
Eine wunderbare Wiederentdeckung von Bestsellerautorin Jojo Moyes – über den Mut zum Leben und die Macht der Liebe
Es gibt Bücher, die berühren uns sanft wie ein warmer Sommerwind, und es gibt jene seltenen Geschichten, die uns mitten ins Herz treffen – mit all ihrer Schönheit, Melancholie und unerschütterlichen Hoffnung. Jojo Moyes’ wiederentdeckter Roman ist genau ein solches Werk: eine Hommage an die Kraft des Neuanfangs, an das Vertrauen in die eigene Seele – und an die Liebe, die selbst in den dunkelsten Momenten leuchtet.
Im Mittelpunkt steht die gefeierte Konzertgeigerin Isabel Delancey, eine Frau, deren Leben bisher im Glanz der Musik, des Erfolgs und der Sicherheit erstrahlte. Doch als ihr Mann unerwartet stirbt, zerbricht ihre heile Welt in tausend Stücke. Plötzlich ist da nur noch Stille – eine Stille, die dröhnt und schmerzt, weil sie alles in Frage stellt, was Isabel für selbstverständlich gehalten hat. Schulden, Sorgen und die Verantwortung für ihre beiden Kinder lasten schwer auf ihren Schultern. Ausgerechnet in diesem Moment des tiefsten Verlusts erbt sie ein altes Landhaus – ein bröckelndes, vom Wind und den Jahren gezeichnetes Anwesen irgendwo im englischen Nirgendwo.
Was zunächst wie ein rettender Zufall erscheint, entpuppt sich bald als Bewährungsprobe. Das Haus, das einst ein Symbol familiärer Geschichte war, ist verfallen, kalt und unbarmherzig. Jeder Balken ächzt, jede Wand flüstert von vergangenen Zeiten. Isabel, die immer von der Musik gelebt hat, muss nun lernen, mit Hammer und Farbeimer umzugehen, während ihre Ersparnisse zerrinnen wie Sand zwischen den Fingern.
Doch mitten in dieser Trostlosigkeit begegnet sie Matt, dem scheinbar hilfsbereiten Nachbarn, der ihr seine Unterstützung anbietet. Seine Hände sind geschickt, sein Blick verständnisvoll – und doch liegt über allem eine leise Spannung, ein Schatten, der ahnen lässt, dass seine Freundlichkeit nicht ganz uneigennützig ist. Jojo Moyes spinnt diese Dynamik mit feinem psychologischem Gespür, voller Zwischentöne und unausgesprochener Sehnsucht.
Während das Haus langsam Form annimmt, verändert sich auch Isabel. Aus der trauernden Witwe wird eine Frau, die wieder zu hören beginnt – nicht nur den Klang der Geige, sondern das leise Pochen ihres eigenen Herzens. Inmitten von Chaos, Verlust und unerwarteten Gefühlen findet sie jene innere Musik wieder, die sie längst verloren glaubte.
Jojo Moyes gelingt es wie kaum einer anderen Autorin, menschliche Schicksale mit Wärme, Witz und tiefer Empathie zu erzählen. Ihre Figuren sind keine Heldinnen im klassischen Sinn – sie sind Menschen mit Widersprüchen, mit Fehlern, mit Ängsten. Doch gerade darin liegt ihre Größe. Isabels Weg ist kein glatter, sondern ein steiniger – und vielleicht ist es genau das, was uns so sehr berührt. Denn jeder von uns kennt jene Augenblicke, in denen das Leben plötzlich aus dem Takt gerät.
Mit feinem Gespür für Atmosphäre malt Moyes das englische Landleben in all seinen Facetten: das Zwitschern der Vögel am frühen Morgen, den Duft von Regen auf altem Stein, das Knistern eines Kaminfeuers, das mehr spendet als nur Wärme. Und zwischen diesen Bildern entfaltet sich eine Geschichte über Mut, Vertrauen und die leise, beharrliche Macht der Liebe.
„Man kann sich gegen das Glück entscheiden. Oder dafür.“ – Dieser Satz wird zum Herzschlag des Romans. Er erinnert daran, dass Glück keine Laune des Schicksals ist, sondern eine Wahl, die wir jeden Tag treffen können. Isabels Entscheidung, sich dem Leben wieder zu öffnen, ist ein stilles, triumphales Aufbegehren gegen die Verzweiflung – ein Aufblühen inmitten der Ruinen.
Jojo Moyes schenkt uns mit dieser Wiederentdeckung einen Roman voller Emotion, Hoffnung und Lebensklugheit – eine Geschichte, die lange nachhallt, wie der letzte Ton eines wunderbaren Konzerts. Sie erzählt davon, dass Liebe nicht immer laut daherkommt, sondern manchmal ganz leise ihren Weg findet – dorthin, wo wir es am wenigsten erwarten: in ein altes Haus, in ein verletztes Herz, in einen neuen Anfang.
Ein Buch, das wie Musik klingt – und direkt in die Seele spielt.
- Herausgeber  :  Rowohlt Verlag
- Erscheinungstermin  :  17. Juni 2025
- Auflage  :  1.
- Sprache  :  Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe  :  464 Seiten
- ISBN :  978-3-499-01737-7
- 17 Euro
