/ Juli 31, 2025/ Buch

Ein literarischer Rausch von Anna Prizkau


Lasst uns Herzen brechen – und sie mit Geschichten wieder zusammensetzen.

In „Frauen im Sanatorium“, dem Debütroman von Anna Prizkau, treffen sich Schmerz und Poesie, Wut und Zärtlichkeit, Verzweiflung und ein Hauch von Hoffnung auf engstem Raum – in einem Kurpark, in Gesprächen mit einem Flamingo, in Märchen, die zu Albträumen werden, in Nächten mit Rotwein und Wodka. Dieses Buch ist keine einfache Lektüre – es ist ein Erlebnis. Es schneidet, heilt, flüstert und schreit.

Anna Prizkau schreibt über das Nicht-mehr-Können, über das Erschöpftsein in einer Welt, die zu viel will und zu wenig fragt. Und sie tut das mit einer Sprache, die ebenso glasklar wie eigenwillig ist, zart und erbarmungslos zugleich. Ihre Sätze sind wie Seufzer – schön, flüchtig, schmerzhaft. Sie dringen tief und lassen einen so schnell nicht mehr los.


Ein Sanatorium. Drei Frauen. Und eine Liebe zur Wahrheit, die wehtut.

Anna landet im Sanatorium. Nicht, weil sie will – sondern weil sie nicht mehr kann. Dort begegnet sie Elif, der Märchenerzählerin mit dem Lächeln, das mehr verbirgt als zeigt. Marija, der stolzen, schroffen, tief verwundeten Mutter-Tochter-Existenz, die nie das sagt, was sie meint. Und Katharina, der Soldatin mit Panzerherz und Wodkastimme.

Und dann ist da noch Pepik, der Flamingo. Ihr stummer Vertrauter. Ihre Projektionsfläche. Ihre tägliche Anlaufstelle für Gespräche über Emigration, Entwurzelung, Enttäuschung – und Liebe.

Denn Liebe ist das Zentrum dieses Romans. Nicht die romantisierte, sondern die echte. Die widerspenstige, schmutzige, unperfekte. Die Liebe zu sich selbst. Zu anderen. Zu dem, was war, und dem, was nicht mehr sein darf. Und ja, sie existiert – auch in einer Klinik. Gerade dort.


Märchen, Monologe und mutiger Schmerz

Mit einem beinahe surrealen Gespür für Stimmungen tastet sich Prizkau durch die Abgründe ihrer Figuren. Nichts ist glattgebügelt. Nichts ist leicht. Und trotzdem schwebt über allem eine leise Schönheit, eine Zärtlichkeit, die bleibt.

Die Märchen, die Elif erzählt, wirken wie Nebelvorhänge – erst verführerisch, dann erschreckend real. Marijas Monologe hallen wie Echos einer alten Wunde. Katharinas Trunkenheit ist keine Flucht, sondern ein stummes Aufbäumen. Und Anna? Sie beobachtet. Fragt. Erzählt. Und findet dabei etwas, das sie nicht gesucht hat: Verbindung. Zuneigung. Vielleicht sogar ein kleines Stück Hoffnung.


Dieser Roman ist wie ein Spiegel, der nicht lügt

Frauen im Sanatorium“ ist ein Aufschrei – leise, aber unüberhörbar. Ein Porträt innerer Kämpfe. Eine Erinnerung daran, dass nicht jede Wunde sofort heilen muss. Dass Schmerz Raum braucht. Und dass dieser Raum nicht still und grau sein muss, sondern lebendig, sprachgewaltig und – auf seine Weise – wunderschön.

Die Heldinnen dieses Romans sind keine Heldinnen im klassischen Sinn. Sie sind kaputt, ehrlich, widersprüchlich – und deshalb so unfassbar menschlich. Man muss sie nicht mögen. Aber man wird sie nie vergessen.


Ein sprachliches Wunderwerk zwischen Sanftheit und Schonungslosigkeit

Anna Prizkaus Debüt ist kein Wohlfühlroman, sondern ein literarischer Befreiungsschlag. Frisch, roh, tieftraurig – und gleichzeitig tröstlich, weil er nichts beschönigt. Weil er sagt: Du darfst kaputt sein. Du darfst zweifeln. Und du darfst trotzdem weitergehen.

„Frauen im Sanatorium“ ist ein Manifest weiblicher Verletzlichkeit und Solidarität. Eine Geschichte über das Überleben – in einer Welt, die oft vergisst, wie viele Narben Lächeln verbergen.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Buchverlag
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 15. Juli 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3498007327
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3498007324
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.1 x 2.39 x 20.9 cm
  • 24 Euro

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