
Kennst du diese Sommerabende, an denen sich die Welt irgendwie weich und flirrend anfühlt? Wenn die Luft nach Flieder riecht, Musik über den See schwebt und alle, die dir mal was bedeutet haben, plötzlich wieder um dich rum sind – genau da, wo ihr früher schon wart? Wenn alles gleichzeitig vertraut und fremd ist? Genau dieses Gefühl fängt „Komm tanzen!“ ein – und das auf eine Art, die direkt ins Herz geht.
Der Roman ist mehr als nur eine Story über eine Party am See. Es ist ein Coming-of-Age-Moment, der sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlt. Du kommst rein in diese Geschichte, als wärst du selbst mit dabei – auf dieser Wiese hinter der Villa, mit einem kalten Getränk in der Hand, barfuß im Gras, während die Sonne langsam untergeht. Du lachst, erinnerst dich, machst Pläne. Und plötzlich wird’s still. Weil was passiert. Weil alles kippt.
Was genau passiert, verrate ich dir natürlich nicht – das wäre unfair. Aber so viel sei gesagt: Lucia Jay von Seldeneck versteht es meisterhaft, diesen Bruch einzufangen, diesen Moment, in dem einem bewusst wird, dass nichts ewig hält. Dass nicht immer alles einfach weiterläuft, nur weil man sich das so sehr wünscht. Der Roman fühlt sich an wie ein einziger, lauter Herzschlag in Zeitlupe. Voller Trotz, voller Wut, voller Wehmut. Und voller echter, roher Emotion.
Und dann ist da Jona. Jona, elf Jahre alt, viel zu jung für so große Worte – und doch ist es ausgerechnet er, der es als Erster ausspricht: „Es wird kein gutes Ende mehr geben.“ Das trifft. Und man merkt: Dieser Roman ist nicht nur Coming-of-Age. Es ist Coming-of-Reality. Erwachsenwerden in seiner ehrlichsten, schmerzhaftesten Form.
Was „Komm tanzen!“ so besonders macht, ist, dass es nichts künstlich aufbläst oder dramatisiert, sondern einfach beobachtet. Mit ganz viel Feingefühl. Du liest nicht, du fühlst. Du spürst die Wärme des Abends, das Kribbeln zwischen alten Freunden, die kleinen Risse in der Fassade. Und dann dieser See – so schön, so still, und doch voller Untiefen. Symbolisch ohne platt zu sein. Poetisch ohne kitschig zu wirken.
Auch sprachlich ist das Buch ein echtes Highlight. Lucia Jay von Seldeneck schreibt klar und intensiv, manchmal fast wie Musik. Man liest einen Satz und denkt sich: „Wow. Genau so fühlt sich das an.“ Es gibt diese Zeilen, die man sich am liebsten rausreißen und übers Bett hängen will. Und trotzdem wirkt alles natürlich, nie gekünstelt. Eben so, wie Menschen wirklich reden und fühlen, wenn sie in einer Nacht feststecken, in der sie merken, dass die Welt sich anders dreht, als sie dachten.
Es ist ein Buch über Freundschaft, über Verlust, über das große Trotzdem. Über das Festhalten und das Loslassen. Über das Tanzen in Momenten, in denen einem eigentlich eher nach Weinen zumute ist. Und gerade deswegen ist es so stark.
Wenn du auf der Suche nach einem Buch bist, das dich bewegt, das dich mitnimmt und noch lange in dir nachhallt – dann lies Komm tanzen!. Es ist kein lauter Roman, aber ein ehrlicher. Kein dramatischer Page-Turner, aber einer, bei dem du jeden Satz aufsaugst. Und am Ende dasitzt und denkst: „Ja. Genau so ist es.“
Also: Komm tanzen. Wirklich. Lies das Buch – und dann geh raus, an einen See, atme tief durch und denk an die Menschen, mit denen du alles teilst. Oder mal geteilt hast. Dieses Buch ist wie ein stiller Soundtrack zu all dem, was wir zu selten sagen. Ein Geschenk in Textform.
- Herausgeber : GOYA
- Erscheinungstermin : 13. März 2024
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 144 Seiten
- ISBN-10 : 3833747080
- ISBN-13 : 978-3833747083
- Abmessungen : 12.9 x 1.7 x 20.9 cm
- 22 Euro