
Das Buch „Ein bisschen Diktatur gibt es nicht: Mein Weg aus der DDR in die Freiheit“ von Renate Werwigk-Schneider ist ein eindrucksvolles und bewegendes Zeugnis aus der Zeit der DDR. Die Autorin erzählt darin ihre wahre Lebensgeschichte – ehrlich, klar und mit viel Mut. Es ist kein Roman, sondern ein Zeitzeugenbericht, also ein persönlicher Bericht einer Frau, die selbst erlebt hat, wie es war, in einer Diktatur zu leben.
Renate Werwigk-Schneider wuchs in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf – einem Staat, der sich zwar sozialistisch und fortschrittlich nannte, in dem aber keine echte Freiheit herrschte. Die Menschen durften ihre Meinung nicht offen sagen, wurden überwacht, bespitzelt und bestraft, wenn sie sich gegen die Regierung stellten.
Die Autorin beschreibt eindrücklich, wie sie als junger Mensch merkte, dass sie in einem System lebte, in dem Angst und Kontrolle den Alltag bestimmten. Wer nicht so dachte, wie es die Partei wollte, bekam schnell Probleme: in der Schule, im Beruf oder sogar mit der Staatssicherheit (Stasi), dem gefürchteten Geheimdienst der DDR.
Renate Werwigk-Schneider wollte sich damit nicht abfinden. Sie sehnte sich nach Freiheit – nach einem Leben, in dem sie sagen, reisen und denken durfte, was sie wollte. Diese Sehnsucht war so stark, dass sie zweimal versuchte zu fliehen, um in den Westen zu gelangen.
In ihrem Buch beschreibt sie sehr offen, wie gefährlich solche Fluchtversuche waren. Wer erwischt wurde, musste mit Gefängnis, Verhören und Misshandlungen rechnen. Genau das passierte ihr: Sie wurde verhaftet und inhaftiert. Die Autorin schildert diese Zeit mit großer Ehrlichkeit – ohne Übertreibung, aber mit klaren Worten. Sie erzählt von der Angst in der Zelle, von der Einsamkeit, vom Gefühl der Ausweglosigkeit, aber auch von ihrem ungebrochenen Willen, sich nicht brechen zu lassen.
Trotz aller Rückschläge gab sie nicht auf. Sie erlebte schließlich, was es bedeutet, wirklich frei zu sein – und erkannte dabei, dass Freiheit niemals selbstverständlich ist. Diese Erkenntnis wurde zu einem zentralen Thema ihres Lebens.
Seit vielen Jahren geht Renate Werwigk-Schneider an Schulen, Universitäten und Gedenkstätten, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Sie will jungen Menschen zeigen, was Diktatur bedeutet und warum Demokratie so wertvoll ist. Denn wer nie in Unfreiheit gelebt hat, kann sich oft schwer vorstellen, wie es ist, wenn der Staat alles kontrolliert: Gespräche, Briefe, Reisen, ja sogar Freundschaften.
In ihrem Buch warnt sie eindringlich vor einer Verklärung der DDR, also davor, diese Zeit schönzureden oder nostalgisch zu verklären. Sie stellt klar: Es gab vielleicht Sicherheit und Arbeit für alle, aber keine Freiheit, keine Wahrheit und keine Menschlichkeit. Die Stasi zerstörte Familien, Freundschaften und Vertrauen. Jeder konnte zum Spitzel werden, und niemand war sicher vor Überwachung.
Renate Werwigk-Schneider verbindet ihre persönlichen Erinnerungen mit einer klaren Botschaft für die Gegenwart. Sie beobachtet mit Sorge, wie manche Menschen heute wieder über autoritäre Systeme sprechen, als wären sie eine Lösung für gesellschaftliche Probleme. Sie erinnert uns daran, dass Demokratie zerbrechlich ist und Schutz braucht – durch Menschen, die ihre Stimme erheben und sich engagieren.
Der Titel des Buches – „Ein bisschen Diktatur gibt es nicht“ – bringt ihre Haltung auf den Punkt. Eine Diktatur ist niemals harmlos oder teilweise gut. Sobald Freiheit eingeschränkt wird, sobald Menschen Angst haben müssen, ihre Meinung zu sagen, beginnt das Unrecht.
Das Buch ist in einer klaren, gut verständlichen Sprache geschrieben. Es liest sich stellenweise wie ein spannender Roman, ist aber zugleich ein wichtiges historisches Dokument. Es vermittelt Wissen über die DDR, aber auch über Mut, Hoffnung und Zivilcourage.
Renate Werwigk-Schneider zeigt, dass man selbst in dunklen Zeiten Menschlichkeit und Würde bewahren kann. Sie erzählt von Schmerz und Verlust, aber auch von ihrem unerschütterlichen Glauben an das Gute und an die Kraft der Freiheit.
Fazit:
„Ein bisschen Diktatur gibt es nicht“ ist ein mutiges, ehrliches und aufrüttelndes Buch, das zeigt, wie gefährlich Gleichgültigkeit gegenüber politischer Freiheit sein kann. Es erinnert uns daran, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern jeden Tag neu verteidigt werden muss. Ein Buch, das nicht nur die Vergangenheit erklärt, sondern uns auch für die Gegenwart und Zukunft wachrüttelt – ein Plädoyer für Freiheit, Verantwortung und Menschlichkeit.
- Herausgeber : Westend
- Erscheinungstermin : 1. September 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 208 Seiten
- ISBN-10 : 3987913118
- ISBN-13 : 978-3987913112
- Abmessungen : 13.2 x 2.1 x 21.1 cm
- 22 Euro