Hier bleiben können wir auch nicht“ von Maren Wurster ist ein Roman, der in einer nahen Zukunft spielt und sich mit den Themen Zuflucht, Freiheit und den Herausforderungen des Lebens in einer zunehmend digitalisierten Welt beschäftigt. Die Hauptfigur des Romans ist Gesa, eine Frau, die mit ihrer Tochter Marie aus der hektischen Stadt flieht, um ein neues Leben in der ländlichen Peripherie zu beginnen. Sie sucht nach einer Auszeit von der ständigen Vernetzung und den digitalen Abhängigkeiten, die das Leben in der Stadt prägen. Ihr Ziel ist es, in einem abgelegenen, von Efeu überwucherten, alten Haus ein neues Zuhause zu finden.
Gesa schließt sich einer Landkommune an, einer Gemeinschaft von Menschen, die ebenfalls auf der Suche nach Ursprünglichkeit und einem Leben im Einklang mit der Natur sind. Diese Kommune bietet ihr und ihrer Tochter eine vielversprechende Zuflucht, ein emotionales Zuhause, das ihnen Sicherheit und ein Gefühl der Zugehörigkeit geben soll. Doch je mehr Gesa sich in das Leben der Kommune integriert, desto mehr stellt sie fest, dass etwas nicht stimmt.
Sie beginnt, körperliche Symptome zu verspüren, als ob ihr Körper von etwas vergiftet würde. Diese Beschwerden machen ihr Angst, da sie nicht erklären kann, woher sie kommen. Gesa fragt sich, ob diese Symptome in irgendeiner Weise mit ihrer eigenen Mutter zu tun haben könnten. Ihre Mutter hatte ebenfalls ein schwieriges Leben, und ihre Geschichte scheint mit der von Gesa auf geheimnisvolle Weise verbunden zu sein. Die körperlichen Beschwerden sind nicht nur ein medizinisches Problem, sondern auch ein emotionaler Ausdruck von Gesas innerer Zerrissenheit und ihrer Suche nach einem Ort, an dem sie wirklich zu Hause sein kann.
Der Roman stellt die Frage, wie es den drei Frauen in der Geschichte gelingt, ihre individuelle Freiheit zu finden, und wie ihre Leben durch die Generationen hinweg miteinander verknüpft sind. Gesa ist auf der Suche nach einem Neuanfang, weg von der Entfremdung der modernen Welt, doch sie wird mit den Geistern ihrer Vergangenheit konfrontiert, die sie nicht einfach hinter sich lassen kann. Ihre Tochter Marie, die das Leben in der Kommune ebenfalls erfährt, scheint mit einer anderen Perspektive auf das Leben aufzuwachsen, was zu weiteren Spannungen innerhalb der Familie führt.
Die Erzählweise von Maren Wurster ist besonders einfühlsam und detailreich. Sie beschreibt nicht nur die äußeren Ereignisse, sondern auch die inneren Konflikte der Charaktere, die mit ihren eigenen Ängsten, Hoffnungen und Sehnsüchten ringen. Es geht nicht nur um die Suche nach einem physischen Ort, an dem man leben kann, sondern auch um den Wunsch, innerlich zur Ruhe zu kommen und mit sich selbst im Einklang zu leben.
Im Zentrum der Geschichte steht die Auseinandersetzung mit der Freiheit. Was bedeutet es, wirklich frei zu sein? Ist es möglich, sich von den Fesseln der Vergangenheit zu befreien und ein neues Leben zu beginnen? Und was passiert, wenn der Versuch, der digitalen Welt zu entkommen, uns mit unerforschten, tief verwurzelten Konflikten konfrontiert? Die Autorin nutzt die ländliche Umgebung und das Leben in der Kommune, um diese Fragen zu untersuchen und die Herausforderungen aufzuzeigen, die mit dem Streben nach einem authentischen Leben verbunden sind.
Ein weiteres zentrales Thema des Romans ist die Verbindung zwischen den drei Frauen – Gesa, ihrer Mutter und ihrer Tochter. Jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte, die sich auf ihre Suche nach Freiheit und Zugehörigkeit auswirkt. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist komplex und von Spannungen geprägt. Gesa möchte ihrer Tochter eine bessere Zukunft bieten, doch sie erkennt, dass ihre eigenen ungelösten Probleme und die Geschichte ihrer Mutter sie immer wieder einholen. Diese familiären Verstrickungen machen die Suche nach einem eigenen Platz in der Welt noch schwieriger.
Der Roman beleuchtet auch die Auswirkungen des digitalen Zeitalters auf die Menschen. In der Stadt lebt Gesa in einer Welt der ständigen Erreichbarkeit und des Informationsüberflusses. Der Versuch, diesem Leben zu entkommen, führt sie in die Kommune, wo sie hofft, eine einfache, aber erfüllte Existenz zu finden. Doch auch hier gibt es Hindernisse, und die Frage bleibt, ob es wirklich möglich ist, sich von der digitalen Abhängigkeit zu befreien oder ob die Probleme nur auf andere Weise fortbestehen.
„Hier bleiben können wir auch nicht“ ist ein tiefgründiger Roman, der nicht nur die äußeren Lebensumstände der Figuren beschreibt, sondern auch ihre inneren Konflikte und emotionalen Kämpfe. Maren Wurster gelingt es, die Themen Freiheit, Vergangenheit und die Suche nach einem Platz in der Welt auf sehr einfühlsame Weise zu behandeln. Der Roman fordert den Leser dazu auf, über die eigene Freiheit und die Konsequenzen des Strebens nach einem authentischen Leben nachzudenken. Die Geschichte zeigt auf, wie schwierig es sein kann, wirklich loszulassen, und wie die Vergangenheit uns auf unerwartete Weise beeinflusst.
Die Erzählung endet nicht mit einer einfachen Lösung, sondern lässt Raum für Reflexion und Interpretation. Die Fragen, die im Buch aufgeworfen werden – nach Freiheit, Zugehörigkeit und dem Leben in der modernen Welt – bleiben offen und regen zum Nachdenken an. „Hier bleiben können wir auch nicht“ ist ein vielschichtiger Roman, der den Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt und dabei tief in die Fragen des menschlichen Lebens eintaucht.
„Hier bleiben können wir auch nicht“ von Maren Wurster ist ein bewegender und tiefgründiger Roman, der uns auf eine emotionale Reise in die Nähe einer digitalen Auszeit führt. Gesa und ihre Tochter Marie suchen Zuflucht in einer Landkommune, um der Überforderung und Entfremdung der modernen Welt zu entkommen. Doch bald wird klar, dass auch hier nicht alles heil ist. Wurster gelingt es, die inneren Konflikte der Protagonisten mit viel Einfühlungsvermögen darzustellen und stellt wichtige Fragen zu Freiheit und der Suche nach Zugehörigkeit. Ein fesselndes, reflektierendes Werk!
- Herausgeber : Berlin Verlag (30. Januar 2025)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 256 Seiten
- ISBN-10 : 3827015227
- ISBN-13 : 978-3827015228
- Abmessungen : 12.8 x 3 x 21 cm