
In einer Welt, die von Schatten verschlungen scheint, wo Dunkelheit nicht nur in der Nacht, sondern auch in den Herzen der Menschen und Wesen herrscht, steht ein Mädchen, das sich weigert, unterzugehen. Oraya, die menschliche Tochter des Vampirkönigs, trägt in ihrem Herzen die Wunden eines Lebens, das niemals leicht war. Ihre Welt ist nicht wie jene, von der Dichter träumen – sie ist grausam, voller Zähne und Klauen, und Oraya ist Beute in einem Reich von Raubtieren.
„Vertraue keinem, gib niemals auf, und hüte immer – immer – dein Herz.“ Dieser Satz, der wie ein Mantra durch ihr Leben hallt, ist mehr als ein Ratschlag. Es ist ein Überlebensinstinkt, ein Schild, das sie vor der unermesslichen Kälte bewahrt, die sie umgibt. Als Mensch in einer Welt von Vampiren ist sie eine Anomalie, eine Flamme, die im Sturm tanzt, ein Wunder und zugleich ein Fluch. Doch Oraya hat nie um Gnade gebeten, nie darum, in diese Welt geworfen zu werden. Sie hat gelernt, ihre Schwäche in Stärke zu verwandeln, ihre Angst in Schärfe und ihre Verletzlichkeit in eine Rüstung aus unbeugsamem Willen.
Die düsteren Gassen ihres Königreichs sind ein Spiegelbild ihrer Seele. Hier lebt sie unter dem Schutz ihres Vaters, des Vampirkönigs, doch Schutz ist in ihrer Welt eine Illusion. Jeder Blick, jedes Wort könnte ihr Verderben sein. Und doch, trotz all dieser Dunkelheit, gibt es eine brennende Hoffnung in ihr, die nicht erlischt. Eine Hoffnung, die sie dazu treibt, sich dem Kejari zu stellen, einem Turnier, das nicht nur ihre Fähigkeiten, sondern auch ihre Seele prüfen wird. Dieses Turnier, von der Göttin des Todes selbst veranstaltet, ist kein Spiel. Es ist ein Tanz mit der Zerstörung, ein Pakt mit der eigenen Sterblichkeit. Doch für Oraya ist es die einzige Chance, mehr zu sein als nur ein Opfer, ein Spielball im grausamen Spiel der Mächtigen.
Dann ist da Raihn – ein Name, der wie eine Verheißung klingt, ein Mann, dessen bloße Präsenz die Luft elektrisiert. Alles an ihm schreit Gefahr, von seinen eisigen Augen bis zu der unergründlichen Dunkelheit, die ihn umgibt. Er ist ein Feind, ein Krieger, geboren und geformt, um zu töten. Und doch… ist da etwas, das Oraya nicht loslässt. Eine unsichtbare Kraft, die sie zu ihm zieht, wie eine Motte zum Licht – oder zur Flamme. Jede Faser ihres Seins schreit, dass sie ihm nicht vertrauen darf. Und doch flüstert etwas in ihr, dass er sie versteht wie kein anderer.
Das Kejari bringt sie einander näher, zwingt sie, ein Bündnis zu schmieden, das ebenso brüchig wie gefährlich ist. Zwischen Prüfungen, die sowohl Körper als auch Geist fordern, zwischen Blut und Schweiß, zwischen Sieg und Niederlage wächst etwas zwischen ihnen, das Oraya noch mehr erschreckt als die Schrecken des Turniers. Es ist keine bloße Anziehung, kein simples Verlangen – es ist etwas Tieferes, Dunkleres. Etwas, das sie zerstören könnte, sollte sie ihm nachgeben.
„Liebe ist eine Waffe, Vertrauen ein Dolch.“ Oraya kennt diese Lektion nur zu gut, und doch droht sie, sie zu vergessen, wenn Raihn in ihrer Nähe ist. Sein Blick ist ein Versprechen und eine Warnung zugleich, sein Lächeln eine Einladung und eine Gefahr. Und während der Sturm der Ereignisse sich zusammenbraut, während die Welt um sie herum in Chaos versinkt, wird Oraya mit einer Wahrheit konfrontiert, die sie nicht ignorieren kann: In einer Welt, in der jeder sie töten will, ist Raihn der Einzige, der sie wirklich sieht. Und gerade deshalb könnte er ihr Untergang sein.
Die Autorin Carissa Broadbent erschafft mit „The Serpent and the Wings of Night“ eine Welt, die gleichzeitig wunderschön und grausam ist, voller Pracht und Abgründe. Ihre Worte malen Bilder, die im Kopf des Lesers verweilen, und ihre Figuren sind so lebendig, dass man fast das Gefühl hat, ihre Atemzüge hören zu können. Oraya ist eine Heldin, die das Herz höher schlagen lässt – stark und verletzlich zugleich, voller Ecken und Kanten, die sie umso realer machen. Und Raihn? Er ist nicht nur ein „Book Boyfriend“, er ist ein Sturm, der alles mit sich reißt, was sich ihm in den Weg stellt.
Die Beziehung zwischen Oraya und Raihn ist wie ein Tanz auf Messers Schneide – knisternd, intensiv, voller Gefahren und doch unbestreitbar fesselnd. Es ist ein Spiel aus Misstrauen und Verlangen, aus Geheimnissen und Offenbarungen. Broadbent versteht es meisterhaft, diese Gegensätze zu verweben und eine Dynamik zu schaffen, die die Seiten nur so fliegen lässt.
Doch dieses Buch ist mehr als nur eine Liebesgeschichte. Es ist eine Reise durch eine düstere, faszinierende Welt, voller Gefahren, Wendungen und emotionaler Tiefe. Die Wettkämpfe des Kejari sind ebenso spannend wie brutal, die politische Intrige ebenso kompliziert wie fesselnd. Und über allem schwebt die Frage: Wer wird am Ende überleben – und zu welchem Preis?
„Crowns of Nyaxia“ ist nicht nur ein Buch, es ist ein Erlebnis. Es ist die Art von Geschichte, die man noch lange nach dem Umblättern der letzten Seite im Herzen trägt. Orayas Kampf, Raihns Geheimnisse, die unermessliche Schönheit und Grausamkeit der Welt – all das verschmilzt zu einem Meisterwerk, das sowohl Romantik-Junkies als auch Fantasy-Fans begeistern wird. Und ja, es mag weh tun, sich in dieser Welt zu verlieren, doch wie Oraya selbst lernt: Manche Schmerzen sind es wert, erlebt zu werden.
- Herausgeber : Carlsen Verlag
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 544 Seiten
- ISBN-13 : 978-3-551-58551-6
- Abmessungen : 148 mm x 220 mm
- 419 Gramm
- 20 Euro