Na also! Endlich mal ein Buch, das nicht versucht, uns mit erhobenem Zeigefinger die Welt zu erklären, sondern uns auf charmant provokante Weise wachrüttelt. Christoph Ernst haut in „Die Rassismus-Falle: Identitätspolitik und kritische Rassentheorie“ ordentlich auf den Tisch – aber nicht, um Krach zu machen, sondern um die Kaffeetasse der Vernunft mal wieder zu füllen. Und ja, das Ding ist ein Essay – aber keine Sorge, das klingt nur nach trockener Uni-Lektüre. Tatsächlich liest sich das Ganze so frisch, frech und intelligent, dass man fast vergisst, dass es hier um ernste Themen geht.
Schon nach den ersten Seiten merkt man: Hier schreibt jemand, der nicht in Schlagworten denkt, sondern wirklich denkt. Ernst schaut auf die heutige Gesellschaft, sieht das große Chaos aus Schlagwörtern wie „woke“, „Cancel Culture“, „Identitätspolitik“ und fragt sich: Wann haben wir eigentlich aufgehört, miteinander zu reden und angefangen, uns gegenseitig anzuschreien?
Und das Ganze macht er mit einer Prise Humor, die richtig guttut. Statt uns eine Moralpredigt zu halten, zieht Ernst den Leser liebevoll durch die Untiefen des modernen Denkens – oder wie er es nennt, durch den „aktivistischen Wissenschafts-Dschungel“. Da stolpert man über Gendersterne, Antirassismus-Schulungen und theoretische Fallgruben, die so kompliziert sind, dass man fast einen Reiseführer bräuchte. Zum Glück ist Christoph Ernst dieser Reiseführer – mit Witz, Verstand und einer gehörigen Portion Selbstironie.
Er stellt kluge Fragen, etwa: Warum müssen wir plötzlich alles neu erfinden, nur weil wir Angst haben, jemand könnte sich beleidigt fühlen? Oder: Wieso scheint es manchmal, als ginge es weniger um Gerechtigkeit, sondern mehr um moralische Punkte auf Social Media? Seine Antworten sind pointiert, witzig formuliert und gleichzeitig – na ja, leider ziemlich wahr.
Ernst nennt die Dinge beim Namen. Aber er tut das nie aggressiv oder spöttisch, sondern mit einem Augenzwinkern. Man merkt, dass er nicht gegen Menschen schreibt, sondern gegen Denkblockaden. Seine große Botschaft: Selbstdenken ist sexy! (Okay, das Zitat steht nicht so im Buch, aber es trifft den Ton ziemlich gut.)
Was das Buch so sympathisch macht, ist die Mischung aus Intelligenz und Humor. Christoph Ernst ist so etwas wie der Klassenclown der Philosophie – einer, der im Unterricht den Finger hebt, um eine kluge Frage zu stellen, aber dabei alle zum Lachen bringt. Er analysiert, wie „woke“ Diskurse manchmal in genau das kippen, was sie eigentlich bekämpfen wollen: Intoleranz, Dogmatismus und Denkverbote. Und das alles verpackt in einem Schreibstil, der irgendwo zwischen Kneipengespräch und Feuilleton schwankt – also genau richtig für alle, die gern denken, aber dabei Spaß haben wollen.
Auch sprachlich ist das Buch ein Erlebnis. Ernst jongliert mit Begriffen wie „Oikophobie“ (keine Sorge, er erklärt’s: die Angst vor dem Eigenen) so locker, dass man sich fast freut, mal wieder ein neues Fremdwort zu lernen. Und wenn er dann noch gegen die „grüne Planwirtschaft“ stichelt, schmunzelt man – nicht, weil er spotten will, sondern weil er den Finger genau dorthin legt, wo es kitzelt.
Natürlich geht es im Kern um ein ernstes Anliegen: Freiheit des Denkens und Meinungsfreiheit als Grundlage jeder offenen Gesellschaft. Ernst verteidigt beides mit Leidenschaft – und einer Portion Witz, die man in diesem Thema selten findet. Er ruft nicht dazu auf, irgendwen zu „entlarven“ oder zu „besiegen“, sondern dazu, wieder gemeinsam zu denken, zu streiten und zu lachen, ohne Angst zu haben, sofort gecancelt zu werden.
Am Ende legt man das Buch zur Seite, grinst und denkt sich: „Okay, der Mann hat recht – und ich hab mich dabei auch noch köstlich amüsiert.“ Es ist wie ein Gespräch mit einem klugen Freund, der sich über den Zustand der Welt aufregt, aber trotzdem optimistisch bleibt.
Fazit:
„Die Rassismus-Falle“ ist kein trockenes Politikbuch, sondern ein spritziger, witziger Denkanstoß mit Haltung. Christoph Ernst zeigt, dass man auch über ernste Themen lachen darf – und vielleicht sogar sollte. Wer Lust auf ein bisschen intellektuelles Kabarett in Buchform hat, wird hier bestens unterhalten. Es ist wie ein Espresso fürs Gehirn: stark, klar und mit einem feinen, bitter-süßen Nachgeschmack, der lange anhält.
- Herausgeber : Gerhard Hess Verlag
- Erscheinungstermin : 16. Dezember 2024
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 380 Seiten
- ISBN-10 : 3873368528
- ISBN-13 : 978-3873368521
- Abmessungen : 14.8 x 2.8 x 21 cm
- 24,80 Euro
