/ Mai 6, 2025/ Buch

„Der andere Weg: Eigenverantwortung statt Zwang – Wie Schwedens Chef-Epidemiologe die Pandemie zähmte“ ist ein besonderes Buch über die Corona-Pandemie. Es wurde vom schwedischen Arzt und Wissenschaftler Anders Tegnell geschrieben, gemeinsam mit der Journalistin Fanny Härgestam. Das Buch wurde ins Deutsche übersetzt und ist im Februar 2025 erschienen – also etwa fünf Jahre nach dem Beginn der Pandemie. Es bietet einen spannenden Rückblick auf Schwedens besonderen Weg im Umgang mit Corona.

Im Frühjahr 2020 veränderte das Coronavirus plötzlich das Leben aller Menschen auf der Welt. In vielen Ländern gab es drastische Maßnahmen: Lockdowns, Maskenpflicht, geschlossene Schulen, geschlossene Geschäfte – das Leben stand praktisch still. Die Regierungen wollten das Virus mit aller Kraft eindämmen, selbst wenn das bedeutete, den Menschen viele Freiheiten zu nehmen.

Doch Schweden entschied sich für einen ganz anderen Weg. Statt auf Verbote setzte das Land auf Eigenverantwortung der Bürger. Schulen blieben meist offen, es gab keine allgemeine Maskenpflicht und auch keine strengen Ausgangssperren. Diese Entscheidung war umstritten und wurde weltweit kritisch beobachtet.

In diesem Buch erklärt Anders Tegnell, der damals als oberster Gesundheitsexperte Schwedens arbeitete, warum Schweden diesen Weg gegangen ist. Er beschreibt, wie er die Pandemie erlebt hat, welche Überlegungen er anstellte – und wie es ihm gelang, viele Menschen von seiner Strategie zu überzeugen.

Tegnell betont: Entscheidungen wurden nicht aus Panik getroffen, sondern auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Schon früh war klar, dass nicht alle Maßnahmen wirklich helfen. Zum Beispiel konnte das Testen kaum noch verhindern, dass sich das Virus weiterverbreitet – denn die Ausbreitung war oft schneller als die Auswertung der Tests. Auch für die Wirkung von Masken gab es damals keine überzeugenden Beweise. Deshalb entschied sich Schweden, auf Abstand-Halten und freiwillige Verhaltensänderungen zu setzen, statt auf Zwang.

Wichtig war auch das schwedische Gesetz: Es verlangt, dass Maßnahmen angemessen zur Gefahr sein müssen. Eine vollständige Schließung des Landes, wie sie andere Länder machten, hätte dieses Gesetz nicht erlaubt – und hätte laut Tegnell auch mehr Schaden als Nutzen gebracht. Denn harte Maßnahmen über lange Zeit können Menschen zermürben, vor allem Kinder und Jugendliche.

Gerade Schulschließungen sieht Tegnell kritisch. Kinder haben nur ein sehr geringes Risiko für schwere Erkrankungen, aber sie leiden stark unter Isolation und Lernlücken. In Schweden blieben die Schulen weitgehend offen – mit dem Ziel, Kindern ein normales Leben zu ermöglichen und Familien zu entlasten. Tegnell war bei der Idee der „Herdenimmunität“ (also möglichst viele Menschen infizieren sich, damit das Virus sich nicht weiterverbreiten kann) zwar vorsichtig, doch er sieht die offene Schule als sinnvoller an als das, was andere Länder taten.

Im Rückblick stellt Tegnell fest: Schweden kam mit weniger Einschränkungen und geringeren Kosten durch die Pandemie als viele andere Länder. Während andere Staaten Milliarden für Massentests ausgaben, setzte Schweden das Geld lieber für die Behandlung von Erkrankten ein. Die Folge: ein stabiler Staatshaushalt, weniger wirtschaftliche Schäden und weniger psychische Belastungen für Kinder.

Das Buch zeigt, wie wichtig besonnenes Handeln, wissenschaftliche Argumente und das Vertrauen in die Bevölkerung sind – auch in einer Ausnahmesituation. Tegnell erzählt offen, was gelungen ist, aber auch, wo er sich geirrt hat. Er spricht über den Druck, unter dem er stand, und über die Kritik, die er aus dem Ausland erhielt. Doch er blieb bei seiner Linie: Nicht alles mitmachen, was gerade angesagt ist, sondern das tun, was sinnvoll, umsetzbar und nachhaltig ist.

Das Buch ist kein Abrechnungsbuch, sondern ein ehrlicher Rückblick auf eine außergewöhnliche Zeit – aus der Sicht eines Mannes, der gegen den Strom schwamm. Tegnells Ansatz wirft viele Fragen auf, die auch heute noch aktuell sind: Wie viel Freiheit ist in einer Krise möglich? Wie kann man Menschen überzeugen, ohne sie zu zwingen? Und wie gehen wir beim nächsten Virus mit dem Wissen um, das wir jetzt haben?

Für alle, die verstehen wollen, warum Schweden einen anderen Weg ging, ist dieses Buch sehr lesenswert. Es macht Mut, in schwierigen Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren – und zeigt, dass es auch ohne harte Maßnahmen gelingen kann, eine Krise zu bewältigen.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Benevento; 1. Edition (27. Februar 2025)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3710902231
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3710902239
  • Originaltitel ‏ : ‎ Tankar efter en pandemi: Och lärdomarna inför nästa
  • Abmessungen ‏ : ‎ 15.2 x 2.9 x 21.5 cm

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