
Warum erleben viele Frauen Konkurrenz statt Zusammenhalt? Warum kritisieren sie sich gegenseitig – oder sogar sich selbst – oft so hart?
Die US-amerikanische Autorin und Journalistin Sophie Gilbert geht in ihrem Buch genau diesen Fragen nach. Ihre Antwort: Ein großer Teil dieser Dynamik hat mit der Popkultur zu tun – vor allem mit den Filmen, Serien, Magazinen und Reality-Shows der 1990er- und 2000er-Jahre.
In einer feministischen Analyse erklärt sie, wie Frauen in dieser Zeit in den Medien dargestellt wurden – und was das mit unserem heutigen Bild von Weiblichkeit, Schönheit, Erfolg und Konkurrenz zu tun hat.
Was ist das zentrale Thema?
Gilbert untersucht, wie die Popkultur Frauen über Jahre hinweg gegeneinander ausgespielt hat – bewusst und unbewusst.
Sie zeigt:
- Frauen wurden oft als Rivalinnen gezeigt – z. B. um einen Mann, um Schönheit oder Aufmerksamkeit.
- In vielen Filmen oder TV-Shows gab es meist „die Gute“ und „die Böse“ – oft zwei Frauen, die sich gegenseitig bekämpfen.
- Männer wurden als Ziel, nicht als Mitmenschen dargestellt – Frauen galten oft nur als „wertvoll“, wenn sie attraktiv und begehrenswert waren.
- Reality-TV zeigte Frauen häufig in einem schlechten Licht – laut, emotional, zickig oder oberflächlich.
- Die Medien haben Stars wie Britney Spears, Paris Hilton oder Lindsay Lohan nicht nur beobachtet, sondern auch öffentlich bloßgestellt und gegeneinander verglichen.
All das prägt – oft unbemerkt – wie Frauen sich selbst und andere Frauen sehen.
Was ist daran problematisch?
Diese Darstellungen haben über viele Jahre ein verzerrtes Bild von Weiblichkeit gezeichnet. Viele Mädchen und Frauen haben gelernt:
- Du musst besser sein als andere Frauen, um gesehen zu werden.
- Schönheit ist wichtiger als Persönlichkeit oder Stärke.
- Andere Frauen sind Konkurrentinnen, keine Verbündeten.
- Wer nicht perfekt ist, wird bloßgestellt oder ausgelacht.
Diese inneren Glaubenssätze entstehen oft unbewusst – aber sie wirken stark. Sie beeinflussen, wie Frauen sich selbst behandeln, wie sie mit anderen Frauen umgehen und was sie für „normal“ oder „richtig“ halten.
Wie ist das Buch aufgebaut?
Sophie Gilbert analysiert verschiedene Beispiele aus der Popkultur – etwa bekannte Stars, TV-Formate, Magazine oder Musikvideos. Sie verbindet ihre Beobachtungen mit Forschungsergebnissen aus Soziologie, Medienwissenschaft und Psychologie.
Dabei bleibt sie klar, sachlich und nachvollziehbar. Sie beschreibt keine Einzelfälle, sondern zeigt, wie strukturell und weit verbreitet diese Darstellungen waren – und zum Teil noch immer sind.
Sie verurteilt dabei keine einzelnen Personen, sondern macht deutlich, wie stark gesellschaftliche Bilder unsere Vorstellungen prägen können – besonders bei jungen Mädchen, die noch auf der Suche nach ihrer Identität sind.
Was ist die Botschaft des Buches?
Sophie Gilbert will mit ihrem Buch ein Bewusstsein schaffen. Sie zeigt:
- Diese Dynamiken sind nicht angeboren – sie wurden uns über viele Jahre anerzogen und vorgelebt.
- Popkultur hat Macht – sie beeinflusst unsere Vorstellungen davon, wie Frauen „sein sollten“.
- Wir können diese Muster erkennen, hinterfragen und durchbrechen.
- Frauen müssen sich nicht als Gegnerinnen sehen, sondern können sich gegenseitig stärken.
Das Buch macht deutlich: Gesellschaftlicher Wandel beginnt mit Verstehen. Und wer erkennt, wie ungerecht manche Bilder und Rollen waren (und sind), kann anfangen, neue, bessere Wege zu gehen.
Für wen ist das Buch geeignet?
- Für alle, die sich für Feminismus, Popkultur und Gesellschaft interessieren
- Für junge Frauen, die ein besseres Verständnis für sich selbst und ihre Umgebung entwickeln wollen
- Für pädagogische Fachkräfte, Eltern und Lehrer*innen, die mit Jugendlichen über Medienbilder und Rollen sprechen möchten
- Für alle Geschlechter, die sich fragen, wie Vorurteile entstehen – und wie man sie abbauen kann
Fazit:
„Girl vs. Girl“ ist ein aufschlussreiches, kluges und wichtiges Buch. Sophie Gilbert beschreibt verständlich, wie die Popkultur Frauen über Jahrzehnte gegeneinander ausgespielt hat – und wie diese feinen, aber wirkungsvollen Mechanismen bis heute nachwirken.
Mit klaren Worten, viel Hintergrundwissen und konkreten Beispielen regt das Buch zum Nachdenken an – über das eigene Verhalten, über gesellschaftliche Rollenbilder und über die Kraft von Medien.
Ein feministisches Sachbuch, das nicht nur Probleme aufzeigt, sondern auch neue Wege öffnet: hin zu mehr Zusammenhalt, Verständnis und Selbstachtung unter Frauen.
Ein kluges, wichtiges Buch, das zeigt, wie Popkultur Frauen über Jahre hinweg gegeneinander ausgespielt hat. Sophie Gilbert schreibt klar, faktenbasiert und berührend. Eine wertvolle Analyse, die zum Nachdenken anregt – und Mut macht für mehr Zusammenhalt unter Frauen. Unbedingt lesen!
- Herausgeber : Piper Paperback
- Erscheinungstermin : 30. Mai 2025
- Auflage : 2.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 336 Seiten
- ISBN-10 : 3492064892
- ISBN-13 : 978-3492064897
- Originaltitel : Girl on Girl
- Abmessungen : 13.6 x 2.75 x 20.5 cm
- 18 Euro