/ April 13, 2025/ Buch

In seinem Roman „Der Fall Brooklyn“ erzählt der amerikanische Autor Jonathan Lethem von einer ganz besonderen Straße in New York: der Dean Street in Brooklyn. Diese Straße ist nicht einfach nur ein Ort – sie ist eine Welt für sich. Hier treffen reiche Jugendliche auf Kinder aus ärmeren Familien, kleine Diebe auf große Verbrecher, und Träume auf harte Realität.

Der Roman ist wie ein Stadtporträt in Geschichtenform. Er zeigt den Alltag in einem Viertel, das sich ständig verändert – voller Widersprüche, Kämpfe und Überraschungen. Lethem lässt seine Leser tief in diese Welt eintauchen: mal ernst, mal komisch, mal berührend – aber immer eindringlich.


Was macht die Dean Street so besonders?

Die Dean Street liegt im Stadtteil Brooklyn, der heute als hip, kreativ und vielfältig gilt. Doch im Buch ist Brooklyn nicht nur ein angesagter Ort. Es ist ein Viertel, in dem Kinder Zeuge von Gewalt werden, Jugendliche gegen Ungerechtigkeit kämpfen, und Erwachsene versuchen, ihre Familien über Wasser zu halten.

Die Straße selbst ist wie eine Bühne, auf der jeden Tag neue Szenen gespielt werden. Hier geschieht vieles gleichzeitig:
– Ein Junge beobachtet eine Schießerei beim Eisstand.
– Ein anderes Kind wird beim Ladendiebstahl erwischt.
– Gangs streiten darüber, wo sie Straßenhockey spielen dürfen.
– Ein Baseball landet aus Versehen in einer Autoscheibe.

Diese scheinbar kleinen Geschichten zeigen, wie groß die sozialen Spannungen sind – und wie alltäglich das Chaos in so einem Viertel sein kann.


Wer lenkt das Geschehen hinter den Kulissen?

Hinter allem, was in der Dean Street passiert, stehen Menschen mit Macht und Einfluss:

  • Polizisten, die mehr sehen, als sie zugeben.
  • Eltern, die ihre Kinder schützen wollen – oder selbst mit ihren Problemen kämpfen.
  • Vermieter, die Wohnungen teuer machen und arme Familien verdrängen.
  • Journalisten und Politiker, die entscheiden, worüber gesprochen wird und worüber nicht.

Sie alle ziehen die Fäden im Hintergrund. Manchmal helfen sie, manchmal verschärfen sie das Leid. Das macht das Buch so spannend: Es zeigt nicht nur das, was passiert, sondern auch warum es passiert – und wer davon profitiert.


Wie ist das Buch geschrieben?

Jonathan Lethem ist selbst in Brooklyn aufgewachsen. Er kennt die Straßen, die Menschen, die Gefühle – und das merkt man seinem Schreibstil an. Er schreibt lebendig, klug und mit viel Gefühl für die kleinen Details. Seine Sprache ist bildhaft, oft ironisch, manchmal sogar poetisch – aber nie unverständlich.

Der Roman folgt nicht nur einer einzigen Figur, sondern zeigt viele Perspektiven: Kinder, Jugendliche, Erwachsene – jeder hat seine eigene Sicht auf das Leben in der Dean Street. Dadurch entsteht ein vielschichtiges Bild, das zeigt, wie unterschiedlich Menschen selbst denselben Ort erleben können.


Was steckt hinter dem Titel „Der Fall Brooklyn“?

Der Titel spielt auf zwei Dinge an:

  1. „Fall“ kann wie in einem Krimi für ein Verbrechen oder ein Ermittlungsverfahren stehen. Tatsächlich gibt es viele kleine und große Vorfälle, bei denen man sich fragt: Was ist hier eigentlich passiert – und warum?
  2. Gleichzeitig meint „Fall“ auch den Abstieg oder Zerfall eines Ortes. Der Roman zeigt, wie sich Brooklyn verändert hat – wie Menschen verdrängt werden, wie Gentrifizierung das Leben erschwert, und wie dabei auch ein Stück Gemeinschaft verloren geht.

Doch bei aller Kritik ist das Buch auch eine Liebeserklärung: an die Menschen, die dort leben, an die Vielfalt, an die Kraft, die in solchen Vierteln steckt.


Was ist das Besondere an diesem Buch?

  • Es ist gesellschaftskritisch, aber ohne erhobenen Zeigefinger.
  • Es ist emotional, ohne kitschig zu sein.
  • Es zeigt den Kampf ums Überleben, aber auch den Zusammenhalt in schwierigen Zeiten.
  • Es bricht mit Genregrenzen – mal wirkt es wie ein Krimi, mal wie ein Familienroman, dann wieder wie ein politisches Sachbuch in erzählter Form.

Wer sollte dieses Buch lesen?

„Der Fall Brooklyn“ ist ideal für alle, die sich für das Leben in einer großen Stadt interessieren – mit all seinen Facetten: arm und reich, laut und leise, schön und hässlich. Es richtet sich an Leserinnen und Leser, die tiefgründige Geschichten mit gesellschaftlichem Hintergrund mögen, aber auch Witz und Menschlichkeit schätzen.


Fazit:

„Der Fall Brooklyn“ ist ein literarischer Spaziergang durch eine Straße, die für viel mehr steht als nur ein Stück Asphalt. Es ist ein Buch über das Leben, das Zusammenleben, die Ungleichheit – und die Frage, wem eine Stadt eigentlich gehört. Jonathan Lethem gelingt es, Brooklyn lebendig werden zu lassen – mit all seinen Stimmen, Konflikten und Hoffnungen.

Ein kluges, bewegendes und wichtiges Buch über eine Straße, die sinnbildlich für viele andere steht – überall auf der Welt.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Tropen; 1. Auflage 2025 (15. März 2025)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 448 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3608502440
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608502442
  • Originaltitel ‏ : ‎ Brooklyn Crime Novel
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.7 x 4.4 x 21.2 cm
  • 26 Euro

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*