
In „Die Frauen hinter der Tür“ erzählt Roddy Doyle eine tief berührende Geschichte über eine Mutter und ihre Tochter – zwei Frauen, die beide schwere Zeiten durchgemacht haben und langsam wieder zueinanderfinden. Es ist ein stiller, kraftvoller Roman über das Leben, das Verzeihen und die Hoffnung auf einen Neuanfang.
Die Hauptfigur Paula Spencer hat viel erlebt: Sie war mit einem gewalttätigen Mann verheiratet, hat jahrelang getrunken und ist heute trocken, also alkoholfrei. Sie arbeitet in einer Reinigung, ist Mutter von vier erwachsenen Kindern und inzwischen auch Großmutter. Endlich hat sie das Gefühl, ihr Leben wieder im Griff zu haben. Sie hat Freunde, ein gutes Verhältnis zu ihren Kindern, und einen Partner, Joe, dem sie vertraut.
Doch eines Tages steht ihre älteste Tochter Nicola plötzlich vor der Tür – völlig unerwartet, mit einem gepackten Koffer. Nicola, die erfolgreiche, selbstständige und scheinbar glückliche Frau, will alles hinter sich lassen: ihre Familie, ihr Zuhause, ihr Leben. Für Paula beginnt damit eine neue Herausforderung. Sie weiß nicht genau, was ihre Tochter durchmacht – aber sie merkt schnell, dass es ernst ist.
In den nächsten Tagen erzählen sich Mutter und Tochter Stück für Stück, was sie bewegt. Es ist nicht immer einfach, denn beide haben viel erlebt – und vieles davon wurde nie ausgesprochen. Doch nach und nach entsteht wieder Nähe zwischen ihnen. Sie reden, lachen, schweigen, erinnern sich. Dabei kommen auch schwere Themen zur Sprache: die häusliche Gewalt, die Nicola als Kind miterlebt hat, Paulas Alkoholprobleme, und die große Angst, als Mutter versagt zu haben.
Ein besonders bewegender Moment ist die Rückblende auf die Szene, in der Paula ihren gewalttätigen Mann mit einer Bratpfanne aus dem Haus jagte, um Nicola zu schützen. Dieser Augenblick ist brutal, aber gleichzeitig zeigt er Paulas Mut und ihre tiefe Liebe zu ihrer Tochter. Es war der Wendepunkt in ihrem Leben – damals hat sie zum ersten Mal richtig für sich und ihre Kinder gekämpft.
Roddy Doyle schreibt in einer einfachen, klaren Sprache. Die Dialoge sind oft kurz, fast abgehackt – aber genau das macht sie so echt. Zwischen den Zeilen steckt viel Gefühl: Wut, Schuld, Hoffnung, Zuneigung. Es sind nicht die großen Worte, die diesen Roman so besonders machen, sondern die kleinen, ehrlichen Momente. Der Autor lässt Raum für das, was unausgesprochen bleibt – und gerade dadurch wirkt alles umso echter.
„Die Frauen hinter der Tür“ ist ein leiser Roman, aber einer, der lange nachklingt. Er zeigt, wie schwierig es sein kann, über Vergangenes zu sprechen – und wie wichtig es ist, es trotzdem zu tun. Er erzählt davon, dass Wunden heilen können, auch wenn Narben bleiben. Und davon, dass es nie zu spät ist, sich zu ändern, wieder anzunähern und sich gegenseitig zu vergeben.
Wer Geschichten mag, die mitten aus dem Leben gegriffen sind, wird dieses Buch lieben. Es ist keine leichte Lektüre, aber eine, die berührt und Mut macht. Besonders für Leserinnen und Leser, die sich für Familiengeschichten, psychologische Tiefe und echte Gefühle interessieren, ist „Die Frauen hinter der Tür“ ein echtes Lese-Highlight.
- Herausgeber : GOYA; 1. Edition (2. April 2025)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 320 Seiten
- ISBN-10 : 3833749679
- ISBN-13 : 978-3833749674
- Abmessungen : 14.1 x 3.1 x 21.1 cm
- 24 Euro