/ April 19, 2024/ Romane

Ann-Helén Laestadius, Maike Barth

In „Die Zeit im Sommerlicht“ entführt uns die Autorin in die Welt der Sami, der indigenen Bevölkerung Skandinaviens, und erzählt die bewegende Geschichte einer Gruppe von Kindern, die aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen und in ein entlegenes Internat gebracht werden. Diese Kinder, die normalerweise eng mit der Natur und den Rentieren verbunden leben, werden plötzlich mit einer harten Realität konfrontiert, als sie in eine sogenannte Nomadenschule geschickt werden. Dort werden ihre Sprache und ihre Traditionen verboten, und ihre kulturelle Identität wird gewaltsam unterdrückt.

Die Autorin, selbst Angehörige der Sami, bringt in diesem Buch Themen zur Sprache, die lange Zeit tabuisiert wurden. Sie beleuchtet die dunklen Kapitel der schwedischen Geschichte, in denen die Sami diskriminiert und ihrer Rechte beraubt wurden. Die Trennung von ihren Familien und die Erfahrungen von Gewalt und Missbrauch in den Schulen hinterlassen tiefe Narben bei den Betroffenen, die auch als Erwachsene noch mit den Folgen kämpfen.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: während der Schulzeit der Kinder in den 1950er Jahren und später als Erwachsene. Dabei gelingt es der Autorin, die Gefühle und Gedanken der Protagonisten auf eindrucksvolle Weise einzufangen. Man fühlt mit den Kindern, leidet mit ihnen und hofft auf ein besseres Leben. Gleichzeitig wird auch die Schwierigkeit thematisiert, mit traumatischen Erlebnissen umzugehen und die eigene Identität zu finden.

Besonders beeindruckend ist die bildhafte Sprache der Autorin, die es dem Leser ermöglicht, sich vollständig in die Welt der Figuren hineinzuversetzen. Man spürt förmlich die Kälte der schwedischen Winter und die Hitze des Sommers, man hört das Lachen der Kinder und das Schweigen der Erwachsenen. Doch trotz all ihrer sprachlichen Brillanz gibt es auch Kritikpunkte. Einige Abschnitte über das Erwachsenenleben der Protagonisten wirken langatmig und das Ende der Geschichte scheint nicht vollständig abgeschlossen zu sein.

Dennoch bleibt „Die Zeit im Sommerlicht“ ein fesselndes und berührendes Buch, das nicht nur als spannende Erzählung über das Schicksal der Sami-Kinder fesselt, sondern auch wichtige Fragen über den Umgang mit indigenen Völkern und die Aufarbeitung von historischem Unrecht aufwirft. Es ist eine Geschichte über Dunkelheit und Hoffnung, über Verlust und Zusammenhalt, die noch lange nachhallt, nachdem man das Buch beendet hat.


„Die Zeit im Sommerlicht“ ist ein berührendes Meisterwerk, das mit einfühlsamer Sprache und fesselnder Handlung das Schicksal der Sami-Kinder beleuchtet. Eine eindringliche Erzählung über Dunkelheit und Hoffnung, die lange nachhallt. Absolut lesenswert!

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  • Herausgeber ‏ : ‎ HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH; 1. Edition (4. April 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 480 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3455017088
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3455017083
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.4 x 4.6 x 21.3 cm
  • 26 Euro

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