Berlin – die ewige Hauptstadt der Schlagzeilen, das Epizentrum politischer Eskapaden und architektonischer Abenteuer! Wer sich in dieser Stadt bewegt, tritt quasi automatisch auf historischem Boden – sei es auf den Überresten der Mauer, den Pflastersteinen des Kaiserreichs oder den mit Schlaglöchern verzierten Straßen der Nachwendezeit. Hanno Hochmuth nimmt uns in Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte mit auf eine Zeitreise durch genau diese Stadt, die sich in den letzten hundert Jahren gefühlt öfter neu erfunden hat als ein Berliner Flughafen eröffnet wurde.
Der Vergleich mit Rom ist dabei keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Schließlich wurde Berlin auch nicht an einem Tag erbaut – aber in hundert Jahren mindestens viermal umgestaltet. Kaiser, Nazis, Kommunisten, Demokraten – hier hat wirklich jeder mal den Stadtplan in die Hand genommen und sein eigenes Berlin gebastelt. Und genau das fängt Hochmuth in seinem Werk ein, indem er 51 historische Orte der Stadt durchstreift und mit Anekdoten, Fakten und Hintergründen lebendig werden lässt.
Manche dieser Orte sind weltbekannt, andere eher Geheimtipps, die selbst Urberliner noch überraschen. Denn wer hätte gedacht, dass sich hinter der Stalinallee nicht nur breite Straßen und Plattenbauten verbergen, sondern auch ein paar architektonische Kniffe, die nur Eingeweihte kennen? Oder dass eine unscheinbare Metallstele an den Hitler-Attentäter Georg Elser erinnert? Solche Entdeckungen machen das Buch zu einem wahren Fundus für Geschichtsbegeisterte – und für alle, die beim nächsten Berlin-Spaziergang mit unnützem, aber höchst beeindruckendem Wissen glänzen wollen.
Natürlich kommt Hochmuth nicht ohne eine gewisse Berliner Schnoddrigkeit aus, wenn er sich die heutige Stadtentwicklung anschaut. Denn seien wir ehrlich: Berlin hat es geschafft, die wohl bedeutendste Hauptstadt der Weltgeschichte zu sein – und gleichzeitig ein chaotisches Baustellen-Paradies mit schiefen Ampeln, wild parkenden E-Scootern und einer Einheitswippe, die mehr Kopfschütteln als Einheitsgefühl hervorruft.
Einziger Kritikpunkt: Ein Namensregister wäre hilfreich gewesen. Schließlich werden so viele Persönlichkeiten erwähnt, dass man am Ende nicht mehr weiß, ob man gerade über einen Architekten, einen Politiker oder doch nur den Erfinder der Berliner Currywurst liest. Aber gut, ein bisschen Improvisation gehört zu Berlin dazu – wer hier nach klaren Strukturen sucht, war wohl noch nie in dieser Stadt unterwegs.
Fazit: Wer Berlin liebt, sollte dieses Buch lesen. Wer Berlin nicht kennt, wird es danach verstehen (oder zumindest mehr Respekt vor seinem Chaos haben). Und wer sich einfach nur für Geschichte interessiert, findet hier eine unterhaltsame, kluge und topografisch durchdachte Reise durch eine Stadt, die nie stillsteht. Hochmuth zeigt Berlin, wie es ist: mal faszinierend, mal irritierend – aber immer einzigartig.
Hanno Hochmuths Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte ist eine faszinierende Reise durch eine Stadt, die sich ständig neu erfindet. Mit Witz, Wissen und einem feinen Gespür für Details führt er durch 51 historische Orte, verbindet spannende Anekdoten mit fundierter Analyse und zeigt Berlin in all seinen Facetten – von kaiserlicher Pracht bis zur kreativen Unordnung der Gegenwart. Sein Stil ist lebendig, informativ und unterhaltsam zugleich. Ein Muss für alle, die Berlin lieben, entdecken oder einfach verstehen wollen!
- Herausgeber : Ch. Links Verlag; 1. Edition (14. März 2024)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 304 Seiten
- ISBN-10 : 3962891641
- ISBN-13 : 978-3962891640
- Abmessungen : 14.8 x 2.6 x 21 cm
- 28 Euro