/ September 3, 2025/ Buch

Dieses Buch ist nicht nur eine persönliche Lebensgeschichte, sondern auch ein starkes Plädoyer für Demokratie, Freiheit und den Mut, Probleme klar zu benennen. Güner Yasemin Balci, Tochter türkischer Gastarbeiter, nimmt uns mit in ihre Kindheit und Jugend im Berliner Rollbergviertel – ein Ort, der für viele Menschen das erste Zuhause in Deutschland wurde und sich doch bald in einen sozialen Brennpunkt verwandelte.

Als ihre Eltern in den 1970er-Jahren nach Deutschland kamen, bedeutete eine Wohnung mit Bad und Heizung einen riesigen Fortschritt. Für die kleine Güner war diese Zeit noch unbeschwert. Doch ab den 1980er-Jahren änderte sich das Bild: Das Viertel wurde immer stärker von Konflikten, Kriminalität und patriarchalen Strukturen geprägt. Vor allem die Macht arabischer Großfamilien und der Einfluss eines strengen, rückwärtsgewandten Islams machten den Alltag vieler Mädchen und Frauen schwer. Selbstbestimmung und Freiheit waren nicht selbstverständlich – sie mussten erkämpft werden.

Balci beschreibt diese Realität aus eigener Erfahrung. Sie erzählt von Freundschaften, die Halt gaben, aber auch von Rückschlägen, vom Gefühl, zwischen zwei Welten zu leben, und vom ständigen Ringen um Zugehörigkeit. Ihr Viertel wurde für sie zur Lebensschule: ein Ort, an dem sie lernte, Widerstand zu leisten, für sich einzustehen und gleichzeitig Empathie für andere zu entwickeln.

Doch das Buch ist weit mehr als ein persönlicher Rückblick. Balci verbindet ihre Erlebnisse mit einer klaren Analyse der gesellschaftlichen Probleme. Sie zeigt, wie wichtig Integration ist – und wie schwer sie wird, wenn Politik, Behörden und Gesellschaft nicht ehrlich hinschauen. Allzu oft, so schreibt sie, reagieren Politiker nur mit populistischen Sprüchen, anstatt die Ursachen von Parallelgesellschaften und Ausgrenzung wirklich anzupacken. Dabei macht sie deutlich: Migration ist möglich, Integration kann gelingen – aber es erfordert harte Arbeit auf beiden Seiten.

Besonders eindrucksvoll ist ihre Haltung zur Demokratie. Der Untertitel „Zähne zeigen gegen die Feinde der Demokratie“ ist Programm. Balci macht klar, dass Demokratie von uns allen verteidigt werden muss – egal, ob die Bedrohung von rechts, von religiösem Fundamentalismus oder von anderen extremistischen Strömungen ausgeht. Sie fordert Mut, Ehrlichkeit und Engagement. Nur so könne das „Heimatland“ Deutschland ein Ort bleiben, an dem Freiheit und Vielfalt gelebt werden.

Trotz der harten Themen ist „Heimatland“ auch ein Buch voller Hoffnung. Balci erzählt nicht nur von Problemen, sondern auch von Chancen. Sie selbst ist das beste Beispiel dafür, dass Integration gelingen kann: eine Frau, die ihren eigenen Weg gegangen ist, die Brücken baut und die zeigt, dass Herkunft nicht über die Zukunft bestimmen muss. Ihr Buch ist eine Liebeserklärung an Deutschland – an ein Land, das sie als ihre Heimat versteht, gerade weil es immer wieder erkämpft werden muss.

Die Stärke des Buches liegt in seiner Mischung: persönliche Erinnerungen, gesellschaftliche Analyse und politische Botschaft greifen ineinander. Balci schreibt klar, ehrlich und nahbar, ohne zu beschönigen, aber auch ohne in Vorurteile oder Feindbilder zu verfallen. Sie kennt beide Seiten – die Chancen und die Schwierigkeiten – und genau deshalb hat ihre Stimme Gewicht.

„Heimatland“ ist kein theoretisches Sachbuch, sondern ein Erfahrungsbericht, der mitten aus dem Leben kommt. Es richtet sich an alle, die verstehen wollen, wie Integration tatsächlich funktioniert, welche Hürden es gibt und warum Ehrlichkeit und Offenheit entscheidend sind. Gleichzeitig ermutigt es dazu, nicht wegzuschauen, sondern aktiv für ein demokratisches und freies Zusammenleben einzutreten.

Am Ende bleibt ein starkes Gefühl: Demokratie ist nichts Selbstverständliches. Sie lebt von Menschen, die bereit sind, Haltung zu zeigen. Güner Yasemin Balci gehört dazu – und ihr Buch ist eine Einladung an uns alle, es ihr gleichzutun.

Ein beeindruckendes Buch! Güner Yasemin Balci verbindet persönliche Erfahrungen mit klaren Analysen und zeigt eindringlich, wie wichtig Ehrlichkeit und Mut in der Integrationsdebatte sind. Ihre Stimme ist empathisch, authentisch und kraftvoll. „Heimatland“ ist zugleich Lebensgeschichte, Liebeserklärung an die Demokratie und Appell zum Hinschauen. Ein kluges, mutiges Werk, das Hoffnung macht und Denkanstöße gibt.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Berlin Verlag
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 1. August 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 4.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3827015251
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3827015259
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.8 x 3.3 x 21 cm
  • 24 Euro

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