/ Januar 11, 2024/ Ratgeber, Sachbuch, Zeitgeschehen

Melanie Katz

In „Das einsame Begräbnis“ wird ein Unterfangen dargestellt, das diejenigen, die alleine gestorben sind, auf ihrem finalen Weg begleitet. Das Buch enthält poetische Tributes dieser Individuen, geschrieben von bekannten Autorinnen und Autoren.

Jedes Jahr versterben zahlreiche Menschen ohne Angehörige oder Freunde, die sich um ihre Beerdigung kümmern. Sie erhalten eine schlichte Bestattung. Doch die einsam Verstorbenen könnten von einem Dichter oder einer Dichterin begleitet werden, die ihnen mit einem Gedicht einen würdevollen Abschied bereiten.

Das Projekt „Das einsame Begräbnis“ setzt Lyrik für soziale Zwecke ein. In den letzten sechs Jahren haben Dichterinnen und Dichter bereits 44 solcher poetischer Nachrufe verfasst. Die Initiative wurde 2001 in Groningen, Niederlande, von dem Dichter Bart FM Droog ins Leben gerufen. Seitdem haben mehrere niederländische und belgische Städte die Idee übernommen, und 2017 schloss sich auch Zürich an. Melanie Katz hat die Initiative in Zürich gestartet.

In einem Buch namens „Die einsamen Begräbnisse“ sind nun 37 dieser Nachrufe dokumentiert. Zusätzlich zu den Gedichten gibt es essayistische Texte, die über Einsamkeit, Tod und Bestattung reflektieren und die Lyrik für jeden einzelnen einsam Verstorbenen vertiefen. „Jeder Tod wischt etwas von der Erde, das nicht zu ersetzen ist“, sagt der englische Literaturwissenschaftler Terry Eagleton. Die Poesie kann solche Verluste nicht ersetzen, aber sie kann die Erinnerung wachhalten, indem sie das Unsagbare, Unsichtbare oder Übersehene aufgreift.

Das Buch, herausgegeben von Melanie Katz, enthält eine Vielzahl verschiedener Gedichte. Einige sind knappe Zeilen über Personen, von denen kaum etwas bekannt war, während andere lebhafte Anekdoten enthalten, wenn sich doch eine Nachbarin findet, die etwas zu erzählen weiß. Manchmal mussten die Dichter auch ihre kreative Freiheit nutzen, um die „kleinen schwarzen Löcher“ in einem Leben zu füllen, wie Nathalie Schmid es ausdrückt. Diese Löcher sind der Preis der Einsamkeit.

Die Gedichte werden normalerweise von einem Bericht begleitet, der beschreibt, wie die Dichter nach spärlichen Informationen über die Verstorbenen recherchierten, indem sie an Türen klopften und Nachbarn befragten. Dies erwies sich oft als eine mühsame Aufgabe.

Angesichts dieser Herausforderungen fragt sich Ulrike Ulrich, für wen sie ihren Text eigentlich schreibt, „wem er vielleicht Trost und Würde spendet“. Ist es wirklich der Verstorbene, der angesprochen wird, oder vielleicht die Autorin selbst? Wie auch immer die Antwort ausfällt, das „einsame Begräbnis“ bewahrt vor allem eine Kultur des Abschieds. Es ist, wie Melanie Katz sagt, „ein Gedenken setzen“, ein politischer Akt oder zumindest ein Versuch gelebter Solidarität.


„Die einsamen Begräbnisse“ ist ein berührendes Projekt, das Einsamkeit durch poetische Würde überwindet. Ein inspirierendes Beispiel für Mitgefühl und Solidarität.

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  • Herausgeber ‏ : ‎ Limmat; 1. Edition (18. Oktober 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 216 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3039260634
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3039260638
  • Abmessungen ‏ : ‎ 11.4 x 2.1 x 19.1 cm
  • 28 Euro

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