
Stell dir vor, du könntest die Gedankenwelt eines der klügsten, schrulligsten und gleichzeitig herzlichsten Gehirne des 20. Jahrhunderts betreten – und zwar nicht durch seine weltberühmten Bücher, sondern durch etwas viel Intimeres: seine Briefe. Genau das bekommst du mit „Briefe von Oliver Sacks“, einer Sammlung von echten, handgeschriebenen, getippten, manchmal übersprudelnden, manchmal tief bewegenden Briefen, die Sacks im Laufe seines Lebens an Freunde, Kollegen, Künstler, Forscher – und völlig unbekannte Menschen – verfasst hat.
Das ist keine staubtrockene Biografie oder steife Wissenschaftsprosa, sondern echtes Leben. Und zwar mitten aus dem Herzen und Hirn eines Mannes, der mit absoluter Hingabe für das Denken, das Fühlen und die Wunder des menschlichen Geistes gebrannt hat.
Wer war Oliver Sacks?
Falls du ihn noch nicht kennst: Oliver Sacks war Neurologe. Aber keiner wie aus dem Lehrbuch. Er war so was wie der Rockstar der Hirnforschung – allerdings mit Cordhose, britischem Akzent und einem Faible für seltsame Patientenfälle. Menschen mit seltenen Wahrnehmungsstörungen, Gedächtnisverlust, Tourette oder dem plötzlichen Drang zu Opern-Arien. Seine Bücher wie „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ oder „Zeit des Erwachens“ machten ihn weltberühmt – weil er über seine Patienten nicht wie über medizinische Akten schrieb, sondern wie über Menschen mit Seele.
Und genau das spiegelt sich auch in seinen Briefen wider: Warmherzigkeit. Neugier. Mitgefühl. Und ein unbändiger Wissensdurst.
Ein bunter Briefkasten voller Menschlichkeit
Was dieses Buch so besonders macht, ist die Mischung. Du findest hier keine sterile Fachkorrespondenz – stattdessen ein wildes Sammelsurium an Gedanken, Geschichten und Gesprächen mit echten Größen: Francis Crick, Jane Goodall, Susan Sontag, sogar mit der Musikerin Björk. Und natürlich mit ganz „normalen“ Leuten, die ihm schrieben, weil sie sich wiedererkannten in seinen Büchern oder weil sie selbst an etwas Unerklärlichem litten.
Sacks antwortet ihnen allen – geduldig, interessiert, oft mit einem Hauch Humor, manchmal auch mit wissenschaftlichem Tiefgang, aber immer so, dass man merkt: Da schreibt ein Mensch mit echtem Interesse am anderen.
Was macht das Buch so besonders?
Ganz ehrlich? Dieses Buch ist wie ein Tagebuch von jemandem, der nie für sich selbst geschrieben hat – sondern immer im Dialog war. Man erfährt nicht nur, wie Oliver Sacks dachte, sondern wie er fühlte. Seine Unsicherheiten, seine Ängste, seine Freude am Austausch. Seine Begeisterung für Pflanzen, Mineralien, Musik, Literatur – und natürlich das Gehirn.
Die Briefe zeigen: Sacks war nicht nur ein brillanter Denker, sondern auch ein leidenschaftlicher Schreiber. Und vor allem: ein richtig guter Zuhörer. Das liest man raus, Zeile für Zeile.
Lieblingszitate? Zu viele.
Es ist schwer, einzelne Sätze herauszupicken, weil das Buch voller kleiner Aha-Momente ist. Manchmal erzählt er von einem wissenschaftlichen Durchbruch, dann wieder berichtet er von seiner Kindheit, von seinem Coming-out als schwuler Mann, von seiner Liebe zur Natur oder seinen Ängsten vor dem Tod. Das Ganze liest sich nie weinerlich, sondern immer ehrlich. Man merkt: Hier spricht jemand, der das Leben durch und durch gespürt hat.
Für wen ist das was?
- Für Fans von Oliver Sacks sowieso.
- Für Menschen, die gerne über das Leben nachdenken.
- Für alle, die sich für Neurowissenschaft interessieren, aber keine trockene Theorie brauchen.
- Für alle, die gute Briefe lieben. Und gute Geschichten. Und echte Emotion.
Kurz gesagt: Für Herz und Hirn gleichermaßen.
Fazit: Ein Schatz aus Worten
„Briefe von Oliver Sacks“ ist mehr als nur ein Buch – es ist ein Erlebnis. Man liest es nicht einfach durch, man begleitet Oliver. Beim Denken. Beim Fragen. Beim Staunen. Und manchmal beim Zweifeln. Dieses Buch öffnet nicht nur Fenster zu seinem Leben – es wirft auch Licht auf die eigene Art, wie wir denken, fühlen und mit anderen in Verbindung treten.
Ob du es nun durchliest, einzelne Briefe pickst oder es einfach auf dem Nachttisch liegen lässt, um immer mal wieder reinzublättern – es wird dich begleiten. Weil es ehrlich ist. Warm. Und unglaublich inspirierend.
Danke, Oliver. Für deine Briefe. Und für den Mut, uns so viel von dir zu zeigen.
- Herausgeber : Rowohlt Buchverlag
- Erscheinungstermin : 17. Juni 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 1008 Seiten
- ISBN-10 : 3498001744
- ISBN-13 : 978-3498001742
- Originaltitel : Letters by Oliver Sacks
- Abmessungen : 15.2 x 4.45 x 21.9 cm
- 48 Euro