
Wer heute über Umweltbewegungen, Klimaschutz oder „Fridays for Future“ spricht, denkt oft an junge Menschen der Gegenwart. Doch was viele vergessen: Der Kampf für eine intakte Umwelt begann nicht erst im 21. Jahrhundert. Markus Brauckmann blickt in seinem eindrucksvollen Buch „Die Erste Generation“ zurück auf die Wurzeln des deutschen Umweltengagements – und erzählt von jenen Menschen, die in den 1970er und 1980er Jahren den Grundstein für das legten, was heute selbstverständlich erscheint.
Dieses Buch ist nicht nur ein Stück Umwelthistorie, sondern auch ein lebendiges Porträt einer Generation, die mit Mut, Entschlossenheit und Kreativität gegen Umweltzerstörung, Atomkraft und politische Ignoranz aufstand. Brauckmann gelingt es meisterhaft, diesen Pioniergeist einzufangen – und den Leser tief in die Anfänge einer Bewegung mitzunehmen, die Deutschland verändert hat.
Menschen, die Geschichte geschrieben haben – und kaum jemand kennt sie
Im Mittelpunkt des Buches stehen ganz normale Bürgerinnen und Bürger, die sich entschieden, nicht länger wegzusehen. Da sind die Jugendlichen der Aktion „Rettet den Rhein“, die mit einem alten Kutter auf das verseuchte Wasser aufmerksam machen. Es ist eine dieser Geschichten, die in Erinnerung bleibt: Idealismus, Abenteuer und die feste Überzeugung, etwas bewegen zu können.
Oder Irmi Mussack, die sich 1987 auf einer Forschungsreise in die Antarktis begibt – ein Symbol für Neugier, Engagement und den Willen, die Welt zu verstehen, um sie besser zu schützen. Auch der „Held von Kalkar“, der Bauer Josef Maas, beeindruckt: Als überzeugter Konservativer stellt er sich gegen den Bau eines Atomkraftwerks direkt neben seinem Feld – und wird damit zur Leitfigur des Widerstands.
Brauckmann bringt all diese Persönlichkeiten zum Sprechen. Seine Erzählweise ist nah dran, persönlich und respektvoll – ohne Pathos, aber mit spürbarer Bewunderung. Man merkt: Hier schreibt jemand, der sich ernsthaft mit seiner Materie auseinandersetzt.
Ein Buch über Protest – und über Hoffnung
„Die Erste Generation“ ist nicht nur ein Rückblick auf vergangene Kämpfe, sondern auch ein Mutmacher für die Gegenwart. Es zeigt, dass Veränderung möglich ist – auch dann, wenn sie zunächst aussichtslos erscheint. Die Umweltaktivisten von damals standen mächtigen Gegnern gegenüber: Konzernen, Politikern, einem oft gleichgültigen Staatsapparat. Doch sie gaben nicht auf. Ihr Durchhaltevermögen, ihre Kreativität und ihr Gemeinschaftssinn legten den Grundstein für moderne Umweltbewegungen wie Greenpeace, Robin Wood oder den Widerstand gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens.
Besonders stark ist das Buch dort, wo es zeigt, wie aus kleinen lokalen Initiativen eine landesweite Bewegung entstand. Was mit Flugblättern, Mahnwachen oder Blockaden begann, entwickelte sich zu einer politischen Kraft, die bis heute nachwirkt. Viele Themen von damals – sauberes Trinkwasser, Erhalt von Wäldern, Kampf gegen Umweltgifte – sind aktueller denn je.
Ein lebendiges Stück Zeitgeschichte
Markus Brauckmann schreibt mit journalistischer Präzision und erzählerischer Kraft. Er hat nicht nur gründlich recherchiert, sondern schafft es auch, die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen – das Lebensgefühl der 70er und 80er Jahre, die politischen Spannungen, den Aufbruch, aber auch die Widerstände.
Orte wie Wyhl, Kalkar, Wackersdorf oder die Startbahn West werden lebendig. Und plötzlich versteht man, warum diese Namen für viele Menschen mit Emotionen, Tränen und Triumph verbunden sind. Der Autor gelingt es, komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen, ohne zu vereinfachen – und gibt dabei auch der DDR-Umweltbewegung Raum, die oft vergessen wird.
Ein Appell an Verantwortung – damals wie heute
„Die Erste Generation“ ist mehr als nur ein historisches Sachbuch. Es ist eine Hommage an den zivilgesellschaftlichen Mut, eine Erinnerung daran, dass Engagement etwas bewirken kann – und ein Appell, den Kampf für unsere Umwelt weiterzuführen.
Brauckmanns Buch lässt uns innehalten: Was sind wir heute bereit zu tun? Wer sind die Umweltpioniere unserer Zeit? Und: Haben wir aus der Vergangenheit gelernt?
Fazit
„Die Erste Generation“ von Markus Brauckmann ist ein fesselndes, informatives und inspirierendes Buch. Es erzählt von wahren Heldinnen und Helden, die sich nicht aus Karrieregründen oder Social-Media-Anerkennung engagierten, sondern aus tiefer Überzeugung.
Es ist ein Stück deutscher Demokratiegeschichte, ein Lehrstück über bürgerschaftliches Engagement und ein Plädoyer dafür, auch heute wieder mutig, unbequem und konsequent für unsere Lebensgrundlagen einzutreten. Wer verstehen will, woher die deutsche Umweltbewegung kommt – und warum sie heute wichtiger denn je ist –, sollte dieses Buch unbedingt lesen.
Ein bedeutendes Werk, das zugleich bewegt, aufklärt und Hoffnung macht. Absolute Leseempfehlung!
- Herausgeber : Deutsche Verlags-Anstalt
- Erscheinungstermin : 26. März 2025
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 400 Seiten
- ISBN-10 : 3421070377
- ISBN-13 : 978-3421070371
- Abmessungen : 14.7 x 3.6 x 22 cm
- 25 Euro