In seinem Buch „Die elektronische Patientenakte – vom Ende der Schweigepflicht: Für Risiken und Nebenwirkungen übernimmt niemand die Verantwortung“ beleuchtet Andreas Meißner die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) und die damit verbundenen Risiken und Herausforderungen.
Auf den ersten Blick erscheint die ePA als eine praktische Lösung: Nie wieder den Impfpass suchen oder verstreute Arztberichte zusammensuchen müssen. Alle medizinischen Befunde und Krankheitsdaten sind an einem zentralen Ort gespeichert und jederzeit abrufbar. Das klingt nach einer Erleichterung für Patienten und medizinisches Personal.
Doch Meißner weist auf die Schattenseiten dieses Systems hin. Ein zentrales Anliegen seines Buches ist die Frage, ob die elektronische Patientenakte tatsächlich den Patienten dient oder ob sie vor allem das Interesse von Forschung und Industrie bedient. Die Daten aus der ePA, die alle Bürger automatisch erhalten, werden nämlich ebenfalls automatisch an Forschungseinrichtungen weitergeleitet. Diese Forschungseinrichtungen verfolgen oft wirtschaftliche Interessen, was bedeutet, dass die gesammelten Daten möglicherweise eher zur Förderung ökonomischer Ziele als zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung genutzt werden könnten.
Ein weiteres bedenkliches Szenario ist die internationale Datenweitergabe. Meißner warnt, dass die in der ePA gespeicherten Daten nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch in den europäischen Datenraum und in die USA fließen könnten. Dies wirft Fragen nach dem Schutz der Privatsphäre und der Datensicherheit auf, insbesondere da unterschiedliche Länder unterschiedliche Datenschutzstandards haben.
Eine zentrale These des Buches ist, dass Patienten, Ärzte und Therapeutinnen ungewollt zu Datenlieferanten für eine wachsende Gesundheitsindustrie werden könnten. Die Daten, die eigentlich dazu dienen sollen, die medizinische Versorgung zu verbessern, könnten stattdessen vor allem dazu verwendet werden, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die wiederum Gewinn abwerfen.
Meißner betont, dass es notwendig ist, aktiv zu widersprechen, wenn man nicht möchte, dass die eigenen Gesundheitsdaten auf diese Weise verwendet werden. Doch viele Menschen sind sich dieser Möglichkeit nicht bewusst oder fühlen sich überfordert, sich mit den komplizierten Widerspruchsverfahren auseinanderzusetzen.
Mit seinem Buch möchte Andreas Meißner eine breite öffentliche Diskussion anstoßen. Er fordert, dass die Einführung der elektronischen Patientenakte und die damit verbundenen Konsequenzen offen und kritisch diskutiert werden. Nur so können informierte Entscheidungen getroffen und Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass die ePA tatsächlich den Patienten zugutekommt und nicht primär den Interessen von Forschung und Industrie dient.
- Herausgeber : Westend; 1. Edition (13. Mai 2024)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 72 Seiten
- ISBN-10 : 3864894727
- ISBN-13 : 978-3864894725
- Abmessungen : 10.2 x 1.7 x 16.4 cm, 107 Gramm
- 10 Euro