
Eine mitreißende Reise hinter die Mauern unserer Gesellschaft
Was wissen wir eigentlich über das Leben im Gefängnis? Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn ihm die Freiheit genommen wird? Und was passiert mit denen, die im Schatten staatlicher Macht täglich Dienst tun, oft selbst eingesperrt in einem System aus Regeln, Mauern und Verantwortung? Joachim Walter, ein Mann, der jahrzehntelang mittendrin war, nimmt uns mit auf eine wuchtige, erhellende und zutiefst bewegende Reise durch den Mikrokosmos Strafvollzug.
Dieses Buch ist kein Bericht – es ist ein Aufschrei, eine Einladung, ein Weckruf!
Mit dem kraftvollen Titel „Die Freiheit nehm’ ich Dir“ öffnet Walter nicht nur die Gefängnistore, sondern auch unsere Augen für eine Welt, die wir allzu gern ausblenden. Er war kein distanzierter Beobachter, sondern ein Mann der Praxis – stellvertretender Leiter der berüchtigten JVA Stuttgart-Stammheim, später führend in Adelsheim und Pforzheim tätig. Er kennt die Akten und die Gesichter, die Urteile und die menschlichen Abgründe. Und er erzählt sie – nicht trocken, nicht schulmeisterlich, sondern lebendig, empathisch, fesselnd.
Hier geht es nicht um Schwarz oder Weiß, Schuld oder Unschuld. Hier geht es um Menschen. Um Schicksale. Um Wut, Reue, Langeweile, Hoffnung und Resignation. Walter zeigt uns Häftlinge in all ihrer Widersprüchlichkeit: Täter und Opfer zugleich. Er schildert die oft gnadenlose Realität des Gefängnisalltags – von strengen Routinen über beklemmende Isolation bis hin zu Momenten unerwarteter Menschlichkeit. Und er vergisst dabei nie jene, die auf der anderen Seite der Gitter stehen: das Personal. Menschen, die Tag für Tag in einem System arbeiten, das sie oft selbst verändert, erschöpft oder abstumpft.
Der größte Coup dieses Buches? Es urteilt nicht. Es zeigt.
Mit seiner klaren Sprache, seinem feinen Gespür für Zwischentöne und seiner unerschütterlichen Ehrlichkeit lässt Walter Fakten sprechen – und Geschichten. Er konfrontiert uns mit unbequemen Wahrheiten: Wie gerecht ist unser Justizsystem wirklich? Welche Rolle spielen Herkunft, Bildung und soziale Umstände? Ist Wegsperren gleich Bessermachen? Oder reproduziert das System, was es zu verhindern vorgibt?
Dabei bleibt der Autor nie in der Klage stecken. Mit präzise recherchierten Zahlen, Hintergrundwissen und einem tiefen Verständnis für die Mechanismen des Strafvollzugs öffnet er eine Diskussion, die wir dringend führen müssen. Denn Strafvollzug betrifft uns alle – als Gesellschaft, als Mitmenschen, als Wählerinnen und Wähler.
Joachim Walters Werk ist ein literarischer Befreiungsschlag. Wer dieses Buch liest, wird das Gefängnis nie wieder als bloßen Ort der Verwahrung sehen. Es ist ein Ort der Kontraste, des Kampfes, der Sehnsucht – und manchmal auch der kleinen Wunder. Dieses Buch ist keine Abrechnung, sondern ein Appell an unsere Menschlichkeit.
Fazit:
„Die Freiheit nehm’ ich Dir“ ist ein bewegendes, aufrüttelndes und zutiefst humanes Werk über den Sinn und Unsinn unseres Strafvollzugs. Es ist vollgepackt mit Lebensgeschichten, die unter die Haut gehen, mit Fakten, die aufrütteln, und mit Fragen, die nachhallen. Joachim Walter schenkt uns keine einfachen Antworten – aber den Mut, genauer hinzuschauen.
Ein Muss für alle, die verstehen wollen, was hinter Gittern wirklich passiert – und warum es auch unser aller Freiheit betrifft.
- Herausgeber : Westend
- Erscheinungstermin : 30. Juni 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 240 Seiten
- ISBN-10 : 3987913053
- ISBN-13 : 978-3987913051
- Abmessungen : 13.6 x 2.3 x 21.4 cm
- 22 Euro