
Ein Trostbuch wie eine sanfte Tasse Tee für die Seele
Was tut man mit all dem Kummer, der sich im Alltag wie Nebel zwischen Herz und Gedanken legt? Mit den kleinen und großen Stichen der Melancholie, mit Herzschmerzen, Verlusten, stillen Momenten, in denen das Leben nicht schreit, sondern flüstert? Man öffnet Katharina Hackers „Handbuch für Traurigkeiten“ – und atmet auf.
Denn dieses Buch ist kein Ratgeber im klassischen Sinne. Es ist auch kein Drama, kein Trostpflaster mit Ablaufdatum. Es ist ein Lichtpunkt, ein feines, sprachverliebtes Werk, das Traurigkeit nicht vertreibt, sondern zähmt. Katharina Hacker schenkt uns ein Stundenbuch für dunkle Tage, ein Bündel aus Worten, die mehr zuhören als reden – Minutenessays, die leise kommen, aber lange nachhallen.
Minutenessays voller Weite – kurz, klug, kostbar
Die Form? Ungewöhnlich – und genau deshalb so wirksam. In scheinbar kleinen Texten steckt ein großes Verstehen. Hacker denkt laut, denkt tief, aber nie schwer. Mit sprachlicher Eleganz, mit Witz und Wärme seziert sie die vielen Spielarten der Traurigkeit. Manchmal melancholisch, manchmal fast verschmitzt – aber stets ehrlich.
Sie schreibt nicht gegen die Traurigkeit an, sondern mit ihr. Erkennt in ihr einen Gast, der nicht verscheucht, sondern willkommen geheißen werden will. Und plötzlich erkennt man sich selbst zwischen den Zeilen – in der Müdigkeit eines Montags, im Nachhall eines verlorenen Blicks, in der Stille einer nicht abgeschickten Nachricht.
Zwischen Billie Holiday und stiller Hoffnung
Gleich zu Beginn verneigt sich Hacker vor der großen Jazzsängerin Carmen McRae, die einst Billie Holidays Lied „Good Morning, Heartache“ zu ihrer eigenen Hymne machte. Dieser musikalische Auftakt ist mehr als ein Zitat – er ist eine Einladung: Man muss nicht singen können, um mit der Traurigkeit zu tanzen. Manchmal reicht ein Gedanke, ein Text, ein Innehalten.
Und das gelingt Hacker mit einer feinen Mischung aus Philosophie und Alltagsbeobachtung. Ob sie von Einsamkeit spricht, von entgleisenden Plänen, vom Weltschmerz oder von Momenten, in denen einfach nichts hilft – sie bleibt immer zugewandt, menschlich, klarsichtig. Es ist, als würde sie sagen: „Du bist nicht allein. Und das Dunkel hat seine eigene Schönheit.“
Ein Buch, das bleiben will
Dieses Handbuch ist kein Buch zum schnellen Durchblättern. Es ist ein Buch zum Immer-wieder-darin-Verweilen, zum Hineinsinken, zum Mitdenken. Die Essays sind wie kleine Atempausen, wie Inseln inmitten stürmischer Tage. Man liest eine Seite – und bleibt plötzlich eine Stunde darin.
Und das Schönste? Trotz des ernsten Themas wirkt dieses Buch nicht bedrückend. Im Gegenteil: Es macht das Herz weit. Denn wo die Traurigkeit sitzen darf, wie Hacker schreibt, da wütet sie nicht. Da wird sie weicher, ruhiger. Vielleicht sogar zärtlich.
Ein poetisches Kompendium für graue Tage
Katharina Hackers „Handbuch für Traurigkeiten“ ist eine literarische Umarmung für alle, die manchmal nicht wissen, wohin mit ihrer Schwere. Es ist ein Buch voller zarter Gedanken, kluger Bilder und mutiger Einsichten – nicht über das Wegmachen von Schmerz, sondern über das Anerkennen. Und das macht es so wertvoll.
Wer mit leiser Kraft Trost sucht, wer Sätze liebt, die nachhallen, wer denkt, dass Bücher gute Freunde sein können – der wird dieses Handbuch nicht mehr aus der Hand legen wollen.
Ein stilles Meisterwerk.
Ein Seelenbuch.
- Herausgeber : Berenberg Verlag GmbH
- Erscheinungstermin : 24. März 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 112 Seiten
- ISBN-10 : 3911327064
- ISBN-13 : 978-3911327060
- Abmessungen : 12 x 1.2 x 18.3 cm
- 20 Euro