wie Hindenburg später Hitler zum Kanzler machte, obwohl er wusste, dass Hitler gefährlich ist.
  • Warum viele Politiker damals die Warnzeichen übersehen oder verdrängt haben.

Ein Blick in die Vergangenheit – mit aktuellem Bezug

Das Buch ist nicht nur ein Blick zurück, sondern auch eine klare Warnung für heute. Denn auch heute erleben wir, wie rechtsextreme Parteien versuchen, sich im demokratischen Gewand zu zeigen – so, wie es damals auch war. Hindenburg war kein Hitler, aber er öffnete ihm die Tür. Weil viele glaubten: „Ach, so schlimm wird’s schon nicht werden.“

Wolfgang Niess zeigt, wie gefährlich solche Denkweisen sind. Man erkennt beim Lesen, wie wichtig es ist, wachsam zu bleiben – nicht nur in der Politik, sondern auch als Gesellschaft.


Besonders eindrucksvoll: Die Folgen dieser Wahl

Ein zentrales Thema des Buchs ist: Manche Entscheidungen wirken nicht sofort – aber sie können später katastrophale Folgen haben. 1925 hat Hindenburg die Wahl gewonnen. 1933 hat er Hitler zum Kanzler gemacht. Und ab da nahm das Unheil seinen Lauf. Die Demokratie war tot, die NS-Diktatur begann, der Zweite Weltkrieg wurde vorbereitet.

Niess beschreibt diesen Weg Schritt für Schritt, ganz verständlich. Besonders spannend: Er erzählt auch, dass Hindenburg eigentlich gar nicht der Wunschkandidat vieler war. Er war alt, müde und nicht wirklich an der Politik interessiert. Aber die Rechten wollten jemanden, der stark wirkte, das Parlament schwächte und „Ordnung“ schuf. Genau das hat Hindenburg gemacht – und damit dem Nationalsozialismus den Weg geebnet.


Kritik an fehlender Aufarbeitung

Am Ende geht der Autor noch einen Schritt weiter. Er zeigt, dass viele Städte in Deutschland immer noch Straßen oder Plätze nach Hindenburg benannt haben – obwohl klar ist, welche Rolle dieser Mann gespielt hat. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Geschichte nicht immer gründlich aufgearbeitet wurde.

Niess nennt konkrete Beispiele und macht klar: Wer aus der Geschichte lernen will, muss sie ehrlich benennen. Es kann nicht sein, dass der Name eines Mannes, der Hitler ins Amt hob, heute noch geehrt wird.


Fazit: Geschichte, die unter die Haut geht

Schicksalsjahr 1925“ ist ein Buch, das Geschichte lebendig und verständlich erklärt. Es ist informativ, aber nie trocken. Es ist warnend, aber nicht belehrend. Vor allem aber ist es hochaktuell – denn es zeigt, wie schnell Demokratien in Gefahr geraten können, wenn man die falschen Leute an die Spitze lässt.

Wer wissen will, wie es 1933 so weit kommen konnte, sollte dieses Buch lesen. Und wer glaubt, „sowas passiert heute nicht mehr“, sollte es erst recht lesen.

Ein wichtiges Buch – klug, gut geschrieben und erschreckend relevant.

  • Herausgeber ‏ : ‎ C.H.Beck; 1. Edition (20. März 2025)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3406830390
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3406830396
  • Abmessungen ‏ : ‎ 15 x 3 x 22.4 cm
  • 28 Euro

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