/ Mai 15, 2025/ Buch

Willkommen zu einer Vater-Sohn-Geschichte, die nicht nach Hollywood klingt – sondern eher nach einem richtig guten, emotional aufgeladenen, politisch brisanten, aber trotzdem menschlich-überraschenden Indie-Drama. Nur eben mit einem Schuss Humor, weil wir das Ganze hier ein bisschen leichter machen wollen. (Vorsicht: Sarkasmus optional, Respekt bleibt Pflicht.)

Wer sind die Hauptdarsteller?

Da hätten wir Aziz Shehadeh – Vater, Anwalt, politischer Aktivist und ein Mensch, der sich dachte: „Zwei-Staaten-Lösung in Palästina? Klingt vernünftig, warum ist da eigentlich noch keiner draufgekommen?“
Und dann ist da Raja – sein Sohn, der lieber schreiben wollte, statt sich in Anwaltsakten und politischen Verstrickungen zu verheddern. Er wäre gern einfach nur er selbst gewesen – aber das ist ja oft schon schwierig, wenn man nicht der Sohn eines historischen Schwergewichts ist.

Was ist passiert?

Tja, Aziz war mutig. So mutig, dass es nicht jeder gut fand. 1985 wurde er vor seinem Haus ermordet. Ein echtes Familiendrama mit politischen Sprengsätzen – im wahrsten Sinne des Wortes. Raja, der bis dahin eine eher komplizierte Beziehung zu seinem Vater hatte (man stelle sich einen sehr anstrengenden Elternabend vor – aber permanent), beginnt viele Jahre später, diesen Mann besser zu verstehen. Und nein, das geschieht nicht durch eine Zeitreise oder übersinnliche Eingebungen, sondern mit dem, was Autor*innen so machen: Schreiben. Grübeln. Und Tee trinken. Wahrscheinlich sehr viel Tee.

Der Titel: mehr als nur melancholisch

„Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und ich“ – das klingt ein bisschen wie: „Wir hätten zusammen Fußball geschaut und diskutiert, ob Ananas auf Pizza gehört.“ Nur eben im Kontext eines jahrzehntelangen politischen Konflikts, familiärer Traumata und der ganz großen Frage: „Hätten wir uns verstanden, wenn wir nicht ständig aneinander vorbeigeredet hätten?“

Warum das Ganze trotzdem lustig sein kann (mit Augenzwinkern)

Natürlich ist dieses Buch eigentlich keine leichte Kost. Es geht um Verlust, politische Tragik und das Verpassen von emotionaler Nähe. Aber Raja Shehadeh schreibt mit so viel Klugheit, Selbstironie und literarischem Feingefühl, dass man nicht nur weint, sondern auch mal leise kichert. Zum Beispiel, wenn er über die stummen Duelle am Esstisch erzählt. Oder über die wortlosen Erwartungshaltungen, die in palästinensischen Wohnzimmern scheinbar mitserviert werden, gleich neben dem Mokka.

Denn machen wir uns nichts vor: Eltern sind kompliziert. Und Väter, die gleichzeitig politische Märtyrer und wandelnde Gerechtigkeitspredigten sind, machen das Elternsein nicht unbedingt gemütlicher. Raja wollte einfach nur schreiben – aber sein Vater? Der hätte am liebsten gesehen, dass der Sohn gleich mit dem Grundgesetz unter dem Arm auf die Barrikaden geht. Und das am besten schon in der Grundschule.

Zwischen Zorn und Zärtlichkeit

Dieses Memoir ist wie ein sehr guter Hummus: Es wirkt auf den ersten Blick schlicht, doch es steckt mehr Tiefe drin, als man vermuten würde. Raja Shehadeh versucht nicht, seinen Vater zu idealisieren. Im Gegenteil – er zeigt ihn als widersprüchlichen, oft starrsinnigen, aber zutiefst überzeugten Menschen. Und er zeigt sich selbst als jungen Mann, der aus dem Schatten seines Vaters tritt – um dann Jahre später festzustellen, dass dieser Schatten gar nicht so finster war. Sondern vielleicht der Ort, an dem sich das Licht bricht.

Und was ist mit Palästina?

Ganz nebenbei – wobei, eigentlich ganz zentral – liefert Shehadeh auch eine persönliche Geschichte Palästinas. Keine trockene Abhandlung, sondern ein Lebensbericht mitten aus dem Alltag des Besetzten. Zwischen Gerichtssälen, Checkpoints und Familienfesten spielt sich ein politisches Drama ab, das in jeder Szene zeigt: Persönliches ist politisch – und umgekehrt.

Fazit: Lachen mit Tränen in den Augen

Dieses Buch ist ein literarischer Drahtseilakt: Es balanciert zwischen Wut und Wärme, Trauer und Humor, politischer Analyse und persönlichem Rückblick. Und Raja Shehadeh gelingt es, uns zum Lächeln zu bringen – selbst wenn die Geschichte traurig ist. Vielleicht, weil wir alle irgendwo verstehen, wie schwer es ist, sich mit den Eltern zu verstehen. Vor allem, wenn diese denken, man sei ein fauler Träumer, und man selbst glaubt, sie seien sture Helden von vorgestern.

„Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und ich“ ist eine warmherzige, tragikomische, hochpolitische und zugleich tief persönliche Geschichte über das Verpassen, das Verstehen und die späte Annäherung – erzählt mit leiser Ironie und viel Herz.

Lesen Sie dieses Buch, wenn Sie…

  • Ihren Vater lieben, aber manchmal auch laut „Warum?!“ in ein Kissen brüllen wollen.
  • Politische Geschichte mal aus einer Familienperspektive lesen möchten.
  • Denken, dass Humor und Tragik sich nicht ausschließen – sondern manchmal beste Freunde sind.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Edition W GmbH
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 3. März 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 180 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 394967117X
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3949671173
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.8 x 2 x 20.5 cm
  • 20 Euro

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