/ April 16, 2023/ Romane


Leo Silberstein-Gilbert wurde 1878 in der Schweiz als Kind jüdischer Eltern geboren und besuchte eine Mittelschule in Aarau. Während seines Ingenieurstudiums an der Technischen Hochschule in Zürich arbeitete er als Journalist für verschiedene Tageszeitungen und wurde unter anderem von Ernst Haeckel geprägt. Später studierte er an der Universität zu Berlin und schrieb weiterhin Artikel für Zeitungen und Zeitschriften wie die Neue Freie Presse, die Frankfurter Zeitung, das Berliner Tagblatt, die Gartenlaube und die New York Times. Nach der Gründung der Wiener Tageszeitung Die Zeit leitete Silberstein-Gilbert die technische Redaktion. Silberstein-Gilbert wurde insbesondere von Ernst Haeckel geprägt, einem berühmten deutschen Zoologen und Philosophen, der sich auch mit der Evolutionstheorie und der Biologie beschäftigte.

Im Jahr 1907 veröffentlichte der Wiener Wissenschaftsjournalist Leo Silberstein-Gilbert einen Roman mit dem Titel „Der vollkommene Android“, der als eines der ersten Werke der Science-Fiction-Literatur gilt. Die Handlung des Romans dreht sich um den Physiker Frithjof Andersen, der einen vollkommenen Androiden konstruiert und dabei Künstliche Intelligenz einsetzt.
Sein Körperbau, seine Gesichtszüge sowie das Pulsieren seiner Adern und sogar seine Gefühlsregungen ahmen den Menschen auf eine so überzeugende Art und Weise nach, dass eine vollständige Täuschung erreicht wird.

Der Roman wurde in satirischer Form geschrieben und behandelt unter anderem auch Themen wie die Entwicklung der Technologie und deren mögliche Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Nazis entfernten das Werk später aus allen Bibliotheken, da es als „entartete Kunst“ angesehen wurde. Heutzutage gilt „Der vollkommene Android“ als ein bedeutendes Werk der Science-Fiction-Literatur und als ein frühes Beispiel für die Verwendung von Künstlicher Intelligenz in der Literatur.

Der Android ist in der Lage, den Menschen in seiner körperlichen Erscheinung und auch in seinen emotionalen Regungen perfekt zu imitieren. Der Androide entwickelt eine gewisse Selbstständigkeit und beginnt eine Karriere als Großindustrieller und wird schließlich vom König zum Minister ernannt. Die Geschichte ist eine frühe literarische Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz und zeigt, wie eine solche Entwicklung nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen haben kann.

Jedoch beginnt er schließlich einen Krieg vorzubereiten und das Volk in Hurrapatriotismus zu ertränken. Andersen sieht sich in der Pflicht, sein eigenes Geschöpf zu zerstören. Der Roman von Silberstein-Gilbert, der in der Belle Époque entstand und den Untergang der mitteleuropäischen Monarchien sowie politische Katastrophen vorhersagte, wurde nach der Machtergreifung der Nazis zensiert und aus Bibliotheken entfernt. Heute gibt es nur noch drei Exemplare in europäischen Bibliotheken. Nathanael Riemer hat das Buch unter dem Titel „Seine Exzellenz, der Android“ neu aufgelegt, um das eliminierte Buch und die Erinnerung an seinen Autor zu beleben. Riemer stieß auf das Buch während der Vorbereitung eines Seminars über Videospiele und Künstliche Intelligenzen unter den Trümmerschichten, die von einer NS-Literaturwissenschaftlerin hinterlassen wurden.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Edition W GmbH; 1. Edition (13. März 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3949671064
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3949671067
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.8 x 3 x 20.5 cm

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*