/ Mai 7, 2025/ Buch

Ein Buch wie ein gepflegter Lachanfall mit Tiefgang – „Vergeigt, verkackt, versemmelt: Erinnerungen an die Gegenwart“ ist Dietmar Wischmeyers neuester Versuch, die deutsche Seele in der Gegenwart zwischen genderneutralem Duschgel und Entsafter-Zwang zu sezieren. Und wie gewohnt macht er das nicht mit dem Skalpell, sondern mit dem Presslufthammer der Ironie.

Wischmeyer, der literarische Metzgermeister des deutschen Irrsinns, zerlegt den Alltagswahnsinn in feinste Scheiben, vakuumverpackt ihn in Spott und reicht ihn uns zum Verzehr auf einem satirischen Silbertablett. Die Berliner Morgenpost bringt’s auf den Punkt: „Niemand kann den Irrsinn des Alltags so witzig in Worte fassen wie Dietmar Wischmeyer.“ Und sie haben recht – wahrscheinlich war das der erste Satz seit Jahren, der nicht ironisch gemeint war.

Willkommen in der Jetztzeit – bitte lassen Sie Ihre Erwartungen draußen.

Die Gegenwart ist eine Wundertüte aus Absurdität, und Wischmeyer schaut mit liebevollem Ekel hinein. Früher war alles besser – also schlechter, aber wenigstens klar. Heute schwankt der Alltag zwischen Fitness-Apps, die einem vorwerfen, dass man wieder atmet wie ein asthmatischer Dackel, und Digital Detox, der in einer Hängematte mit WLAN endet.

Wer hätte gedacht, dass man sich im Jahr 2025 zwischen „Dry January“, „Mähfreiem Mai“ und dem „Hitzefrei November“ entscheiden muss? Oder dass Monogamie ein rechter Kulturkampfbegriff und das Mettbrötchen ein identitätspolitisches Statement wird? Und dass ein einfacher Spaziergang im Park die Frage aufwirft, ob man dabei CO₂-neutral genug flaniert?

Hauptsache Opferstatus – auch wenn die Titanic schon untergeht.

Wischmeyer legt genüsslich den Finger in jede klaffende Wunde des Zeitgeists – und salzt nach. Wer heute noch keinen Opferstatus hat, ist verdächtig. Egal ob durchgeimpft, durchtherapiert oder durchgegendert – irgendwas muss man doch vorweisen können, um mitreden zu dürfen. Und wenn nicht, dann meldet man sich wenigstens solidarisch betroffen zu Wort.

Sein Fazit: Die Welt ist eine Bühne, auf der alle um Aufmerksamkeit heulen, während im Hintergrund der Vorhang brennt. Der Mensch nach dem Jahr 2000? Eine Mischung aus überfordertem Influencer, hyperaktiver Ethikkommission und schlecht programmiertem Chatbot. Und wenn er was anfasst, dann bitte nur mit Anleitung, App oder moralischer Absolution.

49 Euro für die letzte große Flucht – der ÖPNV als Selfcare-Retreat

Wischmeyer fragt sich – und uns – ob man für 49 Euro eigentlich wirklich noch der Realität entfliehen kann. Spoiler: Nein. Aber immerhin ist’s billig. Der Alltag ist ein Livestream mit schlechter Verbindung und peinlichen Filtereffekten, und Wischmeyer kommentiert ihn, als säße er mit einer Tüte Chips und einer Limo in der ersten Reihe.

Und während sich Deutschland in Diskursen verliert, ob nun Wärmepumpe oder Holzofen woke ist, blickt er lakonisch auf die Ampel-Zeit zurück: eine Ära, in der Fortschritt vor allem hieß, dass man Probleme besser labelt, statt sie zu lösen.

Fazit: Ein Buch wie eine Mischung aus Kaltgetränk, Lachflash und Ohrfeige.

„Vergeigt, verkackt, versemmelt“ ist kein Trostpflaster. Es ist ein Zerrspiegel der Gesellschaft, in dem wir uns lachend wiedererkennen und dabei kurz überlegen, ob wir eigentlich noch zu retten sind – oder ob das überhaupt noch nötig ist. Wischmeyer nimmt uns mit auf eine Reise durch das Absurditarium der Gegenwart und zeigt: Wenn wir schon untergehen, dann bitte mit Stil – und einem guten Witz auf den Lippen.

Ein Must-Read für alle, die lieber schmunzeln als schreien, und für jene, die inmitten des Wahnsinns den Galgenhumor nicht verloren haben. Oder, wie Wischmeyer selbst sagen würde: „Wenn die Welt schon versemmelt ist, dann wenigstens mit extra viel Butter drauf.“

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Berlin
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 15. April 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 272 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3737102309
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3737102308
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.4 x 1.94 x 21 cm
  • 18 Euro

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