/ November 5, 2025/ Buch

Ein Buch wie ein befreiender Atemzug. Ehrlich, klug und zutiefst menschlich. Verena Kleinmann wagt in Alle kriegen Kinder, ich zweifle etwas, das in unserer Gesellschaft immer noch Mut erfordert: Sie stellt eine Frage, die viele Frauen leise in sich tragen, aber selten laut aussprechen – Will ich wirklich Mutter werden?

Während um sie herum die Babybäuche wachsen, die Geburtsanzeigen in den Feeds erscheinen und das Thema Kinder fast automatisch als Lebensziel gilt, hält Kleinmann inne. Sie spürt nach. Sie zweifelt. Sie fragt sich, warum aus der Vorstellung, irgendwann Mutter zu sein, nie ein echtes Verlangen geworden ist. Und sie fragt weiter – mit einer Neugier und Offenheit, die sofort ansteckend ist.

Dieses Buch ist kein Ratgeber mit vorgefertigten Antworten. Es ist eine Reise. Eine kluge, ehrliche, manchmal schmerzhafte, oft aber auch befreiende Spurensuche nach dem, was wirklich zählt: der eigenen Wahrheit. Mit jeder Seite entfaltet sich ein Gespräch – nicht nur zwischen der Autorin und ihren Gesprächspartnerinnen, sondern auch mit uns selbst. Denn Kleinmann schafft es, die großen Fragen des Lebens so zu formulieren, dass sie jede*r versteht und spürt: Es geht hier nicht nur um Kinder, es geht um Identität, Selbstbestimmung, Liebe und Sinn.

Sie spricht mit Frauen, die Kinder haben, und mit solchen, die sich bewusst dagegen entschieden haben. Sie hört Psychotherapeut:innen, Soziolog:innen und Wissenschaftler:innen zu und verwebt ihre Erkenntnisse zu einem beeindruckend klaren Bild unserer Zeit. Dabei zeigt sie, wie stark gesellschaftliche Erwartungen – das „Wann ist es bei dir so weit?“ – unser Denken prägen, und wie schwer es oft ist, die eigene Stimme darunter noch zu hören. Doch sie zeigt auch, dass es möglich ist, diese Stimme wiederzufinden.

Kleinmann schreibt mit Witz, Wärme und einer fast schon zärtlichen Genauigkeit. Sie urteilt nie, sie belehrt nicht. Stattdessen lädt sie zum Mitdenken, Mitfühlen und Mitentscheiden ein. Jede Seite schwingt zwischen Leichtigkeit und Tiefe, zwischen Humor und Nachdenklichkeit. Es ist, als würde eine gute Freundin bei Kaffee und Kerzenschein von ihrem inneren Ringen erzählen – offen, ehrlich, ungeschminkt.

Was dieses Buch so besonders macht, ist seine radikale Ehrlichkeit. Kleinmann gibt zu, dass sie Angst hat – vor dem Alleinsein, vor verpassten Chancen, vor gesellschaftlicher Bewertung. Doch sie zeigt auch, dass Zweifel kein Zeichen von Schwäche sind, sondern ein Ausdruck von Bewusstsein. Wer zweifelt, denkt, fühlt, sucht. Und genau darin liegt Stärke.

Alle kriegen Kinder, ich zweifle ist kein Buch gegen Kinder, sondern eines für Selbstbestimmung. Es ist eine Liebeserklärung an die Vielfalt weiblicher Lebensentwürfe, an Mut, Unabhängigkeit und die Freiheit, anders zu sein. Es schenkt Trost für jene, die unsicher sind, und Anerkennung für alle, die ihren Weg jenseits der Norm gehen.

Am Ende bleibt keine einfache Antwort – aber ein tiefes, beruhigendes Gefühl: Es ist okay, zu zweifeln. Es ist okay, Fragen zu stellen. Und es ist okay, das eigene Leben so zu gestalten, wie es sich richtig anfühlt – egal, was andere erwarten.

Fazit:
Ein leuchtendes, inspirierendes Buch, das den Mut stärkt, der eigenen Wahrheit zu folgen. Verena Kleinmann schenkt ihren Leserinnen nicht nur Erkenntnisse, sondern auch Erleichterung und Hoffnung. Alle kriegen Kinder, ich zweifle ist ein Buch über Freiheit, über den Mut zum Nein – und über das große Ja zum eigenen Leben.

Ein Geschenk an alle, die nachdenken, fühlen und den leisen Stimmen in sich wieder zuhören wollen.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 16. September 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 208 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3499016613
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499016615
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.5 x 1.61 x 21 cm

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