/ April 28, 2025/ Buch

Zweisprachige Ausgabe

In ihrem Buch „Jugendzimmer“ nimmt uns Olga Campofreda mit auf eine spannende Reise in die Welt der Teenager. Dabei schaut sie sich einen ganz besonderen Ort genauer an: das Jugendzimmer. Dieser Raum ist für viele junge Menschen nicht einfach nur ein Zimmer, sondern ein Rückzugsort, ein Stück Freiheit und ein Spiegel ihrer Persönlichkeit.

Campofreda beginnt ihre Erzählung mit einem Blick in die Geschichte: Erst seit dem 20. Jahrhundert gibt es überhaupt den Begriff „Teenager“. Vorher wurden Kinder schnell zu kleinen Erwachsenen gemacht, mit festen Pflichten und Erwartungen. Doch mit der Erfindung der Jugendzeit als eigene Lebensphase entstand auch das Bedürfnis nach einem eigenen Raum, in dem sich junge Menschen ausprobieren und selbst finden konnten.

Das Jugendzimmer als Spiegel der Seele

Im Zentrum des Buches steht die Idee, dass Jugendzimmer sehr viel über ihre Bewohnerinnen und Bewohner verraten. Poster an den Wänden, Fotos von Freunden oder Idolen, bunte Möbel, Kuscheltiere oder Gitarren – all diese Dinge sind nicht einfach nur Dekoration. Sie erzählen Geschichten darüber, wer die Jugendlichen sind, was sie lieben, wovor sie Angst haben oder wovon sie träumen.

Olga Campofreda zeigt, dass Jugendzimmer oft genauso chaotisch und voller Gegensätze sind wie das Gefühlsleben in dieser besonderen Lebensphase. Hier kann ein alter Kinderschrank neben einem rebellischen Graffiti hängen, und zwischen Schulbüchern stapeln sich Modezeitschriften oder Videospiele. Alles zusammen bildet ein Bild der Suche nach Identität: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Was ist mir wichtig?

Jugendzimmer im Wandel der Zeit

Im Buch wird deutlich: Auch wenn sich die Einrichtung von Jugendzimmern im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, bleibt die Bedeutung immer ähnlich. In den 1950er Jahren hingen vielleicht Stars wie Elvis Presley an der Wand, später waren es Madonna, Nirvana oder heute K-Pop-Bands. Früher stapelten sich Kassetten oder CDs, heute sind es Smartphones und Laptops.

Trotz aller Unterschiede bleibt das Jugendzimmer ein Ort, an dem Jugendliche sich selbst ausdrücken können. Es ist ein kleines Stück eigener Welt, das sie gestalten können – oft zum ersten Mal in ihrem Leben ganz nach ihren eigenen Vorstellungen.

Von echten Zimmern zu digitalen Räumen

Besonders spannend ist Campofredas Gedanke, dass sich die Jugendzimmer heute nicht mehr nur auf die eigenen vier Wände beschränken. Im digitalen Zeitalter gibt es virtuelle Räume, die oft eine ähnliche Funktion haben. Soziale Medien wie Instagram, TikTok oder Pinterest werden zu einer Art „zweitem Jugendzimmer“, das Jugendliche nach außen präsentieren.

Auf Instagram-Accounts oder TikTok-Profilen sammeln sie Bilder, Videos und Geschichten, die zeigen sollen, wer sie sind oder wer sie gerne wären. Die Wände des Zimmers werden ersetzt durch digitale Pinnwände. Hier ist noch mehr Platz für Selbstinszenierung, aber auch für Unsicherheiten und Vergleiche mit anderen.

Campofreda beschreibt, wie soziale Medien die Möglichkeiten erweitern, sich auszudrücken – aber auch neue Probleme schaffen können. Die ständige Sichtbarkeit und die Erwartungen, immer perfekt oder besonders zu sein, setzen viele Jugendliche unter Druck. Die neuen virtuellen Jugendzimmer sind also Freiraum und Falle zugleich.

Einfühlsam und klug erzählt

Olga Campofreda schreibt auf eine sehr zugängliche und freundliche Art. Sie verurteilt nicht, sie erklärt. Dabei schafft sie es, die besonderen Gefühle der Jugendzeit einzufangen: die Unsicherheit, die Träume, die kleinen Fluchten und großen Aufbrüche. Man spürt beim Lesen, dass sie den Jugendlichen mit Respekt und Verständnis begegnet.

Auch die Rolle der Eltern und Erwachsenengesellschaft wird gestreift: Wie schwer ist es manchmal für Erwachsene zu verstehen, warum das Jugendzimmer so aussieht, wie es aussieht, oder warum der eigene Nachwuchs sich in einer Instagram-Welt verliert. Campofreda lädt dazu ein, genauer hinzusehen – und das Chaos vielleicht als Zeichen einer wichtigen Entwicklung zu begreifen.

Fazit

„Jugendzimmer“ ist ein warmes, nachdenkliches Buch, das zeigt, wie wichtig persönliche Räume für junge Menschen sind – ob in der echten oder der digitalen Welt. Olga Campofreda erinnert uns daran, dass das Erwachsenwerden eine spannende, aber auch schwierige Reise ist, die Raum zum Entfalten braucht.

Ob ein wilder Mix aus Plakaten, ein sorgfältig eingerichteter Schreibtisch oder ein TikTok-Profil mit eigenen Tanzvideos: All diese Orte helfen Jugendlichen dabei, sich selbst zu entdecken und ein Stück der eigenen Identität zu formen.

Dieses Buch ist nicht nur für Studierende oder Fachleute interessant, sondern für alle, die Jugendliche besser verstehen möchten – Eltern, Lehrer:innen oder einfach Neugierige. Und es ist ein kleines Denkmal für das Jugendzimmer, diesen oft übersehenen, aber unglaublich wichtigen Ort im Leben.

  • Herausgeber ‏ : ‎ nonsolo Verlag; 1. Edition (11. März 2025)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch, Italienisch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 128 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3947767269
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3947767267
  • Originaltitel ‏ : ‎ Camerette
  • Abmessungen ‏ : ‎ 11.3 x 1.1 x 18.9 cm
  • 16 Euro

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