/ August 5, 2023/ Romane

Emily St. John Mandel

Im Jahr 1912 muss Edwin nach einem Streit beim Abendessen nach Kanada ziehen. Dort lebt er eine Weile in einem tiefen Wald und erlebt etwas Seltsames mit einem Priester. Im Jahr 2020 erinnert sich eine Frau namens Mirella an ein schlimmes Erlebnis aus ihrer Kindheit. Dabei spielte ein geheimnisvoller Mann eine Rolle. Im Jahr 2203 reist eine Autorin namens Olive herum, um ihre Geschichten vorzustellen. Dabei trifft sie auf einen Fremden, der den gleichen Namen wie eine Figur in ihren Geschichten hat. Er sagt ihr dringend, dass sie in ihre Heimat zurückkehren soll, die auf einer anderen Planetenkolonie ist. Noch einmal 200 Jahre später versucht jemand namens Gaspery-Jacques, ein Problem mit der Art, wie Raum und Zeit funktionieren, zu lösen.

In ihrem Buch erschafft Emily St. John Mandel eine eigene Welt, die unserer Realität ähnlich ist, aber nach eigenen Regeln funktioniert. Die Art und Weise, wie die Zeit im Buch springt, kann zu Beginn verwirrend sein, aber bald wird klar, wie die verschiedenen Teile zusammenhängen. Die eigentliche Ursache für diese Zeitsprünge wird erst am Ende enthüllt. In der Geschichte „Das Meer der endlosen Ruhe“ geht es um eine Pandemie, ähnlich der, die die fiktive Autorin Olive in ihrem Buch beschrieben hat. Diese Pandemie wurde von der Autorin schon lange vor ihrer tatsächlichen Zeit vorausgesehen, ohne dass sie die tatsächlichen Auswirkungen vorhersehen konnte. Der Roman beeindruckt besonders durch die geschickte Art und Weise, wie die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft sind.

Eigentlich gehört die Geschichte wohl zum Bereich der Science-Fiction. Seltsamerweise wirken die technischen Dinge, wie zum Beispiel fremde Planeten, auf denen Menschen leben, überhaupt nicht wie aus der Zukunft und ungewöhnlich. Stattdessen akzeptieren wir sie ganz einfach als normal, so als wären sie Teil unserer echten Welt. Das macht die Geschichte leicht verständlich, und der Autor nutzt einen schönen Schreibstil, der gut dazu passt.

Das geheime Institut für Zeit bleibt lange geheimnisvoll, und auch die Anomalie, mit der es in Verbindung steht, bleibt unerklärlich. Es wirft mehr Fragen auf, als dass es Antworten gibt. Obwohl Zeitreisen möglich zu sein scheinen, werden sie hauptsächlich dazu verwendet, Fehler zu korrigieren. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, den geplanten Ablauf der Dinge zu ändern, wie Olive zeigt. Vielleicht sollte man nicht allzu traurig sein, wenn etwas in der Vergangenheit nicht so passiert ist, wie man es sich erhofft hatte. Stattdessen sollte man aktiver die Zukunft gestalten.

Die Parallelen zwischen der Autorin und den Figuren in ihren früheren Büchern sowie den Ereignissen der Covid-19-Pandemie sind sicherlich nicht zufällig. Sie geben dem Leser Raum zum Nachdenken und Reflektieren, der weit über die Handlung des Buches hinausgeht. Sogar nachdem man das Buch beendet hat oder eine Pause eingelegt hat, bleiben Gedanken, über die man gerne nachdenkt. Insgesamt hat mich dieser Roman schnell gefesselt und vollständig überzeugt.

Ein faszinierender Roman! Die geheimnisvolle Handlung und kluge Verknüpfung von Zeitreisen, Pandemie-Parallelen und Reflexionen bieten stundenlange Gedankenanstöße. Uneingeschränkt empfehlenswert!

  • Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Hardcover; 2. Edition (27. Juli 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3550202156
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3550202155
  • Originaltitel ‏ : ‎ The Sea of Tranquility
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.8 x 2.8 x 21 cm

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