
Alexander Schalck-Golodkowski war einer der mächtigsten Männer der DDR – und doch kannten ihn nur wenige. Offiziell war er lediglich Staatssekretär im Ministerium für Außenhandel in Ost-Berlin. Hinter den Kulissen aber leitete er eine streng geheime Organisation: den „Bereich Kommerzielle Koordinierung“, kurz KoKo. Dieser Bereich war für viele Jahre entscheidend dafür, dass die DDR überhaupt wirtschaftlich überleben konnte.
KoKo – ein Staat im Staat
KoKo war ein Geflecht aus Firmen, Handelsgesellschaften und internationalen Verbindungen. Über dieses System gelang es Schalck, Devisen – also westliche Währungen wie D-Mark oder US-Dollar – ins Land zu holen. Die DDR brauchte diese dringend, um im Ausland einkaufen zu können. Denn das eigene Wirtschaftssystem war ineffizient, die Produkte oft nicht konkurrenzfähig, und die Staatskasse leer.
Doch die Wege, auf denen Schalck Geld beschaffte, waren alles andere als sauber. KoKo handelte international mit Waffen, verkaufte Kunstwerke aus DDR-Museen, die eigentlich dem Volk gehörten, und sorgte dafür, dass die Parteielite in der abgeschotteten Siedlung Wandlitz mit Luxusgütern aus dem Westen versorgt wurde. Offiziell sprach kaum jemand darüber, nicht einmal innerhalb der höchsten SED-Führung. Schalcks Reich war ein Schattenreich, das gleichzeitig die DDR stützte – und ihre Widersprüche sichtbar machte.
Der Herbst 1989 – Aufstieg und Fall
Als die DDR im Herbst 1989 ins Wanken geriet und Erich Honecker gestürzt wurde, kam vieles ans Licht, was zuvor verborgen war. Plötzlich wurde bekannt, dass KoKo in großem Stil illegale Geschäfte betrieben hatte. Für die Bevölkerung, die jahrelang unter Mangelwirtschaft und Einschränkungen gelitten hatte, war die Wut groß. Schalck wurde zur Symbolfigur der Korruption und zum Sündenbock für das, was schiefgelaufen war.
Um einer Verhaftung zu entgehen, floh er in die Bundesrepublik. Dort wandte er sich sofort an den Bundesnachrichtendienst (BND) – und begann, sein Wissen preiszugeben. Was er im Gegenzug dafür erhielt und welche Absprachen im Hintergrund liefen, ist bis heute nicht vollständig geklärt.
Offene Fragen und ungelöste Rätsel
Das Buch von Norbert F. Pötzl zeigt, dass die Geschichte von Schalck-Golodkowski bis heute einem Politthriller gleicht. Es gibt zahlreiche offene Fragen:
- Welche Kontakte hatte er zu westdeutschen Politikern, etwa zum damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble?
- Welche Garantien wurden ihm vor seiner Flucht gegeben?
- Warum blieb er im Westen praktisch straffrei, obwohl er Millionen- und Milliardengeschäfte zu verantworten hatte?
- Wer finanzierte seinen luxuriösen Lebensstil am Tegernsee, wo er später lebte?
- Wie konnten seine Vertrauten während der chaotischen Wendezeit Gelder von geheimen KoKo-Konten beiseiteschaffen?
- Gibt es noch immer unentdeckte Geldverstecke, die aus DDR-Vermögen stammen?
Ein Politthriller aus der Realität
Norbert F. Pötzl, erfahrener Journalist und Kenner der deutschen Zeitgeschichte, rekonstruiert in diesem Buch das System Schalck. Er erklärt, wie es überhaupt entstehen konnte, warum es so lange funktionierte und wie es schließlich unterging. Dabei zeigt er, dass KoKo zwar die DDR am Leben erhielt, aber gleichzeitig die Ungerechtigkeit des Systems offenbarte: Für die einen Mangel, für die anderen Luxus.
Das Werk liest sich wie ein spannender Thriller, ist aber pure Realität. Es beleuchtet nicht nur die Machenschaften eines einzelnen Mannes, sondern wirft auch ein Licht auf die Verflechtungen zwischen Ost und West, Geheimdiensten und Politikern.
Fazit
Das Schattenreich des Alexander Schalck-Golodkowski ist ein aufrüttelndes Sachbuch über Macht, Geld und Geheimnisse im geteilten Deutschland. Es zeigt, wie ein unscheinbarer Staatssekretär im Hintergrund ein Milliardenimperium führte, das bis heute Fragen aufwirft. Für alle, die sich für die DDR, ihre verborgenen Strukturen und die spannenden Seiten der deutschen Geschichte interessieren, ist dieses Buch ein packender und zugleich aufklärender Blick hinter die Kulissen.
Ein hochspannendes und hervorragend recherchiertes Buch! Norbert F. Pötzl gelingt es, die geheimnisvolle Welt von Alexander Schalck-Golodkowski und seinem „Schattenreich“ klar und packend darzustellen. Fakten und Hintergründe werden so erklärt, dass man den Politthriller der DDR-Geschichte kaum aus der Hand legen möchte. Ein wichtiges Werk für alle, die deutsche Zeitgeschichte verstehen wollen!
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- Herausgeber : Europa Verlag
- Erscheinungstermin : 27. März 2025
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 288 Seiten
- ISBN-10 : 3958906273
- ISBN-13 : 978-3958906273
- Abmessungen : 14.3 x 3.1 x 21.6 cm
- 25 Euro