/ September 3, 2025/ Buch

„Niemand rettet dich“ ist der dritte und letzte Teil der Grenzland-Reihe – und was soll ich sagen? Karen Inge Nielsen feuert hier nochmal alles ab, was sie draufhat. Dunkel, emotional, nervenzerreißend.

Im Mittelpunkt stehen wieder die Kommissare Mads Lindstrøm und Thomas Beckmann. Die beiden haben schon einiges erlebt, aber dieser Fall trifft besonders Mads mitten ins Herz. Stell dir vor: Er sitzt gemütlich an seinem Gartenhäuschen und findet plötzlich ein Projektil. Klingt erstmal unspektakulär – wäre da nicht die Tatsache, dass dieses Projektil mit einem Mord von 1998 zu tun hat. Damals wurde ein Heimleiter brutal ermordet, und Mads’ Vater war der Polizist, der den Täter damals überführte. Schon allein dieser Einstieg zieht dich komplett rein.

Und als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, taucht plötzlich die Leiche einer älteren deutschen Frau auf – nicht weit weg von Birkelev, dem Ort des alten Mordes. Zufall? Wohl kaum. Das Einzige, was die Ermittler in der Hand haben: ein halber Fingerabdruck. Und der gehört ausgerechnet dem Mann, der schon seit Jahrzehnten für den Mord von damals verurteilt wurde. Da stimmt doch was nicht!

Ab hier geht’s Schlag auf Schlag. Mads und Thomas wühlen sich durch alte Akten, reden mit Zeugen, die längst weitergezogen sind oder lieber nichts mehr sagen wollen. Und was sie dabei entdecken, ist alles andere als angenehm. Alte Lügen, die so lange erzählt wurden, dass sie irgendwann zur Wahrheit wurden. Verstrickungen, die weit in die Vergangenheit reichen. Und Menschen, die lieber alles dafür tun würden, um die alten Geheimnisse nicht ans Licht kommen zu lassen – auch wenn das bedeutet, dass heute noch jemand sterben muss.

Das Krasse an diesem Buch ist die Stimmung. Nielsen hat einfach ein Talent dafür, dich beim Lesen komplett in diese düstere, bedrohliche Atmosphäre reinzuziehen. Du fühlst dich selbst wie in Birkelev: nasskaltes Wetter, kleine Häuser, jeder kennt jeden, aber keiner redet über das, was wirklich passiert ist. Und mittendrin Mads, der nicht nur als Kommissar, sondern auch als Sohn mit den Geistern der Vergangenheit kämpfen muss.

Und dann ist da noch die Dynamik zwischen Mads und Thomas. Die beiden sind so unterschiedlich – der Däne und der Deutsche – und trotzdem merkt man, wie sehr sie einander vertrauen (müssen). Gerade in den Momenten, in denen es richtig brenzlig wird, ist diese Partnerschaft das, was sie über Wasser hält. Das sorgt für viele starke Szenen, manchmal sogar mit einem Hauch von Humor oder Menschlichkeit, die einem beim Lesen kurz Luft geben, bevor es wieder richtig finster wird.

Was mir besonders gefallen hat: Nielsen spielt ständig mit deinen Erwartungen. Du denkst, du hast den Täter durchschaut? Falsch. Du bist sicher, dass der alte Mord längst geklärt ist? Noch falscher. Sie legt dir Spuren, falsche Hinweise, Andeutungen – und du tappst mit voller Wucht hinein. Genau das macht den Reiz aus: Man liest und liest, weil man unbedingt wissen will, was damals wirklich passiert ist und wie alles zusammenhängt.

Und dann das Ende. Ohne zu spoilern: Es ist hart. Es ist emotional. Und ja, es hat mich tatsächlich zu Tränen gerührt. So ein Finale, das dich gleichzeitig schockt, bewegt und dann völlig sprachlos zurücklässt, habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

Wenn du also die Bücher von Jens Henrik Jensen, Stieg Larsson oder Arne Dahl magst, dann wirst du Karen Inge Nielsen lieben. Sie hat genau dieses Gespür für Spannung, für kaputte Figuren, für diese Mischung aus Krimi und Drama, die dich nicht mehr loslässt.

Mein Fazit: „Niemand rettet dich“ ist der perfekte Abschluss der Grenzland-Trilogie. Düster, spannend bis zur letzten Seite und so persönlich, dass du danach erstmal tief durchatmen musst. Es ist nicht einfach nur ein Thriller – es ist ein richtig intensives Leseerlebnis, das dich zum Nachdenken bringt und dir gleichzeitig eine Gänsehaut nach der anderen verpasst. Aber Vorsicht: Fang lieber nicht spät abends an zu lesen … denn dieses Buch legt man so schnell nicht mehr weg.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Piper Taschenbuch
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 1. August 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 2.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3492067131
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3492067133
  • Originaltitel ‏ : ‎ Blodoffer
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.6 x 3.15 x 20.5 cm
  • 16 Euro

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