
rank Goldammer gelingt es in seinem neuen Roman Bruch: Durch finstere Zeiten, aktuelle gesellschaftliche Themen in einen fesselnden Kriminalfall einzubetten. Mit einem spannenden Plot und tiefgründigen Charakteren entführt er die Leser in die düstere Welt der Prepper-Szene und zeigt, wie diese Ideologien in einer ohnehin gespaltenen Gesellschaft gefährlich eskalieren können.
Ein grausamer Mordfall mit vielen Facetten
Der Roman beginnt mit einem schockierenden Ereignis: Zwei Polizisten werden in den frühen Morgenstunden auf einer abgelegenen Landstraße nahe Dresden brutal erschossen. Die Tat erschüttert nicht nur das Polizeiteam, sondern auch die gesamte Region. Die Opfer, eine junge Beamtin und ein erfahrener Familienvater, waren angesehen und unauffällig, was die Ermittlungen besonders schwierig macht. Wer könnte ein Motiv haben, zwei unbescholtene Polizisten zu ermorden?
Die beiden Hauptfiguren des Romans, die Ermittler Felix Bruch und Nicole Schauer, stehen vor einer Wand aus Schweigen und fehlenden Hinweisen. Zeugen berichten lediglich von einem schwarzen Pick-up, der am Tatort gesehen wurde. Doch diese Spur führt die Ermittler in ein völlig unerwartetes Milieu – die Welt der Prepper, jener Menschen, die sich auf den Zusammenbruch der Gesellschaft vorbereiten. Diese Szene wird nicht nur mit akribischer Detailtreue beschrieben, sondern dient auch als Spiegel gesellschaftlicher Ängste und Radikalisierungstendenzen.
Die Welt der Prepper: Bedrohlich und faszinierend
Die Darstellung der Prepper-Szene ist eines der Highlights des Buches. Goldammer zeichnet ein differenziertes Bild dieser Gemeinschaft, die von Menschen geprägt ist, die in ständiger Furcht vor dem „Ernstfall“ leben. Die Überzeugung, dass die staatlichen Strukturen bald zusammenbrechen, und die Bereitschaft, alles für die eigene Sicherheit zu tun, bestimmen das Denken und Handeln dieser Gruppe.
Der Hauptverdächtige, ein Mann, der in seiner abgeschotteten Welt nahezu fanatisch an die Apokalypse glaubt, wird von Goldammer so plastisch beschrieben, dass er gleichermaßen faszinierend und bedrohlich wirkt. Doch während Bruch und Schauer tiefer in die Ermittlungen eintauchen, wird klar, dass die Wahrheit nicht so einfach ist. Die anfängliche Spur führt sie zwar zu radikalen Ideologien und finsteren Unterstützern, doch Bruch ahnt, dass der Schlüssel zur Aufklärung des Mordes an einem ganz anderen Ort zu suchen ist.
Felix Bruch: Ein Ermittler mit Ecken und Kanten
Felix Bruch, die zentrale Figur des Romans, ist ein Polizist, der mit den Schattenseiten seines Berufs und seiner eigenen Vergangenheit kämpft. Goldammer gelingt es, ihn als vielschichtigen Charakter darzustellen, der einerseits von seinem Instinkt und seiner Erfahrung geleitet wird, andererseits aber auch mit inneren Konflikten zu kämpfen hat. Bruchs Persönlichkeit verleiht der Geschichte eine emotionale Tiefe, die über den reinen Kriminalfall hinausgeht.
Auch seine Kollegin Nicole Schauer wird überzeugend dargestellt. Sie bildet mit Bruch ein dynamisches Duo, das nicht nur durch berufliche, sondern auch durch persönliche Herausforderungen geprägt ist. Ihre Perspektive bietet einen weiteren Zugang zu den Ereignissen und bereichert die Handlung durch einen frischen Blickwinkel.
Ein Gesellschaftsbild am Abgrund
Bruch: Durch finstere Zeiten ist mehr als nur ein Krimi. Der Roman wirft einen kritischen Blick auf die gegenwärtige Gesellschaft, in der Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen, Verschwörungstheorien und Radikalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnen. Goldammer zeigt eindrucksvoll, wie diese Entwicklungen Menschen in eine gefährliche Spirale der Gewalt und Paranoia treiben können.
Die Atmosphäre des Romans ist durchweg düster, was nicht nur durch die Thematik, sondern auch durch die präzise Beschreibung der Schauplätze unterstrichen wird. Die Landschaft rund um Dresden, mit ihren Wäldern und abgelegenen Straßen, wird zur idealen Kulisse für eine Geschichte, die von Isolation und Dunkelheit geprägt ist. Gleichzeitig dienen diese Beschreibungen dazu, die inneren Zustände der Figuren zu spiegeln – ein gekonnter Kunstgriff, der die Handlung intensiviert.
Eine weitere Leiche und eine Wendung
Als im Verlauf der Ermittlungen eine weitere Leiche im Wald gefunden wird, eskaliert die Situation. Die Unterstützer des Prepper-Verdächtigen werden immer aggressiver, und es scheint, als würde die gesamte Szene gegen die Ermittler aufgebracht. Doch während die Spannung zunimmt, bleibt Bruch davon überzeugt, dass die wahre Lösung nicht in der offensichtlichen Richtung liegt.
Goldammer versteht es meisterhaft, den Leser in die Irre zu führen. Immer wieder werden Spuren gelegt, die sich später als Sackgassen entpuppen, was den Spannungsbogen konstant hoch hält. Gleichzeitig bietet die Handlung genügend Raum, um die persönlichen Geschichten der Charaktere zu entfalten, ohne dass der Kriminalfall an Bedeutung verliert.
Starke Themen, starker Plot
Einer der größten Stärken des Buches ist die Balance zwischen einem komplexen Kriminalfall und der Einbettung gesellschaftlicher Themen. Goldammer behandelt schwierige und aktuelle Fragen – von der zunehmenden Entfremdung zwischen Bürgern und Staat bis hin zu den Gefahren extremistischer Überzeugungen – ohne dabei belehrend zu wirken. Der Autor zeigt, dass diese Themen nicht nur in Schlagzeilen oder politischen Diskussionen vorkommen, sondern reale Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben.
Dabei bleibt der Schreibstil zugänglich und fesselnd. Die Dialoge sind authentisch, die Beschreibungen lebendig, und die Handlung wird durch zahlreiche Wendungen immer wieder überraschend. Besonders beeindruckend ist, wie Goldammer es schafft, die Perspektiven der verschiedenen Figuren glaubwürdig darzustellen, sei es die der Ermittler, der Verdächtigen oder der Opfer.
Fazit: Ein düsterer und hochaktueller Krimi
Frank Goldammers Bruch: Durch finstere Zeiten ist ein intensiver und vielschichtiger Kriminalroman, der aktuelle gesellschaftliche Spannungen und Abgründe thematisiert. Mit einem starken Ermittlerteam, einem spannenden Plot und einer präzisen Darstellung der Prepper-Szene gelingt es dem Autor, den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln. Die Handlung ist packend, die Themen sind relevant, und die Charaktere sind tiefgründig – eine Kombination, die den Roman weit über das Genre des klassischen Krimis hinaushebt.
Für Leserinnen und Leser, die nicht nur einen spannenden Fall lösen, sondern auch die Abgründe der Gesellschaft erkunden möchten, ist Bruch: Durch finstere Zeiten ein absolutes Muss. Goldammer beweist erneut, dass er einer der großen Namen der deutschsprachigen Kriminalliteratur ist.
- Herausgeber : Wunderlich; 2. Edition (13. August 2024)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 384 Seiten
- ISBN-10 : 3805201133
- ISBN-13 : 978-3805201131
- Abmessungen : 13.5 x 2.88 x 21 cm