/ April 20, 2025/ Buch

Dieses Buch erzählt die erschütternde Geschichte eines der grausamsten Richter des nationalsozialistischen Deutschlands: Roland Freisler, Präsident des berüchtigten Volksgerichtshofs. In „Der Hinrichter“ beschreibt der Autor Helmut Ortner in klarer und eindringlicher Sprache, wie Freisler zu einem Werkzeug der Nazi-Diktatur wurde – ein Mann, der mit seiner Justiz viele Menschen in den Tod schickte.

Wer war Roland Freisler?

Roland Freisler war Jurist, überzeugter Nationalsozialist und von 1942 bis zu seinem Tod 1945 Präsident des Volksgerichtshofs – eines Sondergerichts, das unter Adolf Hitler vor allem politische Gegner verurteilte. Doch anders als bei einem normalen Gericht ging es hier nicht um Gerechtigkeit oder Wahrheit. Es ging darum, jeden Widerstand gegen das Nazi-Regime brutal zu zerschlagen.

Freisler war kein neutraler Richter. Er war laut, spöttisch, aggressiv – und voller Hass gegenüber den Menschen, die sich dem Nationalsozialismus widersetzten. In seinen Prozessen beschimpfte er Angeklagte, unterbrach sie ständig, ließ ihnen kaum die Möglichkeit zur Verteidigung und verurteilte sie in vielen Fällen zum Tode. Darunter waren mutige Menschen wie die Mitglieder der Weißen Rose, junge Frauen und Männer, die friedlich gegen Hitler protestierten – und dafür hingerichtet wurden.

Der Volksgerichtshof – ein Gericht ohne Gerechtigkeit

Der Volksgerichtshof war kein Ort, an dem Recht gesprochen wurde. Er war ein Werkzeug des Terrors. Wer sich gegen das Regime stellte, egal ob durch Flugblätter, Worte oder Taten, konnte hier landen – und wurde fast immer schuldig gesprochen. Todesurteile waren keine Ausnahme, sondern die Regel.

Ortner beschreibt, wie dieses Gericht entstand, wie es arbeitete und wie Freisler es prägte. Dabei nutzt er viele Dokumente und Gerichtsakten, die bisher kaum öffentlich bekannt waren. Das macht das Buch besonders authentisch und erschütternd. Man bekommt ein genaues Bild davon, wie ein ganzer Justizapparat umfunktioniert wurde – weg vom Schutz der Menschenrechte, hin zur Auslöschung derjenigen, die nicht gehorchten.

Freislers Rolle bei den Prozessen

Freisler war nicht nur ein Richter. Er war ein Propagandist des Regimes – ein Schauspieler im Gerichtssaal, der seine Opfer demütigte, anschrie und beleidigte. Viele Zeitzeugen berichten von den grausamen Szenen in seinem Gerichtssaal. Er war der Hauptverantwortliche dafür, dass zahlreiche Menschen für ihre Überzeugung sterben mussten. Besonders bekannt sind seine Prozesse gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, die versuchten, Hitler zu töten. Auch sie fanden bei Freisler kein faires Verfahren – nur den Tod.

Das Leben und das Ende eines „Blutrichters“

Helmut Ortner beschreibt nicht nur Freislers Arbeit als Richter, sondern auch seine Karriere. Man erfährt, wie er zum überzeugten Nationalsozialisten wurde, wie er sich immer weiter an das Regime anpasste und schließlich zu einem der mächtigsten Richter unter Hitler aufstieg.

Am 3. Februar 1945 kam Freisler bei einem Luftangriff auf Berlin ums Leben – mitten während eines Prozesses. Es war ein plötzlicher Tod, ohne Strafe für all das Leid, das er über viele Menschen gebracht hatte.

Was macht das Buch besonders?

Dieses Buch ist keine trockene Biografie. Es ist ein bewegendes und wichtiges Zeitzeugnis. Helmut Ortner zeigt, wie ein Rechtsstaat in eine Diktatur umgewandelt werden kann – und wie gefährlich es ist, wenn Richter nicht mehr unabhängig urteilen dürfen. Der Autor bleibt dabei klar und sachlich, aber auch deutlich in seiner Kritik. Er benennt die Grausamkeit, den Fanatismus und die Verantwortung, die Freisler und seine Kollegen trugen.

Er zeigt auch, wie nach 1945 viele ehemalige NS-Richter ihre Karrieren einfach fortsetzten, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das macht das Buch besonders aktuell, denn es erinnert daran, wie wichtig Erinnerung und Aufarbeitung sind.

Fazit: Ein erschütterndes Buch über Machtmissbrauch und Unrecht

„Der Hinrichter“ ist ein wichtiges Buch für alle, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus, mit Justiz, Widerstand und Erinnerungskultur beschäftigen. Es zeigt, wie aus einem Juristen ein eiskalter Täter wurde – und wie Recht zur Waffe gemacht werden kann. Es erinnert daran, dass Demokratie und Gerechtigkeit nie selbstverständlich sind.

Die Sprache ist klar, gut verständlich und auch für Leser:innen geeignet, die sich bisher noch nicht intensiv mit diesem Thema beschäftigt haben. Trotzdem spart das Buch nicht an Tiefe oder an wichtigen Details. Es ist ein eindringlicher Appell, niemals zu vergessen, was in der NS-Zeit geschehen ist – und warum es sich nie wiederholen darf.

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  • Herausgeber ‏ : ‎ Nomen Verlag; Paperbackausgabe der gebundenen Ausgabe von 2014 Edition (24. Januar 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 360 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3939816841
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3939816843
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.5 x 3.4 x 20.9 cm
  • 20 Euro

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