/ Februar 5, 2025/ Buch

Das Buch „Praxis und Methoden der Heimerziehung: Entwicklungen, Veränderungen und Perspektiven der stationären Erziehungshilfe“ von Prof. Dr. Richard Günder und Prof. Dr. Katja Nowacki bietet einen umfassenden Einblick in die moderne Heimerziehung. Es richtet sich sowohl an Studierende als auch an Fachkräfte, die in der stationären Jugendhilfe tätig sind, sowie an alle, die sich für dieses Thema interessieren.

Entwicklung der Heimerziehung In den letzten Jahrzehnten hat sich die Heimerziehung stark gewandelt. Früher waren Heime oft Verwahranstalten mit strengen Regeln und wenig individueller Förderung. Heute sind sie gut strukturierte Einrichtungen mit einem pädagogischen Konzept, das Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen eine Perspektive bietet. Die Heimerziehung umfasst verschiedene Wohnformen, darunter Wohngruppen, betreutes Wohnen und Erziehungsstellen. Besondere Herausforderungen entstehen durch die wachsende Zahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge sowie durch die steigende Anzahl von Jugendlichen aus schwierigen familiären Verhältnissen.

Gesetzliche Grundlagen Ein zentraler Bezugspunkt für die Heimerziehung ist das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG), das im Sozialgesetzbuch VIII verankert ist. Es legt fest, dass Kinder und Jugendliche das Recht auf Hilfe zur Erziehung haben, wenn ihre Eltern mit der Erziehung überfordert sind. Das Gesetz betont die Bedeutung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen sowie die Einbindung der Eltern in den Erziehungsprozess. Das Jugendamt spielt eine entscheidende Rolle bei der Organisation und Finanzierung der Hilfen.

Angebote der Heimerziehung Die stationäre Erziehungshilfe umfasst eine Vielzahl an Angeboten, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden:

  • Wohngruppen bieten eine familienähnliche Struktur und kontinuierliche Betreuung durch pädagogische Fachkräfte.
  • Außenwohngruppen ermöglichen Jugendlichen eine schrittweise Verselbstständigung.
  • Betreutes Wohnen richtet sich an ältere Jugendliche und junge Erwachsene, die auf dem Weg in die Eigenständigkeit unterstützt werden.
  • Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung bietet individuelle Unterstützung für besonders belastete junge Menschen.

Perspektiven und Herausforderungen Kinder und Jugendliche, die in Heimen leben, stehen oft vor besonderen Herausforderungen. Manche erleben Heimerziehung als Chance, andere empfinden sie als Einschränkung. Erfolgreiche Heimerziehung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachkräften, Jugendlichen und deren Familien. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist eine stabile Beziehung zu pädagogischen Bezugspersonen.

Rolle der Fachkräfte Pädagogische Fachkräfte in der Heimerziehung benötigen nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern auch soziale Kompetenzen und Einfühlungsvermögen. Sie müssen individuell auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen, Konflikte lösen und Perspektiven aufzeigen. Die Ausbildung legt dabei oft noch zu wenig Fokus auf die spezifischen Anforderungen der stationären Jugendhilfe.

Methoden der Heimerziehung Neben der Alltagsgestaltung in den Einrichtungen spielt die Zusammenarbeit mit den Eltern eine wichtige Rolle. Sofern keine Kindeswohlgefährdung vorliegt, sollten Kinder den Kontakt zur Familie aufrechterhalten. Zudem kommen erlebnispädagogische Ansätze zum Einsatz, die das soziale Lernen und die persönliche Entwicklung fördern.

Sexualität in Heimen und Wohngruppen Ein wichtiges, aber oft tabuisiertes Thema ist die Sexualität von Jugendlichen in Heimen. Viele Einrichtungen gehen unterschiedlich damit um, oft mit Einschränkungen und Verboten. Das Buch zeigt auf, wie ein sensibler Umgang mit diesem Thema gestaltet werden kann, um den Jugendlichen eine gesunde sexuelle Entwicklung zu ermöglichen.

Umgang mit herausforderndem Verhalten Manche Kinder und Jugendliche zeigen auffälliges Verhalten, das von Regelbrüchen bis hin zu aggressiven Handlungen reichen kann. Hier sind verständnisvolle und zugleich klare pädagogische Konzepte erforderlich. Besonders schwerwiegende Fälle erfordern intensive Einzelbetreuung oder therapeutische Ansätze.

Fazit Das Buch bietet eine umfassende und praxisnahe Darstellung der Heimerziehung. Es beschreibt nicht nur die Entwicklungen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, sondern geht auch auf Herausforderungen und Methoden der pädagogischen Arbeit ein. Damit ist es eine wertvolle Lektüre für alle, die sich mit stationärer Erziehungshilfe befassen.

Das Buch Praxis und Methoden der Heimerziehung von Prof. Dr. Richard Günder und Prof. Dr. Katja Nowacki bietet einen fundierten Einblick in die moderne stationäre Jugendhilfe. Es verknüpft wissenschaftliche Erkenntnisse mit praxisnahen Methoden und beleuchtet aktuelle Herausforderungen wie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und herausforderndes Verhalten. Besonders wertvoll sind die klaren Erklärungen zu gesetzlichen Grundlagen sowie die praxisnahen Beispiele. Ein Muss für Fachkräfte, Studierende und alle, die sich für Heimerziehung interessieren!

  • Herausgeber ‏ : ‎ Lambertus; 6., akutalisierte Edition (6. Juli 2020)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 360 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3784132952
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3784132952
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.5 x 2.9 x 20.5 cm
  • 585 Gramm
  • 26 Euro

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