/ August 5, 2025/ Buch

Ein Hitzeschlag aus Spannung, Satire und Spionage – dieser Roman kocht über!

Lukas Holliger liefert mit „1983. Verfluchte Hitze“ einen literarischen Cocktail, der gleichermaßen knallt, schmunzeln lässt und unter der Oberfläche lodert wie der glühende Sommer, in dem er spielt. Es ist ein wahnwitziger, hochintelligenter und bitterböser Krimi, der historische Realität, grotesken Witz und fiktives Feuerwerk auf furiose Weise verbindet.

Ein toter Hellseher.
Eine betrunkene Butlerin.
Ein überforderter Kommissar, der selbst gerade versehentlich den Wald angezündet hat.
Dazu sowjetische Agenten, der Kalte Krieg am Siedepunkt – und über allem: eine verfluchte Hitze, die nicht nur Thermometer, sondern auch Hirne und Herzen zum Überlaufen bringt.


Ein Fall, der alles sprengt – Ermittlungen am Rande des Wahnsinns

Willkommen im heißesten Sommer des Jahrzehnts, in dem Realität und Fiktion miteinander kollidieren. Kommissar Heiner Glut – ein Name, wie aus der Feder eines Ironie-Gottes – stolpert mit flirrendem Verstand durch eine Ermittlung, die absurder kaum sein könnte. Der mysteriöse Tod des russischen Hellsehers Danilo Gromow führt ihn tief hinein in ein Netz aus Lügen, Diplomatie, Geheimdienstspielchen und Schweizer Bürokratie-Paranoia.

Der einzige Hinweis: „Novosti“ – ein kryptischer Eintrag, der zur sowjetischen Nachrichtenagentur und in das Zentrum eines diplomatischen Skandals führt. Hat Gromow etwa mit einer Spionin kooperiert? Oder mit dem KGB? Oder mit dem Wettergott, der Europa ausdörrt?

Holliger verwebt dabei drei historische Begebenheiten zu einem literarischen Vexierspiel, das so raffiniert wie unterhaltsam ist: Der reale Spionageskandal um die Berner Novosti-Agentur, der Fall einer sowjetisch operierenden Basler Agentin – und der Tod eines Hellsehers, der hier als poetisch-düsteres Rätsel fungiert.


Sprachwitz trifft Theaterblut – Dialoge, die knistern

Als vielfach ausgezeichneter Theater- und Hörspielautor weiß Holliger, wie man Sprache zum Glühen bringt. Die Dialoge sind messerscharf, pointiert, voller feiner Ironie und manchmal abgründig komisch. Man möchte mit Kommissar Glut mittrinken, mit Jana (der Butlerin) mitlallen und mit Gromow eine Séance veranstalten – wären die Umstände nicht so mörderisch.

Es ist gerade diese Mischung aus literarischem Feinsinn und grotesker Überzeichnung, die dem Roman seinen ganz eigenen Sound verleiht. Ein bisschen Dürrenmatt, ein Hauch Tarantino, ein Spritzer Kafka – und das Ganze in der flirrenden Sommerhitze einer Schweiz, die zwischen Neutralität, Spionageangst und politischem Aktionismus taumelt.


1983: Ein Jahr, das brennt – historisch, popkulturell, politisch

Holliger macht nicht nur den Kriminalfall zur Bühne. Er lässt ein ganzes Jahr lodern. 1983 ist hier nicht nur Kulisse, sondern Teil des Geschehens: Nenas „99 Luftballons“ dudeln ununterbrochen aus den Radios, der NATO-Doppelbeschluss spaltet Europa, das Klima zeigt erstmals sein furchteinflößendes Gesicht – und mittendrin taumeln Figuren, die zwischen Überzeugung, Ohnmacht und Absurdität schwanken.

Die Grenze zwischen Ost und West verläuft nicht nur auf Landkarten – sondern durch Wohnzimmer, Köpfe und Herzen. Holliger gelingt es meisterhaft, Zeitgeschichte mit menschlicher Tragikomik zu verknüpfen. Dabei bleibt der Ton stets leicht, der Plot tiefgründig – und das Leseerlebnis ein fiebriger Rausch.


Fazit: Ein Krimi, der weit mehr ist als ein Krimi

„1983. Verfluchte Hitze“ ist ein brennender Ritt durch ein Jahr der Extreme – politisch, meteorologisch, emotional. Lukas Holliger zeigt mit brillanter Leichtigkeit, wie spannend, schräg und scharfsinnig Literatur sein kann, wenn sie sich nicht vor Genregrenzen scheut, sondern diese einfach ignoriert.

Ein Roman für alle, die mehr wollen als Schema-F-Ermittlungen. Für Leser:innen mit Lust auf kluge Unterhaltung, auf zeitgeschichtlichen Tiefgang und figurengetragene Absurdität.

Ein Werk, das in der Hitze des Augenblicks lodert – und dennoch lange nachglüht.
Ein heißer Buchtipp – im wahrsten Sinne des Wortes.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rotpunktverlag
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 20. März 2024
  • Auflage ‏ : ‎ 1. Auflage 2024
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 224 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3039730177
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3039730179
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.1 x 2.2 x 21.1 cm
  • 26 Euro

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