
Ein Roman, der einen mitten ins Herz trifft und zugleich mit der Spannung eines Thrillers fesselt: Long Bright River ist weit mehr als ein Krimi. Liz Moore hat ein Werk geschaffen, das durch seine emotionale Tiefe, seine Menschlichkeit und seine atemlose Erzählkraft gleichermaßen begeistert. Sie entführt uns in die Straßen von Philadelphia, in ein Viertel, das von Drogen, Armut und Hoffnungslosigkeit geprägt ist – und erzählt dort eine Geschichte über Liebe, Verlust und den unzerstörbaren Zusammenhalt zwischen Schwestern.
Im Mittelpunkt stehen Mickey und Kacey – zwei Schwestern, die einst alles miteinander teilten und nun Welten trennen. Mickey arbeitet als Streifenpolizistin, diszipliniert, stark, mit einem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn. Kacey dagegen kämpft gegen ihre Drogensucht, lebt auf der Straße, überlebt von Tag zu Tag. Doch trotz aller Entfremdung kann Mickey nicht loslassen. Heimlich hält sie Ausschau nach ihrer Schwester, jedes Mal, wenn sie durch die düsteren Viertel patrouilliert. Als plötzlich eine Serie von Morden an Prostituierten die Stadt erschüttert – und Kacey spurlos verschwindet – verwandelt sich Mickeys stille Sorge in panische Angst.
Was folgt, ist eine Spurensuche voller Spannung, Verzweiflung und Hoffnung. Mickey jagt nicht nur den Mörder, sondern auch die Wahrheit über ihre eigene Familie – über eine Vergangenheit, die sie längst verdrängt glaubte. Jede Seite dringt tiefer in die Schichten einer Stadt, die zerrissen ist zwischen Licht und Dunkel, Reichtum und Elend, Leben und Tod.
Liz Moore erzählt mit einer Stimme, die gleichzeitig kraftvoll und zärtlich ist. Ihre Sprache hat Rhythmus, Intensität, Musik. Sie zeigt das Leben in all seiner Härte, aber auch in seinen leuchtenden Momenten. Long Bright River ist ein Roman, der von Schmerz spricht – und doch durch und durch von Liebe handelt. Eine Liebe, die nicht aufgibt, egal wie tief jemand fällt.
Die Autorin schafft es meisterhaft, gesellschaftliche Themen wie Opioidkrise, soziale Ungleichheit und Polizeiarbeit mit einem intimen, zutiefst menschlichen Drama zu verweben. Nichts wirkt konstruiert, alles atmet Wahrheit. Jede Begegnung, jede Straßenszene, jede Erinnerung an die gemeinsame Kindheit trägt die leise Sehnsucht nach Erlösung in sich.
Leserinnen und Leser erleben Mickeys Welt durch ihre wachsamen Augen: die nächtlichen Streifenfahrten, das Rauschen der Sirenen, die Schatten der Brücken, unter denen Menschen schlafen. Doch zwischen all dem Grau glimmt immer wieder ein warmes Licht – das „long bright river“, der lange, helle Fluss, eine Metapher für das, was bleibt, selbst wenn alles andere verloren scheint.
Long Bright River ist ein Pageturner und ein literarisches Ereignis zugleich. Wer einmal eintaucht, kann nicht aufhören zu lesen. Moore entfaltet eine psychologische Tiefe, die ihresgleichen sucht. Ihre Figuren sind so lebendig, so widersprüchlich, dass man sie noch lange nach der letzten Seite begleitet.
Es ist ein Roman über zwei Schwestern – und über eine Gesellschaft, die an ihren Rändern zu zerfallen droht. Über Verantwortung, Schuld und Vergebung. Über den Mut, weiterzugehen, auch wenn der Weg dunkel ist.
Elke Heidenreich bringt es auf den Punkt: „Man kann gar nicht aufhören zu lesen.“ Und tatsächlich – Moore zieht einen mit jeder Zeile tiefer hinein in diese Welt, die schmerzhaft real ist und dennoch voller Mitgefühl.
Long Bright River ist ein Buch, das bleibt – eindringlich, bewegend, voller Leben. Ein Roman, der zeigt, dass Liebe auch in den dunkelsten Straßen leuchten kann. Und dass man, so tief man fällt, nie ganz verloren ist, solange jemand da ist, der nach einem sucht.
Ein literarisches Erlebnis von emotionaler Wucht, eine Hommage an die Menschlichkeit – und einer der eindrucksvollsten Romane unserer Zeit.
- Auflage : 4. Auflage
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 414 Seiten
- Verlag: Beck
- ISBN-13 : 978-3-406-84269-6
- Originaltitel : Long Bright River
- Abmessungen : 12.2 x 3.2 x 18.7 cm
- 25 Euro
