/ Oktober 12, 2024/ Buch

In ihrem Buch „Unsozialstaat Deutschland: Warum wir radikal humanistisch werden müssen“ beschreibt die Sozialarbeiterin Cansin Köktürk eindrücklich die soziale Ungerechtigkeit und die wachsende Armut in Deutschland. Sie zeigt auf, wie sich diese Probleme in vielen Bereichen des täglichen Lebens widerspiegeln und welche drastischen Folgen sie für die Betroffenen haben. Köktürk erlebt als Sozialarbeiterin täglich, wie Menschen unter den schlechten sozialen Bedingungen leiden – in Kindergärten, Schulen, in der ambulanten Jugendhilfe, Notunterkünften und in den besonders betroffenen Städten. Diese direkte Erfahrung prägt ihre Analyse und ihre Forderungen nach tiefgreifenden Veränderungen.

Ein zentrales Anliegen von Köktürk ist die Vermögensungleichheit in Deutschland. Sie kritisiert, dass die Reichen immer reicher werden, während immer mehr Menschen in Armut leben. Um diesem Problem entgegenzuwirken, fordert sie die Einführung einer Vermögenssteuer. Diese soll dazu beitragen, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern und den Staat in die Lage versetzen, mehr Mittel für soziale Projekte und die Unterstützung der Schwächsten bereitzustellen. Für Köktürk ist eine gerechte Verteilung des Wohlstands die Grundlage einer fairen Gesellschaft.

Darüber hinaus setzt sich die Autorin für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ein. Dieses Konzept sieht vor, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Lebenssituation oder seinem Einkommen eine feste finanzielle Unterstützung erhält. Für Köktürk wäre das ein wichtiger Schritt, um Armut zu bekämpfen und allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Sie ist überzeugt, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht nur finanzielle Sicherheit bietet, sondern auch den Menschen mehr Freiheit gibt, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, ohne ständig Angst vor sozialem Abstieg haben zu müssen.

Ein weiterer wichtiger Punkt in Köktürks Vision einer gerechteren Gesellschaft sind offene Grenzen. Sie argumentiert, dass Menschen das Recht haben sollten, unabhängig von ihrer Herkunft frei zu migrieren, und dass eine gerechte Gesellschaft auch auf globaler Ebene denken muss. Ihrer Meinung nach ist die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Nationalität oder ihres Aufenthaltsstatus ungerecht und verstärkt nur die bestehenden Ungleichheiten. Offene Grenzen könnten dazu beitragen, dass alle Menschen die gleichen Chancen erhalten und dass Reichtum und Ressourcen weltweit gerechter verteilt werden.

Köktürk übt in ihrem Buch auch scharfe Kritik an den Grünen, ihrer eigenen Partei. Sie wirft den Grünen vor, ihre ursprünglichen Werte und Ideale verraten zu haben. Während die Grünen einst für soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung standen, haben sie sich ihrer Meinung nach immer mehr von diesen Zielen entfernt und sich dem politischen Mainstream angepasst. Köktürk beklagt, dass die Partei in vielen Bereichen – insbesondere in der Sozialpolitik – keine klaren Lösungen mehr anbietet und ihre ursprüngliche Vision einer gerechten Gesellschaft aus den Augen verloren hat.

Das Buch ist jedoch nicht nur eine Kritik an der aktuellen Politik, sondern auch ein Appell an die Gesellschaft, sich für einen radikalen Wandel zu öffnen. Köktürk fordert ein Umdenken hin zu einem humanistischen Ansatz, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt und soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Mitmenschlichkeit über wirtschaftliche Interessen und politische Machtspiele stellt. Sie glaubt, dass nur durch einen grundlegenden Wandel der gesellschaftlichen Strukturen eine wirklich gerechte und humane Gesellschaft entstehen kann.

„Unsozialstaat Deutschland“ ist damit eine Mischung aus sozialer Analyse, persönlichen Erfahrungen und politischen Forderungen. Köktürk zeigt eindrücklich auf, wie tief die sozialen Probleme in Deutschland verankert sind und welche radikalen Veränderungen nötig wären, um diesen Zustand zu verbessern. Ihr Buch ist ein Weckruf für all jene, die sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen wollen, und eine Mahnung, dass es keine schnellen Lösungen für komplexe Probleme gibt. Dennoch bleibt sie optimistisch, dass ein Wandel möglich ist, wenn genügend Menschen bereit sind, aktiv für soziale Gerechtigkeit einzutreten und radikal humanistisch zu denken.

Insgesamt bietet das Buch eine klare und eindringliche Perspektive auf die sozialen Herausforderungen in Deutschland und fordert zu einem mutigen Umdenken auf. Köktürks Vorschläge – von der Vermögenssteuer über das bedingungslose Grundeinkommen bis hin zu offenen Grenzen – zielen darauf ab, die Gesellschaft gerechter und menschlicher zu machen. Ihr Appell ist dabei sowohl an die Politik als auch an die Bürgerinnen und Bürger gerichtet: Es braucht eine umfassende Reform der sozialen Strukturen, um die wachsende Armut zu bekämpfen und den Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Quadriga; 1. Aufl. 2023 Edition (31. März 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Broschiert ‏ : ‎ 256 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3869951281
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3869951287
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.5 x 2.1 x 21.5 cm
  • 340 Gramm
  • 20 Euro

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