Der Roman Die Frau und der Fjord erzählt eine tief berührende Geschichte über Verlust, Neuanfang und die heilende Kraft der Natur. Die Autorin Anette Strohmeyer nimmt uns mit auf eine Reise in den hohen Norden Norwegens – zu den atemberaubenden Lofoten, wo die Natur wild, wunderschön und manchmal auch gnadenlos ist. Doch gerade dort, am Rande der Welt, findet eine Frau langsam zurück ins Leben.
Ein neuer Anfang am Ende der Welt
Gro Kristjánsdóttir ist die Hauptfigur dieses Romans. Ihr Leben verändert sich schlagartig, als ihr Ehemann plötzlich stirbt. Der Schmerz über den Verlust ist groß, und Gro zieht sich zurück. Um ganz von vorne zu beginnen, verlässt sie ihr bisheriges Leben und zieht allein in ein kleines Holzhäuschen direkt am Fjord – inmitten der einsamen Landschaft der Lofoten.
Dort, nahe am Polarkreis, ist die Natur rau und unvorhersehbar. Im Winter ist es bitterkalt, und der Wind peitscht über das Meer. Im Sommer dagegen scheint die Sonne fast ununterbrochen. Es ist eine Welt voller Gegensätze – und genau das macht sie so besonders. In dieser Umgebung beginnt Gro langsam, sich selbst wiederzufinden.
Heilung durch die Natur
Die Natur spielt in diesem Buch eine ganz besondere Rolle. Sie ist nicht nur Kulisse, sondern fast wie ein eigener Charakter: Sie fordert Gro heraus, tröstet sie und gibt ihr neuen Lebensmut. Die Beschreibung der Landschaft ist so lebendig und bildhaft, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst dort zu sein – den Fjord zu sehen, die klare Luft zu atmen und die Stille zu hören.
Nach und nach gewöhnt sich Gro an das einsame Leben in der wilden Umgebung. Sie lernt, die Stille zu lieben und die einfachen Dinge zu schätzen: den Ausblick aufs Wasser, das Fahren mit dem kleinen Boot, das Knacken des Holzes im Kamin. Schritt für Schritt wird sie innerlich ruhiger und findet eine neue Verbindung zu sich selbst.
Begegnung mit einem Fremden
Doch Gro bleibt nicht für immer allein. Eines Abends, während eines Sturms, hört sie plötzlich über Funk einen Notruf. Ein Fischer ist mit seinem Boot an den Felsen gestrandet – direkt in „ihrem“ Fjord. Gro hilft ihm, bringt ihn in ihr Haus und kümmert sich um ihn. Aus dieser zufälligen Begegnung entwickelt sich langsam eine zarte Beziehung.
Diese neue Nähe überrascht Gro selbst. Nach all dem Schmerz, den sie erlebt hat, hätte sie nicht gedacht, dass sie sich wieder jemandem öffnen könnte. Doch genau das passiert – ganz vorsichtig, ganz behutsam. Der Fischer bringt etwas Neues in ihr Leben: Hoffnung. Und vielleicht sogar Liebe.
Eine stille, kraftvolle Geschichte
Anette Strohmeyer erzählt diese Geschichte in einer sehr feinen, leisen Sprache. Sie braucht keine großen Dramen, keine schnellen Wendungen. Stattdessen lässt sie uns tief in die Gefühlswelt von Gro eintauchen. Wir erleben ihre Trauer, ihre Zweifel, aber auch ihre kleinen Schritte der Heilung. Das macht den Roman so besonders und berührend.
Viele Leser:innen berichten, dass ihnen Gro sehr ans Herz gewachsen ist – dass sie mit ihr gelitten, gehofft und gelebt haben. Die Geschichte wirkt lange nach und bleibt im Gedächtnis. Vielleicht auch deshalb, weil sie auf persönlichen Erfahrungen der Autorin basiert. Diese Echtheit spürt man auf jeder Seite.
Mehr als nur ein Roman über Trauer
Obwohl die Trauer ein zentrales Thema ist, geht es in diesem Buch um viel mehr: um die Kraft der Natur, um Selbstfindung, um leise Veränderungen, um das Loslassen und das Zulassen von Neuem. Die Geschichte behandelt auch Umweltthemen, ohne aufdringlich zu sein – sie sind ganz natürlich in die Handlung eingewoben.
Einige Leser:innen hätten auf einen bestimmten Handlungsstrang verzichten können, weil die Geschichte auch ohne ihn stark genug ist. Doch das tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Themen fügen sich harmonisch zusammen und machen das Buch zu einer runden, intensiven Lektüre.
Fazit: Ein Roman wie eine Umarmung
Die Frau und der Fjord ist ein Buch für Menschen, die sich gerne von Geschichten berühren lassen. Es ist ruhig, aber intensiv – traurig, aber auch hoffnungsvoll. Wer Lust hat, tief einzutauchen in die magische Welt der Lofoten, in die Gedanken und Gefühle einer starken Frau, und wer an die Kraft der Natur glaubt, wird dieses Buch lieben.
Es ist ein stiller, kraftvoller Roman über das Leben, das weitergeht – auch wenn man es sich zunächst nicht vorstellen kann. Und über die leise Hoffnung, die manchmal genau dann aufkeimt, wenn alles verloren scheint. Ein wunderbares Buch für alle, die sich mit Trauer, Neubeginn und der Schönheit der Natur beschäftigen möchten.
- Herausgeber : Wunderlich; 1. Edition (15. April 2025)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 416 Seiten
- ISBN-10 : 3805201192
- ISBN-13 : 978-3805201193
- Abmessungen : 13.6 x 3.34 x 20.8 cm
- 24 Euro