/ März 14, 2024/ Ratgeber, Rehabilitation

Ilke Crone


Ilke Crone hat ein Buch mit dem Titel „Das vorige Jetzt. Familienrekonstruktion in der Praxis“ geschrieben. Darin betrachtet sie Familien aus einer Perspektive, die über Generationen hinweg reicht. Sie konzentriert sich besonders auf Bindung und Trauma und diskutiert sie in Bezug auf Familientherapie und -aufstellungen.

In ihrem Buch beschreibt sie anhand von fünf Beispielen, wie angehende Familientherapeuten mit verschiedenen Familien umgehen können. Dabei geht es auch um die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus auf Menschen, die den Krieg erlebt haben oder dessen Nachkommen sind.

Ilke Crone ist Diplom-Psychologin und arbeitet in einer eigenen Praxis. Sie berät Familien, gibt Therapien und Coachings, und lehrt auch andere Therapeuten. Ihre Arbeit umfasst verschiedene Ansätze wie systemische Beratung und Therapie sowie traumabezogene Fachberatung.

Das Buch ist Teil der Reihe „Systemische Therapie und Beratung“ vom Carl-Auer Verlag. Ilke Crone teilt darin ihre langjährigen Erfahrungen als Lehrerin am Bremer Institut für systemische Therapie und Supervision. Sie betont die Bedeutung von Familienrekonstruktionen in der Ausbildung von Familientherapeut:innen, da diese oft vernachlässigt würden.

Das Buch richtet sich besonders an angehende systemische Berater:innen und Therapeut:innen, die ihr Wissen durch erlebnisorientierte Methoden erweitern möchten. Ilke Crone zeigt dabei Verbindungen zwischen Bindungstheorie und Traumaforschung auf, um ein besseres Verständnis für die Lebensgeschichte der Familien zu ermöglichen.

Die Struktur des Buches ist klar gegliedert. Es beginnt mit einem Vorwort und einer Einleitung, gefolgt von Kapiteln über familiäre Bindungsproblematik und Traumata. Dann werden diese Aspekte miteinander verbunden, bevor methodische Aspekte der Familienrekonstruktion vorgestellt werden. Es gibt auch Fallbeispiele und Diskussionen über Rituale. Am Ende werden die Erkenntnisse zusammengefasst und zur Weiterführung angeregt.

Das Buch enthält auch ein Literaturverzeichnis, das Filme und Romane zum Thema Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg auflistet.

Das Buch beginnt mit einer Einleitung, in der die Autorin ihren Ansatz erläutert, den Aufbau des Buches beschreibt und den Begriff der Familie definiert. Sie erklärt auch, warum Familienrekonstruktionen in vielen therapeutischen Ausbildungen oft nicht genug Beachtung finden. Zudem diskutiert sie kurz die Arbeit nach Bert Hellinger und fasst die Ziele von Familienrekonstruktionen zusammen.

Im zweiten Kapitel geht es um Familie und Bindung. Hier erklärt die Autorin Begriffe und Grundlagen der Bindungstheorie und beschreibt verschiedene Bindungsstile. Sie diskutiert auch die Herkunftsfamilien angehender Familientherapeut:innen und deren Bindungsstile. In einem Unterkapitel geht es um innere Arbeitsmodelle und Mentalisierung.

Das dritte Kapitel widmet sich dem Thema Trauma. Es beginnt mit einer allgemeinen Einführung und behandelt dann die Auswirkungen von Traumata, besonders im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus. Die Autorin beschreibt auch ihre persönliche Sicht auf Trauma und betont die soziopolitischen Traumatisierungen.

Im vierten Kapitel verknüpft die Autorin Bindung und Trauma und zeigt die Zusammenhänge mit dem Nationalsozialismus auf. Sie spricht über Trennungen und Verluste während des Krieges und den Einfluss des autoritären Erziehungsstils auf die Kinder.

Im fünften Kapitel werden die komplexen Themen aus den vorherigen Kapiteln noch einmal in einen sozialen Kontext gesetzt. Die Autorin beschreibt, wie traumatische Ereignisse nicht nur Einzelpersonen und Familien, sondern auch ganze Gesellschaften beeinflussen können.

Das sechste Kapitel stellt verschiedene Methoden der Familienrekonstruktion vor, die in Gruppen durchgeführt werden. Es werden Fragen, Anliegen und Ziele formuliert und Daten mittels Genogrammen gesammelt. Es werden auch Methoden wie Fantasiereisen und Beziehungsskulpturen genutzt.

Im siebten Kapitel wird ein Beispiel einer Familienrekonstruktion ausführlich vorgestellt. Im achten Kapitel geht es um Rituale als abschließende Interventionen, um offene Themen zu klären und Versöhnung zu ermöglichen.

Im neunten Kapitel beschreibt die Autorin die Bedeutung von Familienrekonstruktionen für die Teilnehmer:innen. Das zehnte Kapitel vergleicht verschiedene Formate der Familienrekonstruktion und grenzt sich von der Arbeit nach Bert Hellinger ab.

Die letzten Kapitel fassen einzelne Aspekte zusammen und diskutieren gesellschaftliche Veränderungen, die sich auf Familien auswirken. Es geht um Themen wie Scheidungen, Patchworkfamilien und alternative Lebensentwürfe.

In ihrem Buch betont Ilke Crone die Bedeutung der Themen Bindung und Trauma im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus bei der Analyse von Familienrekonstruktionen in Gruppen mit angehenden Familientherapeut:innen. Sie weist darauf hin, dass die Multikomplexität dieser Themen dazu führt, dass Außenstehende oft nicht genau entscheiden können, welches Thema für die betroffenen Familienmitglieder am wichtigsten ist.

Die Autorin vergleicht ihre Untersuchungen mit denen von Peter Kaiser aus dem Jahr 1989, der ebenfalls die Familiengeschichte von angehenden Familientherapeut:innen untersucht hat, aber mit der Methode des Genogramms arbeitete. Kaiser konzentrierte sich auf die Funktionalität familiärer Strukturen, Regeln und Rollen im Kontext mehrerer Generationen.

Crone und Kaiser kommen zu ähnlichen Schlüssen bezüglich der Auswirkungen des Kriegsgeschehens auf Familien, aber Crone legt mehr Gewicht auf die Themen Bindung und Trauma im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus. Es bleibt jedoch offen, ob diese Zusammenhänge allgemein gültig sind oder nur für bestimmte Gruppen relevant sind.

Ein weiterer Punkt, den ich kritisch anmerken möchte, ist, dass die Autorin die Bedeutung des Kontextes betont, aber möglicherweise nicht ausführlich genug darauf eingeht, dass Familienrekonstruktionen bereits in anderen therapeutischen Ansätzen wie dem Psychodrama, der Gestalttherapie und der Transaktionsanalyse praktiziert wurden, bevor sie in der Familientherapie populär wurden.

Dieses Buch bietet angehenden Familientherapeut:innen einen umfassenden Einblick in Methoden der Familienrekonstruktion. Mit theoretischer Fundierung und praxisrelevanten Fallbeispielen erhalten sie eine fundierte Einführung in relevante Themen.


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  • Herausgeber ‏ : ‎ Carl-Auer Verlag GmbH; 1. Edition (1. März 2018)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 234 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3849702170
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3849702175
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.7 x 2.2 x 21.6 cm
  • 29,95 Euro

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