/ November 12, 2022/ Romane

Im Originaltitel noch treffender „Lessons in chemistry“ wird von geniale Chemikerin Elisabeth Zott hergestellt. Sie war in ihrer Zeit unerschrocken und entschieden. Sie kämpfte in den 50er und 60er Jahren in Amerika gegen die Benachteiligung von Frauen. Allerdings handelt es sich nicht um eine von vielen Storys, die nur eingefleischte Emanzen und die noch wenig überlebenden Suffragetten auf den Plan ruften. Bonnie Garmus hat hier ein wahres Meisterwerk geschaffen. Eine Story, die nicht besser hätte erzählt werden können, und die sich in vielen aufschlussreichen Dialogen mit dem Leben selbst beschäftigt.
Elizabeth ist als Wissenschaflerin immer wieder den Intrigen und Übergriffen ihrer männlichen, oft weniger kompetenten Kollegen ausgesetzt. Allerdings lernt sie dann den bekannten Chemiker Calvin Evans kennen. Er erkennt ihre Fähigkeiten.

Allerdings ändert sich plötzlich Alles. Die junge Frau schlägt ungeahnte Wege als Moderatorin einer Kochshow ein, die sie auf ihre Weise dazu nutzt, die Zuschauer/innen für die chemische Seite des Kochens zu begeistern. Sie nutzt diesen Weg um auf Missstände ihrer Zeit zu zeigen und Frauen ermutigt, ihre eigenen Wege zu gehen.
Spannung versprechen ungeklärte Ereignisse aus dem Leben des Calvin Evans. Dadurch bleibt eine gewisse Spannung in der atmosphärisch ohnehin „positv“ geladenen Erzählung erhalten.

Es kommt selten vor, das ich Geschichten lese, in der die Personen eine solche Tiefe hat, so greifbar nah sind, als säße man mit in Elisabeths Labor zum Essen um sechs am Sonntag neben Madeline und Harriet, während Halbsieben, dieser wunderbare Hund, einer meiner Lieblingsfiguren, seinen Kopf an mein Bein drücken würde, weil er spürt wie lebendig und gegenwärtig er in der Zeit des Lesens in unserem realen Leben war und wie sehr wir ihn lieb gewonnen haben.

Als Hauptprotagonistin erforscht sie die Abiogenese. Das als bekennende Atheistin.

Mit einer gewissen Logik versucht man den Ursprung des Lebens zu erklären. Ich find das dieses Klischee etwas zu kurz durchdacht wurde. Es gibt ja etliche Wissenschafler aus verschiedenen Fachbereichen, die den Glauben an Gott nicht ausschließen.

Mir hätte besser gefallen wenn Elisabeth in ihrer Rolle alles hinterfragt hätte – und die Gottesfrage Teil der ansprechenden Dialoge mit Reverend Wakely gewesen wäre. Aber dieser erklärt als Geistlicher – durch Evans beeinflusst – das er selbst gar nicht an Gott glauben würde.

Unklar ist – trotz aller wissenschaftlicher Ansätze – die Frage nach dem Ursprung der menschlichen und tierischen Seele. Apropos „Seele“- es gibt unzählige dramatische Geschichten, die nur einen faden Nachgeschmack hinterlassen,. Dies ist aber ein Roman, der trotz der darin beschriebenen Schicksalsschläge in der Gesamtatmosphäre positiv stimmt. Eine tolle Story, die man vielleicht als Serie verfilmen sollte. Aber vorher sollte man dieses fantastische Buch lesen.

Ein toller warmherziger, kluger Roman der feministisch ist – ohne auch nur einmal diesen Begriff zu verwenden. Toll und überraschend sind die unvorhergesehenen Wendungen und originellen Figuren – und macht einfach nur glücklich!

  • Herausgeber ‏ : ‎ Piper; 13. Edition (31. März 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 464 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3492071090
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3492071093
  • Originaltitel ‏ : ‎ Lessons in Chemistry
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.8 x 3.6 x 22 cm

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